JazzOderNie:
Ich bin ma auf deinen "sprachlichen Ausdruck" deines Fazits gespannt, wenn du mit dem Thema Koans durch bist. (Ironiefrei)
Na wie gesagt, in der Arbeit die du gepostet hast, entspricht nur das Handklatschen dem, womit ich was anfangen kann. Die restlichen Typen laufen mMn auf das Einübung von Verhaltensweisen auf der Grundlage der Bejahung der Religion hinaus.
Was das Handklatschen angeht, deckt das einfach einen Spezialfall der Fragestellung "Sprache und Wahrheit" ab. Welche Antwort dann die Richtige ist, ergibt sich dann nur aus der Konvention der entsprechenden Zen-Tradition und aus der Antwort kann nicht gefolgert werden, ob der Schüler das Koan wirklich gelöst hat.
Wenn der Schüler aber das Koan löst (was nur er selbst wissen kann) dann ist der unmittelbar resultierende Bewußtseins-Modus nicht der gleiche, der aus der Nichtauffindbarkeit von wahrgenommenen Objekten resultiert (also Nichtsheit), weil der Klang des Klatschens einer Hand ein sprachliches Konstrukt ist, dem keine vermeintlich objektive Wahrnehmung entspricht (nur das Klatschen von zwei Händen ist eine vermeintlich objektive Wahrnehmung). Der resultierende Bewußtseins-Modus entspricht vielmehr demjenigen der Identifikation des Objektes der Verneinung von Prasangika, also dem Erkennen der Differenz zwischen Handklatschen vorher und Handklatschen nachher (in Prasangika der dem unmittelbaren Bewußtseins-Modus der Nichtsheit folgenden Erkenntnis-Modus) und damit dem Erkennen des negativen Phänomens der Abwesenheit von inhärenter Existenz in "Klatschen" ganz allgemein.
Insofern gibt es zwar eine Entsprechnung, da das Nichtauffinden von etwas, das wahrgenommen wird, doch sehr "koanähnlich" erscheint, aber die Vorgehensweise in Prasangika ist rationale Analyse während die Vorgehensweise vom Koan des Händeklatschens ein irrationales "Sich-Verheddern" bis zum "fast gewaltsamen" Durchbrechen ist.
Wird das Handklatsch-Koan also gelöst, dann fehlt hinterher notwendigerweise die stabilisierende intellektuell rationale Gewissheit, die die Prasangika-Philosophie ganz natürlich erzeugt. Es wird also kein Wissen generiert, welches auf jedes andere Objekt, einschließlich der Glaubens-Objekte der Religion, gleichermaßen angewandt werden kann. Der Koan-Löser weiß nicht so recht wie ihm geschah und ist hinterher auf irrationale esoterische Erklärungsmodelle angewiesen, die allenfalls nur innerhalb seiner Glaubensgemeinschaft verstanden werden und denen er dabei die Wahrheit zuschreiben muss, deren Abwesenheit er im Klatschen erkannt hat. Die Prasangika-Philosophie dagegen wird von jedem verstanden, der sie studiert und der rational denken kann und ist vollkommen religions- und glaubensunabhängig und vollkommen unabhängig von irgendeinem Brimborium irgendeines vermeintlichen Meisters und kann selbst eben nicht zu einer Instanz der Wahrheit werden, deren Abwesenhheit in allen anderen Objekten sie ausdrückt. Das beschreibt mMn den großen Vorteil rationaler Vorgehensweisen i Vgl. zu irrationalen. Selbst wenn irrationalle Vorgehensweisen zu einem Erkennen führen, ist dieses notwendigerweise sehr eingeschränkt, weil die Tätigkeit des Intellekts ja nach einem Erkennen nicht aufhört, denn sie ist Merkmal des menschlichen Organismus. Wenn man aber das Objekt der Verneinung niemals mit rationaler Gewissheit identifiziert hat, dann wird man immer wieder den gleichen Wahrnehmungsfehler machen.