Beiträge von itune im Thema „Theravada und Zen“

    Zitat

    Ich glaub auch nicht, daß man das da einfach von seinen vereinzelten Erfahrungen extrapolieren kann


    Ich glaube das Gegenteil. Dass man am besten von seinen eigenen Erfahrungen schließen kann. Diese sagen einem, dass nur zeitlich begrenzte Erfahrungen bewusst erlebter Freiheit von Hass, Gier usf. möglich sind. Diese Zustände unterliegen der Vergänglichkeit. Dass sie dies tun, ist ein Bestandteil der buddhistischen Lehre. Dass im Idealfall ein unumkehrbarer "Dauerzustand" (Nirwana) von Ego-losigkeit, Hass- und Gierfreiheit herrsche - was ja auch Bestandteil der Lehre ist -, das wirkt wie eine rein hypothetische Konstruktion, damit man sich im Sinne deiner unaufhörlichen Übung anstrengt. Nach meiner Erfahrung wird dies jedoch nirgendwo beobachtet und es ist niemandem ein solcher Mensch bekannt (ich würde auch den im Palikanon geschilderten Heiligen oder andere wie Jesus usf. nicht so sehen, bei genauer Betrachtung, aber er dient ja vor allem der oben genannten Idealisierung).


    Was ich damit sagen will ist, dass meines Erachtens nichts anderes als eine vergängliche Erfahrung von Egolosigkeit möglich ist. Ansonsten jagt man einem Phantom nach. Bei der dauerhaften Darstellung eines "guten Charakters" - um das mal "universal" umzuformulieren, zeigen sich lediglich graduelle Unterschiede, also dass der eine weniger gierig ist als ein anderer bzw. dass er unterschiedliche Gierphasen im Leben durchmacht. Im Grunde geht es darum, die punktuell gemachte Erfahrung so gut wie möglich im Alltagsleben auszuweiten. Der Trick ist also zu durchschauen, dass das Ideal einem Traum entspricht, wie er etwa in Hollywood-Filmen oder Comics mit Superhelden gezeichnet wird. Ansonsten wird schon durch eine kleine Perspektivverschiebung unser Held der Moral kritikwürdig (wieso hat Jesus sich so einfach ans Kreuz nageln lassen, wieso hat der Buddha nicht eindeutig Vegetarismus oder vegane Ernähung gefordert ...). Auch diese Helden sind also gescheitert, wenn man nur ein wenig den Blickwinkel ändert.


    Vielleicht ist das ja mit deiner unaufhörlichen Übung gemeint.

    bel:

    Zitat

    Und weißt du jetzt besser, wie das ist


    Ja, weißt du das denn nicht? Was das bedeutet, nicht gierig zu sein, nicht anzuhaften? Darum geht es doch.

    Zitat

    Um zu wissen, was das "Ziel" sei, müßten wir ja wissen, worin es besteht.


    Das sagt offenbar ein Zenbuddhist. Und das könnte dann der Unterschied zum Theravada sein. Dort kennt man das Ziel, es heißt Nirwana. Es ist im Palikanon ganz gut beschrieben: Erlöschen - kein Ego, keine Gier, kein Anhaften.