Beiträge von void im Thema „Rationalismus und Mystik“

    Spacy:

    "Erst in der Synthese aus Rationalität, Nihilismus und Mystizismus, aus deren Negation, wird die Zweite Religiosität erstehen" - und erst dann kommt die Asche 8)


    Wobei da ja eben nicht "Mystik" steht sondern "Mystizismus".
    So wie der Klassizismus nicht Klassik ist, sondern eine recyelte Ersatz-Klassik.
    (Dekorative Säulen die statt Tempeln Versicherungen zieren - nicht Synthese sondern Etikettenschwindel.)


    Im Bezug auf den Buddhismus habe ich den Begriff gehört, dass sich Westler "falsche Köpfe aufsetzten".
    Also um ihre innere Leere zu füllen, Religion simulieren.

    Sprite:

    Also ich bleibe dabei. Der "Mensch" egal ob Ost oder West ist immer auf eine gewisse Art mystisch. Denn keiner kann ihm angelernte Konzepte zu 100% für immer ausmerzen. Und "mystisch" meint hier nicht "mystische Erfahrung", sondern alles was nicht greifbar ist: Gott, Orakel, positives Denken, Geister, Seele usw.


    Darum gibt es den oft gezeichneten "rationalen Westler" überhaupt nicht. Gerade der Westen ist überschwemmt mit mystischen Denkgebäuden. Die "bewussten Mystiker" sind vielleicht einfach nur diejenigen, denen dies aufgefallen ist und die dies gerne tiefer untersuchen wollen, bzw. ihren Glauben intensivieren möchten.


    Das krasseste überhaupt, ist ja dass der Begriff der "Ratio" in gewisser Weise auch ein mystischer Begriff ist. Lange Zeit ging man ja davon aus, dass die Ordnung die der Welt innwohnt, etwas Göttliches hat.


    Gerade bei Pythagoras gab es ja ein sehr religiösese Verhältnis zur Mathematik. Die Phytagoräer sahen, dass in allem die gleichen Gesetzte wirkten und das diese sich durch Zahlen und Zahlenerhältnisse ausdrücken liesen.
    Die Bahn der Planeten genauso wie die Harmonie in der Musik. Von daher war "Ratio" ein Weg, der verborgenen Ordnung Natur der Welt - ihrer höheren Harmonie näherzukommen.


    Auch später gab es da noch. Da war die "Ratio" einerseits das rationale Denken des Menschen, aber auf der anderen Seite auch die "vernünftige Ordnung der Welt" die man ja mit Gottes Plan und damit Gottes Gedanken identifizierte. Von daher war Wissenschaft ein Prozess, mit dem man in den eignen Gedanken die Gedanken Gottes nachgehen konnte, und ihm so näherkommen konnte.


    Noch für Newton war Wissenschaft ein religiöses Unterfangen. Newton war ja nicht nur Wissenschaftler sondern ja auch Okkultist (und Erfinder der Katzenklappe, was aber total OT ist)

    JazzOderNie:

    Das hab ich nicht verstanden. Warum kann man sich eine "urbane Mystik" schwer vorstellen?


    Ich würde sagen, weil es da ja um etwas Tranzendetes geht.
    Und dass ja definitionsgemäß die konkreten Umstände übersteigt.
    Weswegen es egal, ob es in der Stadt ist oder auf dem Land, im Flugzeug oder auf dem Klo.


    Aber ich bin mir nicht sicher. s gibt ja auch Religionen, wo es heilige Städte gibt.
    Viellleicht ist Varansi ein Ort "urbaner Mystik".


    Und Mystik bezeichnet laut wiki "Berichte und Aussagen über die Erfahrung einer göttlichen oder absoluten Wirklichkeit sowie die Bemühungen um eine solche Erfahrung."


    Also kann alles mögliche zum "Mythos" werden, während man sich "urbane Mystik" nur sehr schwer vorstellen kann.

    JazzOderNie:

    Ich habe den Eindruck, dass die Worte oft vertauscht werden eigentlich eine Konditionierung des Ausschlusses oder eines Denkens, dass der Selbstbestätigung dient, gemeint ist. Ich empfinde das schon so, dass man "hier" oft erstma sagt "Nee, das is aber doof.". Und das Ablehnen als "kritisches Denken" gesehen wird. Selbst wenn das total plakative Pöbler sind, die ausser Polemik nix können (zb. iwelche Komödianten, die dann gehypet werden).


    Naja, in dem pdf das yofi verlinkt hat, geht es um Rationalität und Mystik im Kontext des tibetischen Buddhismus.
    Und da ist Gegenüberstellung zwischen dem "aufgeklärten, rationalistischen Westen" und der Mystik des Buddhism, schon um einiges plakativer, als in dem von dir verlinkten Artikel.


    Kannst du dir nicht vorstellen, dass da jemand das Gefühl kriegt, dass da jemand auf dem Sterotypen vom mystischen Osten und dem vernünftigen Westen rumreitet?
    Und da ne Allergie dagegen hat.

    Sprite:
    Zitat

    „Der aufgeklärte Mensch”, so Pietschmann, „setzt einseitig auf das Reproduzierbare, Quantifizierbare, Zerlegbare, die Eindeutigkeit, Widerspruchsfreiheit und kausale Begründung. Alles, was nicht in diesen Rahmen fällt, wird nicht zugelassen. Ausgeschlossen wird das Einmalige, Qualität, Vernetzung, das
    Offene, die Konflikte des Lebendigen, das Wollen und die Kreativität.


    Das stimmt doch gar nicht. Eine gescheite Aufklärung bewirkt Offenheit. Als ob "Wollen", "Kreativität" und "Qualität" per se von einem "aufgeklärten Menschen" (den es so gar nicht gibt) abgelehnt werden...tzz


    Vilelicht hilft es, wenn statt von "Rationalismus" von dem Unterschied zwischen einem analytischen Vorgehen (in dem man alles in Teil zerteilt) und einem holistischen Vorgehen (in dem man auf den Bezug auf die Zusammenhänge schaut) redet.


    Und ist es ja so, dass sich gerade in der Wissenschaft viel vom analytischen Denken in Richtung auf das holitische Denken verschoben hat. Vom "Eisamen Atom" hin zur verntzten Quantentheorie. Vom einzelenen Tier hin zum Ökosystem und der Evolution.


    Von daher braucht man, wenn man aufgeklärt ist, kein analystischer Erbenzähler sein, sondern das ist ohne weiteres mit vernetztem, komplexen System vereinbar. Man kann auch holitisch rational und aufgeklärt sein.
    Gerade heute habe ich gelesen, dass China bei den Patentanmeldungen auf dem zweiten Platz hinter der USA ist. Holistisches Denken muss also kein Makel in der Forschung sein -gerade in Zeiten immer komplexerer Zusammenhänge.