Beiträge von void im Thema „Religion“

    Ich glaube Religion ist zu allererst die Ebene des Kollektiven gewesen. Der Ort, wo die gemeinsamen Werte und Ideen residieren. Die Gemeinschaft übersteigt ja das Individuum und oft macht es Sinn, die eigenen Neigungen und Abneigungen gegenüber dem "Grossen und Ganzen" zurückzustellen.


    Und da Kooperation und gegenseitige Solidarität zu pflegen, eben gerade um dann anderen Gemeinschaften gegenüber stärker zu sein. Eine Tendenz, die sich erst in den universellen Religionen abgemildert hat. So dass sich dem Stammesdenken soviel an Selbstlosigkeit zugesellt hat, wie man es sich der Situation jeweils leisten kann.


    Und um klar zu machen, wann jemand für sich als Individuum und spricht und wann er für das "Grosse und Ganze" spricht, hat man viele Prächtigkeiten erfunden. Ritualrasseln, gepuderte Richterroben und andere Symbole höhrerer Autorität. So eine ganze Sphäre des Heiligen, die sich vom Profanen und Indivduellen abhebt.


    Und je besser es funktioniert, desto mehr kann man auf Brimborium verzichten. Ich finde es sehr schön, dass sowas wie die Strassenverkehrsordnung ganz normal weltlich funktioniert, und die Fahrer sich vor Polizisten und Punkten in Flensburg scheuen, und man keine Monster erfinden muss, die die Temposünder holen und es auch keine Pranger braucht. Und das auch der Staat sich nicht auf Ahnen, Blut und Gottesgnadentum berufen muss.


    Und weil Staat und Gesellschaft so toll funktionieren, ist vieles was früher religiös gewesen wäre jetzt in weltlichen Formen. Die Rolle der Religion verlagerte sich von der Ebene des Sozialen hin zur individuellen Seelenmassage und erster Hilfe bei Entfremdung.