Beiträge von Sudhana im Thema „Vermehrtes Träumen“

    Sudhana:

    Was hat "satipatthana" beim Einschlafen nun mit "Hwadu-Praxis" zu tun?


    Okay, hatte mittlerweile Zeit, mir die beiden verlinkten Artikel in Ruhe anzuschauen. Das spezielle Hwadu "was ist das" (wohl ein häufig zum 'Einstieg' benutztes) könnte man wohl tatsächlich als Smṛti-Übung (nen, sati) charakterisieren. Generell scheint mir das auf Hwadu jedoch nicht zuzutreffen.


    Ein Hwadu / Huatou / Watō "mit in den Schlaf zu nehmen" ist bei intensiver Übung damit eigentlich unvermeidlich. Ob man nun im Traum oder gar im traumlosen Tiefschlaf damit 'arbeiten' kann, scheint mir eher zweifelhaft. Ist aber so oder so nicht mein Problem.


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    bel:
    Sudhana:

    Es ist dann nur nicht die zentrierte Praxis, die Dōgen empfiehlt.


    Das kannst du nicht wissen, weil du "Hwadu"-Praxis bestenfalls nur von außen kennst.


    Ich habe nicht von "Hwadu-Praxis", sondern von der Möglichkeit einer "multizentrischen" Praxis geschrieben - ohne diese hypothetische Praxis mit einer konkreten zu identifizieren. Dass ich damit "Hwadu-Praxis" gemeint haben soll, ist ausschließlich eine Unterstellung von Dir. Ebenso, dass ich diese Praxis "nur von außen" kenne. Wenn die Praxis mit einem Hwadu (die ich in der Tat nicht aus eigener Erfahrung kenne) der mit einem watō gleicht, ist auch diese Unterstellung unrichtig. Falls nicht, soll es mir auch recht sein.


    Offen gesagt weiss ich auch gar nicht, wieso Du jetzt auf "Hwadu-Praxis" herumreitest - ging es doch um Schlaf, Träume und darum,

    bel:

    "satipatthana" auf die Einschlafphase auszudehnen.


    Was hat "satipatthana" beim Einschlafen nun mit "Hwadu-Praxis" zu tun?

    bel:

    Und was Dogen empfiehlt, muß auch nur diejenigen kümmern, die "Dogen-Praxis" machen.


    Wenn Du etwas nach oben scrollst, kannst Du nachlesen, dass Du selbst es warst, der Dōgens Praxisverständnis - mit einer mE durchaus richtigen Feststellung, die ich lediglich unterstrichen habe - hier in die Diskussion eingeführt hat. Wen das nun kümmert, was Dōgen empfiehlt, kümmert wiederum mich nicht sonderlich. Das soll ruhig jeder mit sich ausmachen.


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    bel:

    Nach dieser Logik hätte er sich dann auch alle Ausführungen zum Zazen sparen können. Hat er aber nicht.


    Nun - so sehr "formalisiert" ist das, was er im Fukan Zazengi schreibt, ja nun auch wieder nicht. Wobei Zazen als Ruhepol und gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt der vereinheitlichten Praxis (gyōji), als aktualisiertes jijuyū zanmai, eben zentral (im Mittelpunkt des Weg-Kreises, dōkan) ist und daher auch formal ein höheres Augenmerk verdient als beispielsweise Schlafen. Ein Bogenschütze lernt, ins Schwarze zu treffen. Die konzentrischen Kreise um die Mitte zeigen nur, wie weit man daneben liegt - wenn einen das interessiert. Dogen zieht da keine 'formalen' Kreise um die Mitte, er deutet sie höchstens an. Das heisst nicht, dass es keine 'multizentrische' Praxis gibt, geben kann oder geben sollte. Es ist dann nur nicht die zentrierte Praxis, die Dōgen empfiehlt.


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    bel:

    Bei Dogen war "Hwadu" auch keine formalisierte Praxis, das war im wesentlichen nur Zazen. Bei den Koreanern aber schon eine (neben einer Vielzahl anderer).


    Eben.

    bel:

    ich kann mich nicht daran erinnern, daß Dogen oder ein anderer irgendwo detaillierte und formalisierte Anweisungen darüber hinterlassen hätte, wie das im Schlafen (bis in den traumlosen Tiefschlaf) zu bewerkstelligen sei.


    Ich auch nicht. Bei Dōgen genügt die Anweisung: "Rollt euer Bettzeug aus und schlaft." Mehr "Formalisierung" braucht die Praxis des Schlafens nicht. Verallgemeinert: tue das, was du tust, voll und ganz - d.h. ausschließlich.


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    bel:

    Geht alles völlig am Thema vorbei. Kack Zen.


    Nun - das Thema meines Einwurfs hast Du geliefert:

    bel:

    Es ist tatsächlich - als besondere Übung - etwas einzigartig Koreanisches.


    An diesem Thema geht Dōgens Verständnis - soweit ich es nachvollziehe - von Praxis in der Tat "völlig vorbei". Ich halte das für eine legitime und nützliche Feststellung.


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    bel:

    Ja, aber ich kann mich nicht daran erinnern, daß Dogen oder ein anderer irgendwo detaillierte und formalisierte Anweisungen darüber hinterlassen hätte, wie das im Schlafen (bis in den traumlosen Tiefschlaf) zu bewerkstelligen sei.


    Wozu auch? Das wäre dann eine ab-gesonderte Praxis.

    Dōgen:

    „Ins Wasser gehen ohne Tiefsee-Drachen zu meiden, ist der Mut eines Fischers. Die Erde durchstreifen ohne Tiger zu meiden ist der Mut des Jägers. Sich dem gezogenen Schwert vor dir zu stellen und Tod und Leben als gleich erachten ist der Mut eines Kriegers. Was ist der Mut eines Flickenkutten-Mönchs?“
    Nach einer Pause sprach Dōgen: „Rollt euer Bettzeug aus und schlaft, stellt eure Schalen auf und esst Reis, atmet durch eure Nasenlöcher aus , lasst Licht von euren Augen leuchten. Wisst ihr, dass es etwas gibt, das dies übersteigt? Mit Lebenskraft viel Reis essen und die Toilette benutzen."
    (Eihei Koroku)


    Etwas knapper dieser Kommentar Banshōs zu Jōshus ‚Wasche deine Schale‘:

    Banshō:

    Wenn Reis kommt, den Mund öffnen
    Wenn Schlaf kommt, die Augen schließen
    (Shōyōroku 39)


    Kontinuierliche Praxis, ungeteilte Praxis:
    shikantaza - ikkōzazen
    shikantasui - ikkōsuizen

    nichts als treffend sitzen - vollständig-ungeteiltes Zen im Sitzen
    nichts als treffend schlafen - vollständig-ungeteiltes Zen im Schlafen


    Mit nen (smṛti / sati) hat das mE allenfalls in Bezug auf "wenn Reis kommt" oder "wenn Schlaf kommt" etwas zu tun.


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