Licht:
Ich finde es jedenfalls positiv das es mit der NKT eine schulische Ausrichtung gibt die "reinen" Mahayana lehrt.
Das ist glaube ich eine Missverständis. Die NKT sieht sich genau wie der Dalai Lama auch in der Tradition der Gelug-Schule. Die Konflikte gehen eher darum, wer "die wahren Werte der Gelug Schule" verraten hat und wer für sie einsteht. Inhaltlich hält man sich an die gleichen, alten Klassiker (Lojong, Lamrim, Mahamudra) und die NKT ist in der Hinsicht sogar noch konservativer und buchstabengläubiger, während sie in anderer Hinsicht (Vinaya, Mönchstatus) oft ganz seltsam locker von der Tradition "abhebt".
Die Idee eines "reines Mahayana" ist fragwürdig, weil die Idee der Reinheit und der Indenität ja gerade im Mahayana tief suspekt sind. Im Thervada ist der Palikanon zentral und über die Jahrhunderte hat man sich sehr viel Mühe gegeben, immer wieder Überlagerungen vom Reinen und Ursprünglichen abzugrenzen. Während Mahayana mehr oder weniger ein Sammelbegriff für alle möglichen Häresien war, die Buddhas Wort in neuen, ungewohnten Weisen audrückten. Mahayana begann als eine Opposition gegen die "Reinheit" der Altgläubigen. Als die Freiheit sich nicht an die Buchtstaben und and den historischen Buddha fesseln zu wollen, sondern zu neue, abstrakteren und metaphysische Sutren mit transzendeten Buddhas zu kommen. Wenn Theravada "traditioneller Buddhismus" ist, ist Mahayana "alternativer Buddhismus". Und diese Suche nach alternativen Ausdrucksmöglchkeiten brachte eine grosser Vielfalt neuer Ansätze und Ideen hervor.
Von daher ist die Suche nach einem ursprünglichen, reinen Mahayana etwas seltsames. Im Herzsutra - einem zentralen Mahayana-Text, dem vom Zen bis zum tibetischen Buddhismus grosse Bedeutung zugemessen wird, heisst es "nicht rein, nicht unrein". Das bezieht sich darauf, dass die Kategorien Reinheit und Unreinheit menschilche Kategorien sind, und Befreiung jenseits davon liegt. Von daher könnte es sein, dass ein "reiner Mahayana" womöglich gar keiner ist.