Anandasa:
Hallo,
ich habe einen langjährigen Kollegen, der über Jahre und Jahrzehnte immer grantiger und ungehaltener geworden ist. Jetzt ist es soweit, dass ihn niemand mehr einladen möchte. Ich dachte, ich schicke ihm mal den Link zum Buch "Was der Buddha lehrt" von Walpola Rahula (*) mit der Idee, dass er darin mal die Sabbavasa-Sutta (Alle Triebe) liest. Aber ich bin jetzt davon abgekommen. Das könnte wie eine Zurechtweisung oder Lehrmeisterei verstanden werden. Hat jemand eine Idee für eine Sutta, die auf schonende Art erklärt wie Geistesgifte entstehen und sie wirken, wenn man sie nicht erkennt und entgegenwirkt?
Hallo, für solche Zwecke eignet sich die Lehre nicht. Bei solchen Eindrücken sollte man versuchen, standhaft zu bleiben und sich allein mit der eigenen Wahrnehmung der Situation zu beschäftigen, denn eine solche Übung scheinen Ungereimtheiten im sozialen Umfeld unter günstigen Voraussetzungen grundsätzlich zu initiieren.
Ein Text über Projektion, wie man ihn in vielen Abwandlungen in der Fachliteratur finden kann:
http://www.irgendwie-anders.de/der-schatten-konflikt.html
Weiter dann auf der gleichen Seite unter "Der Schatten". Das sind Gesetzmäßigkeiten, die mit der buddhistischen Analyse vergleichbar sind, wobei es nur um Differenzen bei der Namensgebung geht.
Die Art der Aufmersamkeit, die wir den s. g. Outsidern in der Gesellschaft schenken, unterscheidet sich prinzipiell nicht von einem neugierigen Betrachten der Unfallstellen im Straßenverkehr, was jetzt allgemein und unpersönlich gemeint ist. Ein solches "Opfer" steckt in einer Frustration-Ablehnung-Schleife fest, und die Gründe dafür, warum sich seine persönliche Situation so entwickelt hat, muss er selbst herausfinden.
Die Gesellschaft sowie unsere gegenseitige Konkurrenverhältnisse sind darauf ausgerichtet, alles, was als ausgeartet scheint, aufgrund der sozialen Ängste aus dem Bewusstsein zu verdrängen, und wenn man ehrlich ist, wecken Menschen, die sich diesem Zwang entziehen und als grob wirken, in uns auch einen gewissen Neid. Sie stehen zu ihren Gefühlen, die sie uneingennützig oder sogar scheinbar zum eigenen Nachteil verkünden, und damit sich ihre Gefühlslage wandeln kann, ist es z. B. wichtig ihr Verhalten und die Gründe, die sie zu ihm geführt haben, zu respektieren ohne sie bekehren zu wollen - womit man eigentlich nur versuchen würde, die eigene Angst und Verdrängung der Option einer sozialen Isolation besser zu ertragen. Mit Nächstenliebe oder MItgefühl hat Altruismus in den seltensten Fällen zu tun.
>>Für andere alles zu machen, macht andere schuldig. Ist das ein guter Dienst? <<
(M. Depner - "Seele und Gesundheit")