Beiträge von Serenity im Thema „Befreiung von Existenzängsten“


    Diese Anwort mag sich jetzt vielleicht ziemlich seltsam oder unglaubwürdig anhhören, aber richtige Existenzängte hatte ich eigentlich noch nie. Vielleicht liegt es daran, dass ich nie viel hatte, was hätte verloren gehen können. Vielleicht einfach auch daran, dass ich nie Interesse an einem "normalen" Alltagsleben mit geregeltem Job usw. hatte. Ich habe meinen Schulabschluss gemacht, vieles ausprobiert, hatte Erfolge und Misserfolge aber am Ende war ich nie auf irgendetwas fixiert. Natürlich kamen und gingen alte und neue Ideen, aber ich habe es einfach immer angenommen wie es kam. Hat etwas geklappt, war es gut. Ging etwas daneben, habe ich versucht daraus zu lernen und ruhig weiter gemacht. Ich habe keine Angst meinen Job oder meine Wohnung zu verlieren, denn die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es immer einen Weg gibt. Es geht immer irgendwie weiter. Ich habe keine Familie, keinen Freundeskreis den ich verlieren könnte, keine materiellen Güter ohne die ich nicht leben könnte und brauche kein großes Geld. Ob ich hier in meinem Zimmer lebe oder wo anders spielt keine Rolle. Ich würde gerne wo anders leben, aber da das im Moment nicht möglich ist versuche ich das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Ich weiß, dass ich in ein paar Jahren hier weg sein werde. Es gäbe tausend Dinge über die ich jeden Tag jammern könnte, aber was würde das nützen oder ändern? Gar nichts. Also immer ruhig und gelassen weiter gehen. Das Einzige worum ich mir Sorgen machen müsste wären meine drei Katzen, aber ich weiß dass ich sie im Notfall in allerbeste liebevolle Hände geben könnte. Zum Glück ist das jetzt nicht notwendig.


    Ich glaube die meisten Menschen haben Existenzängste, weil sie so extrem an ihrem Alltag und der Routine haften. Wenn ich früher in eine andere Stadt wollte, habe ich meinen Seesack genommen, bin zum Bahnhof gefahren und in den Zug gestiegen. Es ist alles eine Sache der Perspektive und Flexibilität. Je mehr man an einem Ort seßhaft wird, desto schwieriger wird es natürlich auf Veränderungen zu reagieren. Mit der Zeit verstrickt sich jeder in gewisse Verpflichtungen und nimmt sich dadurch selbst ein Stück Freiheit. Auch ich bin nicht mehr ganz so vogelfrei wie vor 15 Jahren, aber im Prinzip hat sich in mir nichts geändert.


    Verliert man seinen Job sucht man sich einen neuen. Arbeitslosengeld I oder II ist nicht das Ende der Welt. Muss man umziehen, nutzt man die Chance einen neuen Ort kennenzulernen und seinen Horizont zu erweitern. Jeder Ort kann ein Zuhause werden. Muss man sein Eigentumshaus gegen ein WG-Zimmer tauschen, verändert sich die Perspektive im materiellen und sozialen/zwischenmenschlichen Bereich. Es geht auch gar nicht so sehr darum, ob wir dass wollen, sondern einzig und alleine um die theoretische Tatsache, dass jeder von uns diese Dinge überstehen könnte. Ob man dadurch glücklich wird oder nicht wird ist eine andere Frage, aber all das sind ja nur Beispiele. Eigentlich geht einfach darum, dass unser Geist uns alle möglichen Gedanken und Geschichten serviert und wir sie so lange hören und ernst nehmen, bis wir einfach keinen Mut mehr haben etwas in Bewegung zu setzen.


    Veränderung ins Unbekannte braucht Mut und Entschlossenheit, aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und solange man nicht aus diesem inneren Teifelskreislauf ausbricht, werden die Ängste im Geist weiter triumphieren. Es ist viel mehr möglich als wir oft denken. Wir wissen es nur nicht, weil wir es meistens einfach gar nicht versuchen. Tun wir es dann doch, sind wird am Ende total vom Ergebnis überrascht. Ich will damit nicht sagen, dass man blind mit dem Kopf durch die Wand rennen soll und jedem spontanen Einfall sofort nachgeben soll ohne über die Konsequenzen nachzudenken, aber oft hilft es sich einfach ruhig hinzusetzen und es gedanklich durchzuspielen. Was will oder würde ich gerne tun? Warum tue ich es nicht? Wovor habe ich Angst? Was wäre, wenn dies oder jenes tatsächlich passieren würde? Wäre das wirklich das Ende? Oder gibt es doch einen anderen Weg? Eine Alternative, die mir bisher noch gar nicht klar war? Immer wenn mich Ängste packen, versuche ich meine Gedanken und Vorstellungen auf diese Weise zu durchleuchten und aufzulösen.