Beiträge von kongjiazhong im Thema „Andere Ursachen außer Karma“

    Sherab Yönten:
    kongjiazhong:

    Um als Tulku erscheinen zu können, müssen doch bestimmte Qualifikationen, d.h. karmische Voraussetzungen vorliegen (das habe ich als "Macht" bezeichnet). Ich selbst verfüge nicht über solche, aber der Rinpoche, sonst wäre er keiner.


    Von diesen "karmischen Voraussetzungen" weiß ich nichts. Ich kenne es so, dass sich nach dem Tod eines Tulkus eine "Findungskommission" zusammensetzt. Die Personen dieser Kommission haben dann die Macht zu entscheiden ob dies oder jener der Nachfolger eines Tulku ist.


    Klar, es gibt Findungskommissionen, aber es kann ja nur derjenige gefunden werden, der schon früher da war, und der wieder da ist, weil er da sein will. Und ob man da sein kann, wo man da sein will, ist nunmal von karmischen Voraussetzungen abhängig, wenn man nicht annehmen will, dass das Da-Sein des Reinkarnierten (der Begriff stammt nicht von mir) ursachenlos sei.


    "Tulkus gelten als die irdische Manifestation des Buddha, als Nirmånakåya, und es gibt Reinkarnationen von Buddhas, Bodhisattvas und verwirklichten Meistern, die eine völlige Kontrolle über Zeit, Ort und Form ihrer Wiedergeburt erlangt haben."


    Dies zitiere ich aus einer Veröffentlichung des Tibetischen Zentrums, die interessant und aufschlussreich ist, wenn auch die sozio-ökonomisch-historische Sicht im Vordergrund steht, und nicht die "spirituelle":
    https://www.tibet.de/zeitschri…2bc958e2b7343128cc0d002c3


    Die "Reinkarnationskette" des jetzigen 9. Kyabgöns von Dagyab, des einzigen, man legt darauf Wert, Hothogthu Nomonhans im Westen, also Seiner Eminenz Loden Sherab Dagyab Kyabgön Rinpoches ist hier beschrieben:


    http://www.dagyab-rinpoche.com…inie-der-dagyab-kyabgoen/


    Kogjiazhong

    Sherab Yönten:

    Es ist sein Wunsch, die Linie zu beenden, aber er hat dafür nicht die Macht:


    Um als Tulku erscheinen zu können, müssen doch bestimmte Qualifikationen, d.h. karmische Voraussetzungen vorliegen (das habe ich als "Macht" bezeichnet). Ich selbst verfüge nicht über solche, aber der Rinpoche, sonst wäre er keiner.


    Sherab Yönten:

    "Was die Leute daraus machen, darauf habe ich keinen Einfluss."


    Die Leute können doch lediglich, wenn überhaupt, zu den Umständen gezählt werden, unter denen ein Rinpoche erscheint, aber sie sind nicht die Ursache für seine Wiedergeburt. Natürlich können die Leute irgendjemanden auswählen und als Rinpoche verehren, aber das ist ein ganz anderes Thema. Sie können auch für das baldige Wiedererscheinen Gebete verrichten.


    Meint der Rinpoche, dass er wiederkommen wird, wenn man ihn bittet, wenn man sich sein Wiedererscheinen aber verbittet, dann kommt er nicht - die scheint mir eine etwas merkwürdige Argumentation zu sein. Entweder gibt es Tulkus oder nicht, man sollte nicht zu viel auf die Leute geben.


    kongjiazhong:

    Die Beendigung scheint mit den "finanziellen Interessen, Machtinteressen und politischen Interessen" des Tibethausmilieus zusammenzuhängen.


    Sherab Yönten:

    Diese Behauptung ist an den Haaren herbeigezogen. Ich möchte Dich bitten, solche spekulativen Unterstellungen sachlich zu begründen bevor Du hier so eine These aufstellst.


    Wenn man unverschämterweise allen anderen Linien unterstellt, sie wären Ergebnisse finanzieller Interessen usw. (wenn man dadurch einfach vielleicht von seiner eigenen auf die anderen schließt), dann sollte man sich nicht wundern, wenn diese Annahme auch auf die eigenen Entscheidungen angewandt wird.


    Das Tibethaus soll in eine große "Professorenvilla" im hochpreisigen Areal an der Messe umziehen, so habe ich gehört, "günstig" wird das bei den Immobilienpreisen in Frankfurt nicht (es ist aber immerhin eine gute Geldanlage).


    Sich beim "aufgeklärten" Publikum und potentiellen Mitfinanzieren als traditioneller und unkritischer "Wiedergeburtler" auszugeben, dürfte nicht besonders zielgerichtet sein. Wenn man anderen "Interessen" unterstellt, dann sollte man sich selbst auch "Interessen" unterstellen lassen.


    Zitat

    Wenn Du Rinpoche persönlich kennen würdest und eine Beziehung zum tibetisch buddhistischen Weg hättest


    Ich habe ihn mehrere Male in unterschiedlichen Situationen gesehen und gehört, er war mir niemals besonders sympathisch, was aber nicht an ihm liegt, sondern an mir (es ist Geschmacksache).


    Zitat

    Journal von Tibethaus zu kaufen, denn ich habe lediglich sein persönliches Fazit hier wiedergegeben. Der komplette Text ist aber wesentlich länger.


    Gute Idee, natürlich würde mich interessieren, wie der Rinpoche zur Tulkufrage steht. Gibt es Tulkus oder nicht, wenn ja, was sind die Voraussetzungen, einer zu werden, wie kann das mit den allgemeinen buddhistischen Lehren erklärt werden usw., die sozio-ökonomischen Fragen interessieren mich dagegen weniger.


    Ich selbst habe mit der Vorstellung, dass es "Rinpoches" gibt, die "willentlich" zum Wohle der Wesen erscheinen, die "wiedergeboren" werden, übrigens nicht die geringsten Probleme.


    Kongjiazhong

    Sherab Yönten:

    Dagyab Rinpoche lehnt dies ausdrücklich ab. Es sei sein Wunsch, seine Linie (Dagyab Kyabgön-Linie) zu beenden, da es "beim Tulku System ausschließlich um finanzielle Interessen, Machtinteressen und um politische Interessen ginge".


    Jemand, der "seine Linie" beenden kann (weil er dafür die Macht hat bzw. die karmischen Voraussetzungen mitbringt), hat sie begonnen und kann sie (möglicherweise) wieder anfangen.


    Die Beendigung scheint mit den "finanziellen Interessen, Machtinteressen und politischen Interessen" des Tibethausmilieus zusammenzuhängen. Die Linie zu beenden kann genauso ignorant und arrogant und interessengeleitet sein, wie sie anzufangen und fortzuführen.


    Man kann nicht das Meer auspeitschen, wer es versucht, macht sich lächerlich, genauso wie derjenige, der darauf verzichtet, weil es ihm gerade danach ist oder ihm besser in den Kram passt.


    Kongjiazhong