Beiträge von void im Thema „Individuen oder nicht?“

    blue_aprico:

    void:

    Zitat

    Dann sagt mir der mittlere Weg, dass es "Einhörner weder gibt noch nicht gibt"?


    "Mittlerer Weg" argumentiert nicht mit Ausgedachtem. ;)


    Das ist genau mein Punkt.


    Und die Thesen "alles ist individuell" und "nichts ist individuell" kommen mir wie sehr hypothetische Fälle vor, die ich mir nicht im geringsten vorstellen kann.

    Sunu:

    Das eine Extrem sagt: " Alles ist Individuell"
    Der andere Extrem sagt: " Es gibt nichts individuelles"
    Der Mittlere Weg würde lauten:
    "Weder gibt es Individuen, noch gibt es sie nicht ".


    Mann muss sich also nur zwei Extreme ausdenken, dann stimmt das was in der Mitte ist?


    Das ein Extrem: "Es gibt keine Einhörner"
    Das andereExtrem: "Die Welt ist voller Einhörner"


    Dann sagt mir der mittlere Weg, dass es "Einhörner weder gibt noch nicht gibt"?


    Er ist also so eine Art Taototologie die letzenlich nur sagt: "Extreme stimmen nie".


    Aber ist das nicht selber eine extreme Ansicht?

    Sprite:
    Zitat

    Ostdeutschland hat eine kollektivistische Vergangenheit, vielleicht ist das Wort "Individualismus" deshalb so ein rotes Tuch für dich?


    Nö das nicht...ich lass ja jeden leben wie er will...leben, leben lassen...aber ob man seinen "Individualismus" auch tatsächlich selbst bestimmt...also WIE man sich gibt und auftritt...das wage ich zu bezweifeln. Vielmehr meine ich: Du kannst gar nicht anders leben, als wie du gerade lebst. Ob du dir jetzt den Stempel "Individualist" oder ob ich mir den Stempel "Ossi Priester" draufdrücke...


    Ich denke, wenn man über "Individualismus" spricht, spricht man über zwei verschiedene Sachen:


    • Das eine ist die Ideologie des Individualismus. Dieser basiert darauf, dass man von den Standesunterschieden absehen und die Menschen ersteinmal als prinzipiell gleich ansehen kann. Anstatt erst einmal von den Erfordernissen von Familie, Staat und Gesellschaft auszugehen, geht man von den "persönlichen" Bedürfnissen der Menschen aus. Diese Idee des Indivdualismus ist ein Produkt der Moderne. Wobei es da so war, dass erst in der Nachfrage-getrieben Wirtschaft der Nachrkriegszeit die Idee Indvidualismus richtig wichtig wurde. Überall wo Mangel herrscht, werden die persönlchen Neigungen dem Überleben der Kollektive untergeordnet.


    • Das andere ist die "Verschiedenheit der Menschen": Und da ist es so, dass die Menschen immer schon verschieden waren. Der eine ist jähzornig der andere sanft, , der eine schlau der andere dumm, der ein geeschickt der andere unfähig. Und natürlich gibt es in einer tradittionellen Gesellschaft eine Unzahl von unterschielchen Nischen und sozialen Rollen. Diese Vielfalt hat aber überhaupt nichts mit Indivdualismus im obigen Sinne zu tun, da dessen Grundlage ja sogar die grundlegende Gleichheit ist.


    Wenn man nicht sagt, was man damit jeweils meint, ist es so wie man über marode Banken diskutiert ohne dabei klar zu sagen, ob man über reperaturbedüftige Sitzgelgenheiten in Parkanalagen spricht oder über Geldhäuser.

    Stero:
    void:

    Auf der anderen Seite sind unsere unterscheidlchen Wünsche und Geschäcke ja eine Ursache des Leidens.


    Ursache des Leidens? In einer auf Gleichschaltung ausgelegten Gemeinschaft vielleicht.


    Ein buddhitisches Ideal ist es ja, die Fähigkeit unter allen möglichen äußeren Umständen glücklich sein zu können. Also uabhängig davon, ob die Sonne scheint oder nicht, bestimmte Leute das sind oder, oder etwas bestimmtes passiert. Während individuelle Wünsche ja immer "Einschränkungen des Glücks" sind. Man ist happy, wenn die Sonne scheint und es Eis gibt und nicht happy, wenn es regnet und der Eisstand zu hat. Von daher kann ein Weg zum Glück darin bestehen, dass man lernt unter wechselnden, äußeren Umständen glücklich zu sein.


    Natürlich ist es so, dass diese religiöse Idee sehr gut verwendet werden kann, um gesellschaftliche Konformität herzustellen. Techniken die es dem einzelenen erlauben, an genau der Stell glücklich zu sein, wo er ist, kräftigen den Status Quo. Anstatt gesellschaftliche Verhältnisse zu ändern, soll man sich selber ändern um in ihnen zu funktionieren. Das japanische Sprichwort sagt: "Der vorstehende Nagel wird eingehämmert." (Deru kugi wa utareru.)


    Aber auch wenn die religiöse Idee in vielen buddhitischen Kulturen zur Aufrechterhaltung der Macht benutzt wurde, gibt es natürlich einen darunterliegenden nicht-gesellschaftlichen Aspekt. Es ist ja nicht alles, was einem an Umständen begegnet, und an das man sich dynamisch anpasst gesellschaftlich. Bin ich bei Regen und bei Sonnenschein glücklich, dann erfolgt eine Anpassung an die Natur.

    Robin:

    Ich habe mich gefragt was jetzt der Buddhismus zum Individuum sagt, ich habe oft gehört es gäbe kein Individuum, alles ist Teil des ganzen, die Ansicht finde ich auch sinnvoll, wenn auch für mich noch nicht 100% verständlich. Auf der anderen Seite habe ich auf etlichen Seiten Büchern etc. gelesen, jeder Mensch sei ein Individuum.


    Wir müssten mal den Begriff des "Individuums" klären. Weil darunter ja sehr verschiedene Sachen verstanden werden.


    Ersteinmal gibt es ja da die Idee des "autonomen Individuum", also dass der einzelne ganz aus sich heraus, frei seine Entscheidungen trifft. In diesem Sinne glaubt der Buddhismus nicht an das Individuum sondern betont stark, dass die Idee eine einheitlichen "handelnden Subjekts" so nicht stimmt.

    Dann verbindet man mit "Individuuum" die Idee, dass wir alle sehr verschieden sind und deswegen das was für den einen gilt nicht für den anderen gelten muss. Wir haben unterschedlcihe Geschäcker, Temperamente, Fähigkeiten, Hoffnungen usw. Darauf aufbauen gibt es den Indivdiualismus, der meint, dass man die Leute nicht über einen Kamm scheren kann, sondern auf sie eingehen muss. Bei Buddha sieht, man dass er sehr auf seine unterschiedlichen Leute, die er traf einging.


    Wobei es da dann zwei gegenläufige Tendenzen gibt: Bei seinen Mönchen ging Buddha sehr auf dereren unterscheidlches Sein ein, also wass sie jeweils für Fähigkeiten, Probleme hatten. Jeder hat ja andere Talante hat, die man im Klosteralltag unterschedlich einsetzten muss.


    Auf der anderen Seite sind unsere unterscheidlchen Wünsche und Geschäcke ja eine Ursache des Leidens. Jemand der ein bestimmte Art von Essen, ein bestimte Art von Kleidung usw. will kann ja unglücklich werden, wenn das nicht der Fall ist. Von daher ist das Klosterleben so eringerichtet, dass es ein "Festahlten an der Idee vom indiividuellen Selbst" entgegenwirkt. Die Mönche sind gleichbgekleidet, haben keine Haare, keine Privatsphäre, essen das Gleiche. Eben ums sie zu lehren, ihre "individuellen Wünsche" abzulegen.