Beiträge von Tai im Thema „Sorge nicht zu dürfen!“

    Elke:


    Zennies sollen anscheinend bekannt für Knieprobleme sein.


    Davon habe ich in 25 Jahren Zen-Erfahrung nichts gehört. Etwas anderes ist es natürlich, wenn Menschen, die vorher schon Knieprobleme hatten, sich ohne entsprechende Vorsicht, quasi mit Gewalt zum Sitzen auf den Boden zwingen.Es kann schon sein, dass viele Gruppen damit nicht sensibel genug umgehen; im Zweifelsfall ist jeder eben selbst gefragt, auf seinen Körper zu achten, wie crmk das erfreulicher Weise ja auch tut. Das Sitzen im Lotus ist meines Wissens übrigens keineswegs auf "Zennies" beschränkt. [/quote]


    Elke:


    ... ich mach niemandem seine Sitzhaltung streitig und da auch meine Ansichtungen und Meinungen wandelbar sind, kann es durchaus sein, dass ich irgendwann mal wieder auf dem Boden rumlungere. :)


    Jedem Menschen wird letztlich ohnehin nichts anderes übrig bleiben, als seine eigene Sitzhaltung zu finden. Als jemand, der nach Jahren zum Teil auch sehr intensiven Sitzens die Lotushaltung als ausgesprochen bequeme Haltung erlebt, kann ich natürlich jeden, dem es physiologisch möglich ist, nur dazu ermutigen, sich an sie heranzuwagen. Idealer Weise sollte das Sitzen im Lotus von sanften Dehnübungen begleitet sein (vor und nach dem Sitzen). Denen, die sich in aller Ruhe zuhause das Sitzen im Lotus erschließen wollen, kann ich u.a. die tibetische Methode des Kum Nye als großartiges Hilfmittel empfehlen (Thartang Thulku, "Selbstheilung durch Entspannung").


    Elke:


    Das nenne ich nicht „versklaven“. Ich habe das Wort in dem Zusammenhang verwendet, wenn eine Gruppe darauf BESTEHT, dass ihre Mitglieder nur diese Sitzhaltung einnehmen dürfen, selbst wenn ihnen dies aus handfesten Gründen wie jenen von crkm nicht möglich ist. Das hat mit dem Geist des Zen dann auch nichts mehr zu tun, sondern mehr was mit Starrsinn und blindem Traditionsglauben, also Anhaftung. :P


    Ah, okay, sorry, das hatte ich im Kontext anders gelesen und sehe es ebenso wie du.


    _()_
    Tai

    Elke:

    Zen ist auch meine bevorzugte Richtung, aber auf die "korrekte" Sitzhaltung pfeife ich, obwohl ich gesundheitlich dazu in der Lage wäre. Ich brauche meinen Körper für den Weg zur Erleuchtung :P und will ihn nicht mit einer zumindest für mich unnatürlichen Sitzhaltung belasten. Ich habe genug über Knieprobleme bein Zennies & Co gelesen. Ich sitze auf einem Stuhl und das sollte auch im Zen kein Problem sein. Es wird zumindest immer wieder erwähnt, dass man auch auf einem Stuhl sitzen "darf" :roll: , vor allem auch, wenn es nicht anders möglich ist.


    Lass dich nicht versklaven, von wem auch immer. Eine Zen-Gruppe, die von vorneherein mit der sturen Vorgbabe einer bestimmten Sitzhaltung jene ausschließt, denen ein Lotussitz aus körperlichen oder sonstigen Gegebenheiten nicht möglich ist, hat etwas nicht verstanden. Pfeif drauf - und das hast du ja richtigerweise auch getan. Falscher Ehrgeiz ist fehl am Platz.


    Und wie mukti schon rät, such Kontakt zu dem Kloster, in das du willst und sprich offen dein Problem - das im Grunde keines sein sollte - an.


    Die Situation von crmk ist doch eindeutig: Da liegt eine klare physiologische Disposition vor und es wäre vollkommen unvernünftig, sich freiwillig immer wieder einer Situation auszusetzen, die damit verbundene Symptome triggert.


    Warum darüber hinaus hier immer wieder allerhand hausbackener Unsinn über die Lotusposition geschrieben werden muss, ist mir schleierhaft; umso mehr von einer Teilnehmerin, die auf diese Sitzhaltung "pfeift, obwohl sie gesundheitlich dazu in der Lage wäre". Inwiefern ist denn z.B. das Sitzen auf einem Stuhl gegenüber dem Sitzen im Lotus "natürlicher"?


    Die von dir/Elke zugegebener Maßen nicht direkt gesagte, in meinen Ohren aber doch deutlich implizierte Behauptung, das Sitzen im Lotus würde Knieprobleme erzeugen, halte ich schlicht für falsch - sofern man maßvoll und vernünftig an sie herangeht (und das sollte selbstverständlich sein, denn es trifft auf jede beliebige Methode oder Technik zu). Ich schreibe dies übrigens nicht, weil ich irgendwo darüber "gelesen" habe, sondern aus jahrelanger Erfahrung in Zen-Gruppe(n).


    Wer sich die Position des (am besten vollen) Lotus mit der Zeit erschlossen hat, findet in ihr eine geradezu vollkommene Haltung, gegenstandsloses Gewahrsein auszuüben. Die Position ist ins sich so stabil, dass sich über die Jahrhunderte immer wieder alte Zen-Meister, wenn ihre Zeit gekommen war, zum Sterben in den Lotus gesetzt haben und dann nach ihrem Ableben so sitzen blieben (vor einiger Zeit wurde erst wieder über einen solchen Fall in Südkorea berichtet). Durch ihren aufrechten Charakter und die für den inneren Energiefluß sowie eine tiefe und entspannte Atmung ideale Aufrichtung der Wirbelsäule ist der Lotus ausgesprochen gut geeignet, geistig-emotional hellwach im Augenblick zu weilen. Alles loszulassen, erfordert all deinen Mut. Der unterscheidende Geist stürzt sich geradezu reflexartig auf jede noch so kleine Ablenkung; die Bedeutung einer stabilen Sitzposiotion ist da nicht leichtfertig zu unterschätzen. Es ist wohl auch kein Zufall, dass dem erleuchteten Buddha seit 2500 Jahren diese Körperhaltung zugeschrieben wird. In Bezug auf Zen-Gruppen, die aus guten Gründen diese Tradition fortsetzen - und das sind nahezu alle Zen-Gruppen - hier von "Versklavung" zu sprechen, halte ich für unangemessen.


    _()_
    Tai