Sherab Yönten:Alles anzeigenGestern meinte jemand zu mir, er würde sich nie in eine Kollegin verlieben wollen.
Darauf hin fragte ich ihn, wie er denn diese Form der Gefühle kontrollieren könnte ?
Das Gefühl, sich in eine andere Person zu verlieben, ist von mehreren Faktoren abhängig,
aber gewiss nicht nur von einer reinen intellektuellen Sichtweise oder gar vom eigenen Willen
(abhängiges Entstehen). Die Hormone spielen verrückt u.s.w.
Oder kann man es doch in irgendeiner Form "kontrollieren" ?
Wie will man sonst das Sila "kein sexuelles Fehlverhalten" umsetzen, wenn es nicht möglich ist, mit dieser Art der Gefühle achtsam umzugehen ?
Ich finde begriffliche Unterscheidungen hilfreich und möchte Folgende vorschlagen. Ob ich jemand erregend finde, das kann ich nicht beeinflussen. Natürlich geht Verliebtheit über reine Erregung hinaus. Man verliebt sich auch nicht nur einmal, sondern muss sich tagtäglich seines Verliebtseins versichern und erneut klarwerden. Ein solches Gefühl ist eine Mischung aus Emotion und Kognition, denn es spielen auch Erwartungen, die man an einen Menschen hat, eine Rolle. Wenn ein Mensch beispielsweise die Erwartung, dass er ehrlich ist, überhaupt nicht erfüllt, dann sollte man doch die Option besitzen, sein Verliebtsein zu hinterfragen. Diese kognitiven Anteile sind besonders für eine Beziehung, die länger halten soll, nicht unwichtig, da es dann auch auf Vertrauen, Hilfsbereitschaft und gegenseitige Achtung ankommt, so teilt die Vernunft mit. Andererseits braucht es auch längerfristig die Erregung und die Anregung, sonst wäre die Sache bloß langweilig.
Damit zeigen sich durch die Mischung von Empfindungen und impliziten Vorgängen mit Kognition Freiheitsgrade, die dem reinen Empfinden und den unbewussten Wünschen nicht zukommen. Lust –Verliebtheit - Partnerschaft finden eine gewisse Entsprechung in Sinnlichkeit – Gefühl - Vernunft. Gefühle wie das Verliebtsein zeigen daher eine Mischung aus Zwang und Freiwilligkeit. Daher sollte es für einen reifen Menschen möglich sein, das Ereignis der Verliebtheit jeweils zu hinterfragen und gegebenenfalls auch mit überzeugenden Argumenten von sich weisen zu können.