Morpho:
Das würde sehr viel Sinn ergeben, wenn jeder Mensch gleichmütig auf die Welt käme. Bei mir ist es jedoch so, dass ich Gleichmütigkeit durch viel praktische Übung erlerne. Meine eingeschliffenen Gewohnheiten sind alles andere als gleichmütig. Solange der Gleichmütigkeit meine Gewohnheit gegenübersteht, und ich in Gefühlsmomenten doch wieder in meine Gewohnheiten zurückfalle, bringt mich oft die kleinste Unebenheit auf meinem Weg aus der Fassung. Daher schließe ich, dass Mitleiden ohne eine kultivierte, stabile Gleichmütigkeit sehr unglückliche Gefühle produzieren kann, die dann eben doch zu Leid führen.
Als unlängst der Sänger Prince verstarb, standen viele Menschen vor dessen Haus und weinten untröstlich; manche sprachen davon, dass die Sonne ihres Lebens erloschen wäre, andere waren zu traurig, um überhaupt zu sprechen. Das war offenbar ganz großes Mitleid - ohne Gleichmütigkeit. Mitleid bedingt also nicht Gleichmütigkeit. Kannst Du dieser Argumentation folgen?