Beiträge von Yofi im Thema „Virtuosenfrömmigkeit oder doch geistige Überheblichkeit?“

    Sôhei:

    Amdap


    Wie ist das denn jetzt mit ein paar Beispiel-Stellen aus dem Govinda, kommt da noch was?


    Ich antworte stellvertretend, weil ich u. a. darüber berichtet habe, dass ich mir das Buch kaufen werde. Das hat sich auch wirklich gelohnt, es ist ein einmaliges Werk, das viele mystische Erfahrungen und geschichtliche Erläuterungen in einer ungewohnt poetischen Sprache wiedergibt. Allerdings ist die grammatische Ausführung wirklich sehr schwierig, manche Sätze müssen mehrmals gelesen werden um die Aussage sinngemäß zu erfassen. Demnach genau das, was ursprünglich von Amdap angemerkt wurde.


    Ein Beispiel:


    "Grundlagen tibetischer Mystik" - Lama A. Govinda, O. W. Barth Verlag, 9. Auflage 1994


    Seite 5:


    "Wie es im ersten Lautwerden beschwörender Zwang war, mit dem Unmittelbares den Seher-Dichter als Bild und Wort überkam, Zwang, mit dem der Dichter Ummittelbares in Bild und Wort bewältigte, - so ist für alle Folgezeit, die mantra-Worte zu brauchen weiß, beschwörender Zwang, magisches Mittel, um unmittelbar Wirklichkeit - Erscheinung der Götter, Spiel der Kräfte - zu wirken."

    Ich finde das Thema auch interessant. Im Grunde sind alle Übersetzungen Interpretationen, und wir wissen, wie unterschiedlich die individuellen Wege des Verstehens und des Wiedergebens sind. Eines steht fest: Vorträge, die ich live oder als Video-Aufzeichnung kenne, wirken auf mich in geschriebener Form überhaupt nicht, und bei manchen Lehrern hatte ich eben dieses Problem auch. Das Govinda-Buch habe ich mir erst heute bestellt. Ausgabe 1999? Danke für den Tipp, ich melde mich dann wieder.


    Bis denne, Grüße

    Monday:
    bel:

    ... Kakophonie von sich widersprechenden und auch nicht zu vereinbarenden religiöser Meinungen und Praxisarten führt. Jeder macht sich daraus eine völlig personalisierte "Religion", praktiziert vllt noch in kleinen sektiererischen Grüppchen ohne irgendwelche gesellschaftliche Relevanz. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern.


    Das gilt für alle kulturellen Phänomene, weil wir hier ausgehend von unserer Art an die Dinge heranzugehen, nämlich zu fragen, was bringt mir das? ...


    Ach so, daher die Vorurteile und Ver-urteile gestern. Das ist ein völlig falsch dargelegtes Bild vom Buddhismus in Deutschland. Es tut mir leid für euch, dass ihr so schlechte Erfahrungen macht, aber das ist definitiv eine im höchsten Maß subjektive Einschätzung bzw. Vorstellung.

    Engelbert:
    Yofi:

    Hast du den, den du zitierst, gefragt, ob du seinen Text in einem anderen Unterforum thematisieren darfst? Das würde von deinem Respekt den anderen gegenüber zeugen.


    Ich frage ein Avatar ohne Klarnamen, ob ich einige seiner Worte zitieren darf, die sie/er für Milliarden von Internetnutzern lesbar in einem öffentlichen Forum eingestellt hat? Wenn ich das nicht mache, dann bin ich respektlos.


    Aus meiner Sicht ja. Du hast das auch nicht im positiven Sinne gemacht. Hinter jedem Nick sitzt ein Mensch hinter dem Bidlschirm - das ist definitiv auch ein Aspekt der Anonymität des Internets. Manchmal kennt man sich, manchmal nicht. Dieser Umstand ändert weder etwas an der Lage noch an der Tatsache, dass wir immer mit den anderen, egal ob im Internet oder im konventionellen Leben, auf eine Art umgehen, die zu 100 %mit dem Verhältnis zu sich selbst kongruent ist. Es ist daher vorteilhaft am Anfang der spirituellen Karriere zunächst das eigene Leben, die eigene Persönliche Geschichte, die eigenen inneren Konflikte aufzuarbeiten.


    Im Tibetischen Buddhismus, wie in anderen Richtungen, hält man sich an dem Grundsatz, dass dualistische Ansichten durch Gier, Hass und Verblendung motiviert sind, und deshalb werden sie anhand der Übung und Praxis eher aufgegeben anstatt dass man bemüht ist zusätzliche Probleme zu erfinden und die Verantwortung für sie dann ggf. anderen zuzuschreiben.


    Ich meine das ohne eine Person zu werten, allgemein. Diese Fehler machen wir alle, immer wieder, und sie sollen uns möglichst bewusst werden. Wenn falsche Ansicht als falsche Ansicht erkannt wird, hat sie sich in Rechte Ansicht gewandelt und behindert nicht weiter, so wie das eben Polemik tut.

    Engelbert:
    Zitat

    Beim ersten Durchlesen meiner gebundenen Ausgabe von „Grundlagen Tibetischer Mystik“ fielen mir damals haarsträubende Fehler auf, insbesondere betreffs der Kommasetzung. Lama A. Govinda hat einen sehr anspruchsvollen Stil, und wenn da die Satzzeichen an den falschen Stellen sitzen, wird es sehr schwierig zu lesen. Beim zweiten Mal habe ich das Buch nur wegen der Korrektur gelesen, mit dem Bleistift in der Hand, damit ich ab dem dritten Mal das Buch wirklich flüssig lesen konnte, ohne manche unverständlich erscheinende Sätze zwangsläufig drei Mal lesen zu müssen. Da muss wohl kurz vor dem Druck leider ein dilettantischer Korrektor am Werk gewesen sein, oder gar keiner!


    Ich glaube, wir verlieren manchmal einfach den Boden unter den geistigen Füßen und glauben, eine Art Abt zu sein, der Tiefe und Wissen eines Textes, seiner Verfasser und gar die geistige Haltung und den Stil eines Lama Govinda zu kennen meint.


    Das ist eine falsche Schlussfolgerung. Es geht um eine Kommasetzung. Aussagen mancher Autoren (und deren Übersetzungen) zu buddhistischen Themen sind allein aufgrund der kulturellen Unterschiede, denen wir alle unterliegen, nicht immer einfach zu verstehen. Passt dann zusätzlich die Grammatik nicht, wird es noch schwieriger. Hast du den, den du zitierst, gefragt, ob du seinen Text in einem anderen Unterforum thematisieren darfst? Das würde von deinem Respekt den anderen gegenüber zeugen.


    ;) Gruß