Beiträge von fotost im Thema „Ernährung und Buddhismus“

    pamokkha:
    Zitat

    Ihr Mönche, ich erlaube, nach Belieben Zucker zu verzehren.


    Aus den Zucker-Vorschriften der Ordensregeln im Mahavagga 6.2.


    Halte ich für interpretationsbedürftig. Das was wir heute Zucker nennen existierte zur Zeit Buddhas praktisch nicht. Wenn es etwas halbwegs ähnliches gegeben hat war es unheimlich teuer.


    MV 6 befaßt sich mit Arzneimitteln und Zubehör.


    Ursprünglich waren für Mönche nur folgende Arzneimittel erlaubt näm­lich Butter­schmalz, frische Butter, Öl, Honig, Melasse. Honig und Melasse war wahrscheinlich für das normale Volk neben frischen Früchten das einzige, das zum Süßen verwendet wurde.


    Wenn hier Mönchen zugestanden wird, zu jeder Tageszeit Honig und Melasse zu sich zu nehmen gilt dies nur für kranke Mönche, die es brauchen und nur solange sie krank sind. Fastenregeln sollen Menschen ja nicht umbringen und deshalb sind regelmäßig Kranke, sehr Alte, etc. ausgenommen, zum Beispiel auch beim islamischen Ramadan.


    Für kranke Mönche gelten auch eine Reihe von anderen Vorschriften im Zusammenhang mit Ernährung nicht.

    sakko:

    Hallo,
    was mich bei den Antworten gewundert hat ist, dass von zwei Seiten ausgesagt wird, dass die Essensregel nur für Mönche bestimmt sein. Diese Behauptung wird nicht begründet. Es werden Beispiele angeführt, die etwas mit Essen zu tun haben.
    Warum soll auch die Essensregel, der schwächste Teil des Pali-Kanons sein. Da fehlt auch jegliche
    Begrundung. Die andere Frage, welcher Pali-Kanon von den drei Bänden und wer hat sie übersetzt.
    Die Essensregel wird durch neueste ernährungswissenschaftliche Forschung bestätigt.


    sakko


    Hallo sakko,


    ein Ausdruck wie '3 Bände des Pali-Kanon' klingt seltsam. Der Pali-Kanon ist ganz einfach die älteste Sammlung von Texten (Sammlung/Kanon - in diesem Sinne wäre auch die Bibel ein Kanon) auf Pali, der auf Lehrreden Buddhas zurückgeführt wird.


    Der PK hat etwa den 70fachen Umfang der Bibel und ist bisher komplett weder auf deutsch noch auf englisch übersetzt. Dies dürfte wegen der umfangreichen Wiederholungen allerdings kein unüberwindbarer Makel sein.


    Die von Dir geschätzte Zusammenstellung einiger weniger Texte aus diesem riesigen Werk durch Neumann ist vielleicht sprachlich auch heute noch ansprechend, unter Fachwissenschaftlern aber umstritten.


    Kommen wir zur Ernährung - immerhin Thema dieses Threads. Für buddhistische Laien gelten die 5 ersten Silas als Richtlinie des Verhaltens


    Zitat

    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens Leben zu nehmen an.
    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom Stehlen (nehmen was nicht gegeben ist) an.
    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von sexuellem Fehlverhalten an.
    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom Lügen (Unwahrheit Sprechen) an.
    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von der Annahme berauschender Mittel, die zur Gewissenlosigkeit führen, an.


    die nächsten 5 Silas gelten für Nonnen und Mönche. Die ersten 3 davon

    Zitat

    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Essen zu verbotener Zeit[4] an.
    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Tanzen, Singen, Musik, Unterhaltungsveranstaltung zu besuchen, tragen von Schmuck, Gebrauch von Duftstoffen, und Verschönerung des Körpers mit Kosmetik, an.
    [*]Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom liegen auf hohen und üppigen Liegen an.


    Zitat

    .... werden (zusätzlich) von vertrauensvollen Laienanhängern an den wöchentlichen buddhistischen Uposatha-Fastentagen eingehalten. An diesen Tagen versammelt sich die Laiengemeinschaft in den Klöstern oder Viharas, um Zuflucht und eine Erneuerung der Tugendregeln zu erbitten. Dort wo diese mondphasenabhängigen Einhaltungstage gepflegt werden, treffen sich die Laienanhänger schon am Vorabend und verbringen die Nacht mit Dhammagesprächen oder Meditation sowie den Vorbereitungen und Arbeiten in den Klöstern zur Unterstützung der Mönchs- oder Nonnengemeinschaft. Menschen, die sich einem meditativen Leben widmen und deren Lebensweise entsprechend ist, oder Personen, die sich einer Meditationsklausur unterziehen, nehmen diese Regeln als stete Begleitung in ihrem Alltag auf sich.


    Einfügung zusätzlich und Hervorhebung kursiv von mir https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Silas


    Im Umkehrschluß - es gibt für buddhistische Laien keine Speisegebote, wenn diese nicht ausdrücklich für Laien aufgeführt sind. Ausdrücklich für alle Buddhisten vorgegebene Speisegebote existieren nur in exotischen Besonderheiten.


    Die neben der sechsten Sila für Mönche geltenden Regeln sind dagegen zahlreich.


    Wir könnten gern in eine Diskussion darüber einsteigen, weshalb ich die Begründung der sechsten Sila (nicht ihren Sinn!) für eine der Schwachstellen des PK halte. Vielleicht magst Du


    M. 70. (VII,10) Kītāgiri Sutta (Vor Kītāgiri) http://www.palikanon.com/majjhima/m070n.htm
    vorher gründlich durcharbeiten.


    Ich habe keinerlei Probleme damit (Lernergebnis auch von Diskussionen hier im Forum) den Sinn einer einzelnen Hauptmahlzeit von gespendeten Speisen zu sehen. Einfachheit, Bescheidenheit, Konzentration auf das Wesentliche - es gibt bestimmt viele Gründe über die man reden könnte.


    Da ich jetzt viel Zeit in eine Antwort gesteckt habe, kann ich Dich um eine kurze Auflistung 'neuester wissenschaftlicher Arbeiten' bitten, die eine Ernährung mit einer einzigen Hauptmahlzeit am Tag über lange Zeit als positiv herausarbeiten?

    Carneol:
    fotost:

    ...
    Ganz nebenbei - die Begründung im PK ist eine der schwächsten im ganzen Lehrgebäude. Dogmatisch und ohne Hintergrund.


    Eine pragmatische Begründung wäre: wenn Bettelmönche nur sehr wenig Essen zum Überleben haben, sollten sie nicht Krümchen für Krümchen essen um den Körper nicht ständig mit Verdauung von "fast nichts" zu belasten. Die Erfahrung meiner Großväter aus Kriegsgefangenschaft hat gezeigt dass viele die es anders taten durch Hunger gestorben sind.


    Danke, das habe ich so bisher nicht gelesen. Ernährungswissenschaftliche Daten dazu dürften schwer zu bekommen sein. Seien wir dankbar, daß die meisten von uns heute nicht mehr unter den Bedingungen sowjetischer Kriegsgefangenschaft leben. Und vergessen wir nicht, daß in einer Welt, in der massenweise Lebensmittel weggeworfen werden immer noch Menschen verhungern.


    Mir ging es aber auch nicht um eine realweltliche ;) Erklärung, sondern um die Begründung im PK.


    Die Auswirkung der Mönchsregeln heute ist absolut kontraproduktiv. Bei vielen Mönchen etwa in Thailand treten Stoffwechselerkrankungen und Übergewicht ziemlich häufig auf. Eine maßvolle Ernährung mit mehreren kleinen Mahlzeiten am Tag könnte also für die körperliche Gesundheit erheblich besser sein.


    In wenigen Bereichen wird soviel geheuchelt wie bei religiös motivierten Verhaltensnormen. Auch in Bezug auf Ernährung.

    sakko:

    Hi,
    mich wundert eigentlich, dass hier niemand die buddhistischen Essensregeln kennt.
    Man nimmt nur einmal am Tag Nahrung zu sich. Die Begründung lautet: Stärkt Körper nd Geist. Trinken ist ewas anderes, kann man immer.


    sakko


    Nu, das sind absolut nicht die buddhistischen Essensregeln.


    Das sind Regeln für buddhistische Mönche einiger Schulen. Sonst nichts.
    Wobei dazu dann noch gehört, daß diese, solange sie gesund sind, diese Nahrung durch Bettelgänge zusammentragen sollen. Daneben gibt es dutzende andere kleinerer Regeln.


    Für Laien, die bei den Buddhisten wohl die überwiegende Menge ausmachen dürfte gibt es fast keine Speiseregeln.


    Ganz nebenbei - die Begründung im PK ist eine der schwächsten im ganzen Lehrgebäude. Dogmatisch und ohne Hintergrund.

    Sherab Yönten:

    Danke, fotost ! Über den Sinn solcher "Mönchs - Regeln" könnte man sicher ganze Bücher schreiben :eek:


    Ich plädiere da für den Einsatz des gesunden Menschenverstandes: Ist eine Handlung heilsam oder nicht ?


    Ich vermute, die Bücher zum Thema Mönchsregeln können ganze Regale füllen ;)
    Da die Mönche viel Zeit und wenige Aufgaben haben.....

    Zitat

    Welcher Bettelmönch auch immer wissentlich eine Brockenspeise, die durch eine Bettelnonne beschafft wurde [123], genießt, muß dafür sühnen - es sei denn, die Laien haben <diese Brockenspeise> vorher für ihn zubereitet.


    Die Belehrung der Bettelnonnen: der dritte Abschnitt


    der ganze Abschnitt


    Die genießbare Speise: der vierte Abschnitt


    Zitat

    Das Trinken von gebrannten oder ungebrannten alkoholischen Getränken muß gesühnt werden.


    Das Trinken von Alkohol: der sechste Abschnitt


    praktisch der ganze Abschnitt


    7. Pātidesanīyā-dhammā – Regelverstöße, die "auf bestimmte Weise gestanden werden sollen"


    27-30. Interessant 30 weil hier eine Mengenangabe steht

    Zitat

    "Ich werde gewürzte Hülsenfrüchte165 höchstens <zu einem Viertel> der Menge des Reises173 entgegennehmen", ist eine Schulungsregel, die befolgt werden soll.


    In die Seite gestemmte Arme: der dritte Abschnitt


    ganzer Abschnitt


    Mit Würde: der vierte Abschnitt


    ganzer Abschnitt


    Der Bissen: der fünfte Abschnitt


    erster Teil


    Das Schlürfen: der sechste Abschnitt


    Schöne kurze Zusammenfassung zum Thema Fleisch in S.104


    Fleisch

    Sherab Yönten:


    es gibt nach meinem Kenntnisstand weder im Palikanon, noch in den Mahayana Sutren eine konkrete Empfehlung für eine "buddhistische Ernährungsweise".


    Im PK gibt es in den Mönchsregeln eine Menge Regeln, was und was nicht wie zu verzehren erlaubt ist. Der Schwerpunkt scheint hier mehr auf dem 'Wie' als auf dem 'Was' zu liegen.


    Für Laien kenne ich nichts dazu.


    Man könnte nur aus der Idee, daß sich Mönche vorbildhaft für Laien verhalten sollen ableiten, daß diese Regeln auch Laien nicht schaden sollten.

    Piti:

    bin enttäuscht von diesem Forum - das ist oft nur ein Gehacke - sollte das so weitergehen melde ich mich schleunigst wieder ab.


    Ich bin seit ein paar Jahren dabei - es wird so weitergehen.


    Wenn ich Dir einen Tip geben darf: bevor Du dich enttäuscht zurückziehst (nebenbei, fällt mir gerade so ein, ist Ent-Täuschung nicht sehr buddhistisch?) nutze für einige Zeit die Ignorierfunktion für die Leute, die nach Deiner Meinung den größten Unfug schreiben.


    Auf den Usernamen klicken -> zu den ignorierten Mitgliedern hinzufügen.


    Und vergiß nicht nach einiger Zeit gezielt bei diesen Leuten nachzusehen, was sie so schreiben. Ob Du inzwischen besser damit umgehen kannst etc. Ich nutze das inzwischen nur noch selten, in einigen Phasen hat es aber geholfen Störendes auszublenden.

    Ich hab' ein wenig zum Thema b. Mönche und Ernährung gelesen.
    Eigentlich nichts zu b. Laien und Ernährung. Außer vielleicht die Empfehlung, daß Laien von Zeit zu Zeit an den Uposatha-Fastentagen Essensgewohnheiten der Mönche annehmen sollten.


    Erster Gedanke: der mittlere Weg scheint auch bei der Ernährung keine schlechte Idee zu sein.
    Zweiter Gedanke: wenn beim Asiaten in der Speisekarte 'Mönchsspeise' oder sowas steht ist es regelmäßig vegetarisch und schmeckt meist ganz lecker :lol:
    Dritter Gedanke: da wir hier im Forum schon gefühlt 150 Threads zum Thema 'Fleisch oder nicht' hatten wäre es schön, wenn das hier nicht komplett das weiter gefaßte Thema dichtmüllen würde. Danke!