Jojo:@ stero
Frage 1: Ist für dich Unterlassen und Unterdrücken dasselbe?
Wenn erst mal etwas ist, und dann erscheint da eine Rationale, ein überlegter Vorsatz und ich künstel dann weg, was da erst mal ist, veranlasst von dieser Rationale, dann ist das eine Form der Unterdrückung, ja.
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Frage 2:
Gehst du von der Annahme aus, dass der Wütende immer in einer unterlegenen Position ist? Was ist mit Wütenden in Machtpositionen?
Eine Mutter, die den Impuls verspürt, ihr dauerschreiendes Kind zu schütteln und an die Wand zu knallen.
Ein Diktator, der von seinen Untergebenen genervt ist.
Was ist mit Wütenden, die schlicht niemals – auch durch den freiesten Ausdruck ihrer Wut – die Welt in die Richtung verändern können, die sie sich wünschen – auch wenn ihr Wunsch dazu absolut berechtigt ist? Die sich, im Gegenteil, durch den Ausdruck ihrer Wut in eine noch schlimmere Situation bringen würden?
Ein durch einen Unfall Querschnittsgelähmter, der auf die ganze Welt wütend ist.
Ein alter Mann, der auf Pflege angewiesen ist, und der auf seine Frau wütend ist, weil sie die einzige ist, die da ist.
Was ist mit Wütenden, die sich irren?
Meine Kollegin, die mich gestern anschrie, weil sie dachte, ich hätte einen Fehler gemacht – bis sie herausfand, dass sie den Fehler selbst gemacht hatte.
Es gibt viele Situationen, in denen es fraglich ist, ob der unmittelbare, authentische Ausdruck von Wut ein kreativer und intelligenter Umgang mit einer gegebenen Situation ist.
Grundsätzlich unterlasse ich Spekulationen in diesem Kontext. Hier habe ich also Unterdrückung ausgeübt. Die Rationale: Ich habe festgestellt, dass es da eine Neigung gibt, so "was wäre wenn" Spielchen anzustellen oder über andere zu spekulieren etc. Dann habe ich festgestellt, dass diese Gedankenspielchen vollkommen irrelevant sind und nicht den geringsten Einfluss darauf haben wie ich mich verhalte, dass es also für mich nur wichtig ist wie ich mich in bestimmten Situationen verhalte und dabei nicht in Situationen, die ich mir spekulativ ausmale, sondern Situationen wie sie Moment für Moment sind. Dabei ist mir jegliche Lust oder Freude an solchen Gedankenspielen vergangen.
Versteh also alles was ich sage ohne jeglichen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich spreche nur für mich.