Beiträge von Sunu im Thema „Worauf will Nagarjuna raus?“

    Doris Rasevic-Benz:

    Wenn Du unter "Aufgeklärte", diejenigen verstehst, die ihren Glauben an Chemtrails, ihre Götter usw. als Aufklärung unter die Leute bringen, dann schon.


    Aufklärung und Rationalität sollte man nicht verwechseln. Zur Aufklärung gehört nämlich auch ein Bewusstsein über die Emotionalität des Menschen und ein vernünftiger Umgang damit. Buddha war ein großer Aufklärer.


    "Aufklärung" ist eben auch nur ein Begriff mit mehr oder weniger so vielen Bedeutungen wie es Nutzer dieses Begriffes gibt. "Aufklärung" bringt Leid wenn das was Aufgeklärt wurde vom "Aufgeklärten" als eine absolute Wahrheit gesehen wird... Eine Art Weltformel.. Die man über die Menschheit bringen muss...unter Umständen sogar mit Gewalt...wenn es zum "Wohle" der gesamten Menschheit ist.
    Da kann man den Bogen nun auch zu Nagarjuna spannen, der ja mit dem Leerheitsbegriff verdeutlichte, dass es überhaupt keine absoluten Warheiten gibt...sondern eben nur abhängig Entstandene.... Und auch diese Erkenntniss stellt nach ihm keine absolute Wahrheit dar. Ich denke
    Buddha wies einen Weg, wie sich Menschen die das Leben als leidvoll wahrnehmen und die sich von diesem Leid befreien wollen zum Ziel der Leidbefreiung gelangen können. Einen Anspruch auf eine absolute Wahrheit hat er meines erachtens nie gestellt.....Auch wenn das so manch ein anderer "Buddhist" nach ihm getan hat. Nagarjuna hat wiederum mit seiner Lehre darauf hingewiesen, dass die Annahme einer existenz einer absoluten Wahrheit nicht mit Buddhas Lehre übereinstimmt.
    Es gibt so gesehen absolut niemanden den man überhaupt als aufgeklärt oder nicht aufgeklärt zu bezeichnen könnte..Es gibt ja kein richtig oder falsch in dem Sinne, sondern alles was ist...hat auch seine Berechtigung...ob die eine Lebensweise nun zu mehr ( vermeidbaren) Leid führt oder nicht...spielt absolut keine Rolle....

    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Das Wort Aufklärung beeindruckt heutzutage niemanden mehr, eventuell hätte man sich vor etwa 100 Jahren noch dafür interessiert, aber auch das nur aufgrund der Unwissenheit, denn selbst in den 20-er Jahren ist der wirtschaftliche und sonstige Aufschwung Europas nur deshalb möglich gewesen, weil im Rahmen der Kolonialisierung fremde Länder geplündert wurden und deren Einheimische zu Millionen verhungerten.


    Doch, mich beispielsweise.
    Allein, dass wir hier schreiben können, hat was damit zu tun. Also bitte nicht so als Marginalie wegwischen.
    Die Ausbeutung usw. sind weniger das Ergebnis von Aufklärung, die man besser als Initialzündung für einen Prozess sehen sollte, als das Ergebnis mangelnder Aufklärung und Fortführung von Gier und imperialen Bestrebungen. Die sind nämlich keineswegs neu. Das haben schon Jahrhunderte vor der Aufklärung Römer, Han-Chinesen, Maya, Osmanen, Mongolen, Hethiter u.a. genauso betrieben.
    Es gibt leider nicht genug Aufklärung auf der Welt, und gerade deshalb feiern Irrationalität und Intuitionen gerade fröhliche Urständ überall auf der Welt. Aus diesem Bauchgefühl heraus fordert die Masse gerade Vertreibungen, Todesstrafe, Abschaffung von Rechtssystem, den Bau von Mauern …


    Ist es in der Geschichte nicht gerade auch immer zu viel Leid gekommen, weil die " Aufgeklärten" den "Unaufgeklärten" ihr "Heil" der Aufklärung über die Welt bringen wollten ? Was heute als rational gilt ist morgen doch vlt. schon irrational..

    Danke Thomas für den Schiller und Yofi für die Aufklärung...


    es zeigt auch irgendwie, dass wo viel Licht ist, da is immer auch viel Schatten...
    Die Aufklärung brachte viel Gräuel und Unterdrückung auf der einen Seite...auf der anderen Seite auch viele Erkentnisse, die vorher ( fast) niemand wagte zu denken oder gar auszusprechen. Das alles war aber im Prinzip auch schon bei den und Römern, Griechen so...und zu allen Zeiten ...ein sogenannter "Wissensvorsprung" wurde immer zur Unterdrückung anderer oder zur Ausbeutung der Natur ausgenutzt. Aber ist solches wissen wirklich wissen ? Oder eigentlich nur Unwissenheit bzw. Verblendung, die daraus besteht, dass wir glauben, wir würden zumindest relativ unabhängig existieren ?

    gbg:

    Das EGO in Watte gepackt ist wie ein Vögelchen das sich nicht traut aus seinem Nest zu fliegen. Äußerlich hängt es an der Watte, innerlich ist es voller Angst vor dem Flug.


    Hermann Hesse:


    Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muß eine Welt zerstören.

    Stero:

    Der Durchbruch zu befreitem Sein geht notwendigerweise einen Weg der Zerstörung. Zerstört und befreit. Oder zerstört nicht und befreit nicht. Aber hütet euch vor anderen. Denn andere sind euer Verderben. ich rede von "ihr" und "euer" und trage damit selbst zu eurem Verderben bei, weil ich keine Einzelnen erreichen kann.. Ich bin machtlos. Nein, die einzige Macht, die ich habe, die habe ich über mich selbst.. Got it? I doubt :lol:


    Manch einer sperrt sich in eine winzige zwergenhafte Hülle und nennt es sein Selbst. Das bietet eine Gefühl der Sicherheit , fast so wie in Mamis Schoß. Doch wie unendlich weit sein Selbst tatsächlich geht sieht er nicht. Denn so Jemand ist verblendet. Die winzige Hülle in die er sein Selbst sperrt und die ihm den Blick versperrt muss zerstört werden, wenn er etwas von der Welt mitbekommen will.

    Ich kann Helmut nur beipflichten


    und möchte noch hinzufügen, dass es Nagarjuna zur damaligen Zeit wohl ein anliegen war, den Buddhismus "als mittleren Weg" zu begreifen. Es gab zu seiner Zeit "buddhistische"Lehren, die sich in Richtung Nihilismus und Existentialismus bewegten. Es fanden geradezu philosophische Wettkämpfe zwischen den Gelehrten statt, die die eine oder andere Richtung vertraten. Nagarjuna lehnte diese Ansichten ab, da sie ihm als " Extreme Ansichten" erschienen und verwies auf den Weg zwischen diesen Extremen. Man muss dabei bedenken in welche Zeit diese Debatten gehören und an wen sie gerichtet waren (Gelehrte, Logiker der damaligen Zeit). Das Tetralemma zb. stammt aus der indischen Logik ...erscheint uns heute vlt. befremdlich, war damals aber gängiges Mittel.
    "Es gibt keine absoluten Wahrheiten.....alles ist bedingt enstanden....aber selbst das ist keine absolute Warheit"...so verstehe ich Nagarjuna... Ich denke das bedingte Entstehen und der daraus resultierende mittlere Weg war für ihn der Casus knacksus in Buddhas Lehre ...und als dieser drohte in Vergessenheit zu geraten bzw. verloren zu gehen, hat er mitgeholfen ihn in unsere Zeit zu retten.