Beiträge von Sunu im Thema „Verzeihen? Was bedeutet das in der Buddhismus-Logik?“

    DerLogikBuddha:

    Wenn du vergibst und diese Vergebung war eine falsche Entscheidung, weil der Täter durch deine Vergebung die Möglichkeit wieder hat jemanden etwas Leid anzutun (zb. weil du ihm aus dem Gefängnis befreit hast, aus Vergebungs-Glauben/Mitgefühl), bist dann nicht du auch teil dieser Schuld? Weil du zu blauigig aus Liebe gehandelt hast?


    Das ist mein Problem.


    Ich kann jemanden vergeben und ihn trotzdem im Gefängnis verwahren, wenn derjenige eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Überhaupt sollte eine Inhaftierung in einer modernen Gesellschaft nur ein Mittel sein, sich vor jemanden zu schützen und nicht als "Bestrafung" gesehen werden. Es wäre natürlich alles andere als klug einen wahnsinnigen Massenmörder z.B. aus Mitleid auf die Gesellschaft loszulassen. Ich denke ja Mitleid könnte evtl. tatsächlich zu einer solchen Aktion verführen, jedoch sehe ich nicht, wie das durch Mitgefühl geschehen sollte. Im Gegenteil das Mitgefühl ermöglicht es erst zu verstehen und ggf. Gefahren abzuschätzen die von einer Person ausgehen könnte. Man sollte sich nur keine falschen Illusionen machen und sich vor Augen führen, dass man unter gewissen Umständen auch selber zum "Täter" hätte werden können. Es ist immer leicht mit dem Finger auf andere herab zu zeigen, während man auf einem hohen Ross sitzt, aber gerade das ist gefährlich. " ich bin ja der Gute...mir kann so etwas nie passieren...ich hätte so etwas nie getan" und schon steckt man mitten im Morast ohne es zu merken.
    Unsere Großeltern oder Urgroßeltern haben wahrscheinlich auch gedacht, dass sie die " Guten" sind, als sie für "Volk und Führer" in den Krieg gezogen sind. Heute ist es da leicht für uns zu sagen, dass wir so einem ja nie auf den Leim gegangen wären... Tatsächlich wären so gut wie alle mitmarschiert, wenn sie unter den den damaligen Umständen aufgewachsen wären. Zu denken " mir könnte so etwas nie passieren" ist töricht und kann einen blind in die Falle laufen lassen....
    Vergebung bedeutet für mich, u.A. genau das zu begreifen...: "Ich könnte da jetzt auch auf der Anklagebank sitzen"

    Zitat

    Complex das ganze eben.
    Und so ist es auch mit dem Verzeihen und mit dem Mitleid, Schuld und Unschuld und der gleichen zu betrachten. Trotzdem gibt es Schuld und Nichtvergebung.
    Denn beides ist real, das gute und das Böse.


    Real? Wo? Das sind abstrakte Begriffe. Wer bestimmt was gut und böse ist? Es mag allgemeine angeborene menschliche Neigungen geben, die uns die Natur mitgegeben hat. Wer sich nicht dran hält, fügt sich im Prinzip selbst Leid zu.
    Schuld...? Jeder ist für seine Gefühle und sein Leid letztendlich selbst verantwortlich. Jeder bestimmt selbst, wie leidvoll ein Umstand wahrgenommen wird, ob ich mich jahrelang damit herumquälen will oder nicht. Mitleid? Wem soll das etwas bringen, wenn ein anderer auch noch mitleidet? Mitgefühl ist da etwas völlig anderes. Das selbe Gefühl muss für unterschiedliche Personen nicht gleichermaßen leidvoll wahrgenommen werden, auch wenn es unangenehm ist. Der eine kann aber ggf. verstehen, dass es für den anderen als " Leid" wahrgenommen wird. Mitgefühl, dass ist es worauf es ankommt...

    Hi LogikBuddha,


    Ich denke Menschen verändern sich halt. Und ich fasse den Buddhismus so auf, dass es keinen festen Wesenskern bzw. keine Seele gibt. Also besitzt derjenige der irgendwem ein Leid antut, nichts worauf ich mich beziehen könnte, worauf ich ein Verzeihen bzw. Nichtverzeihen überhaupt anwenden kann. So gesehen kann ich ein gegenwärtiges Verhalten einer Person ablehnen....oder begrüßen.... Doch um nachtragend zu sein, müsste ich an sowas wie einen festen, unveränderlichen Wesenskern glauben.