Beiträge von sati-zen im Thema „Liebende Güte im Alltag“

    Monikadie4.:


    Erst durch dieses Erforschen wird "liebende Güte im All-Tag" möglich. Sie ist eine logische Konsequenz.


    Das hast Du schön gesagt und ich sehe es ganz ähnlich, erst wenn ich die liebende Güte in mir selber umsetze und mir meine Defizite bewusst mache, habe ich eine Chance die liebende Güte von außen zu spüren. Kann ich die Liebe in mir nicht erfahren kann ich sie im Alltag auch nicht erleben. Man kann liebende Güte nicht konsumieren, man kann sie nur aus sich heraus schöpfen und den Anderen anbieten. Nur wer den Ärger in sich löst hat die Bereitschaft die liebende Güte im Alltag wahrzunehmen.

    Von der liebenden Güte zur Erleuchtung, na ja, im buddhistischen Umfeld läuft es wohl stehts bei jedem Thema darauf hinaus. Nur aufpassen, dass der Weg keine Sackgasse wird und bei der Erwartung der Erleuchtung das Gegenteil passiert, alles verrammelt sich im Gehirn und es ist duster. Dann kann nur noch von Erleuchtung gefaselt werden ohne die geringste Lebensqualität, übrig bleibt ein hilfloses Mündel.

    Das ist die simple Verdrängung wie sie an jeder Ecke zu finden ist wo Menschen sind, zum reinen Selbstschutz um die eigenen Defizite nicht aufzulösen was Bewältigung des Daseins zur Folge hat und zwar selbstständig und völlig autonom von den negativen eigenen Gefühlen und denen Anderer sowieso.
    Das Verdrängen von Dingen wie und was man ist aber nicht in den allgemeinen Kanon der Gesellschaft oder der Mode passt ist in Europa fast ausschließlich anzutreffen, es ist Teil des Christentums. Mit Loslassen des Selbst hat das noch lange nichts zu tun und mit Erleuchtung auch nicht, ein spirituell erwachter Mensch weiß zumindest andere Verhaltensweisen als Verdrängung um das Leid des Daseins zu lindern. Ich kenne keinen Buddhisten in Deutschland außer vielleicht Zen-Meister, die dieses Verdrängen nicht als wichtigste Form benutzen um bei Anderen gut anzukommen. Mich ärgert es wenn von liebender Güte die Rede aber tatsächlich Heuchelei, Lüge und Helfersyndrom gemeint ist auch und vor allem sich selbst gegenüber. Dieser Selbstbetrug endet in der seelischen Störung und das belastet die Gemeinschaft gewaltig. Dann lieber von vornherein keine liebende Güte und man weiß woran man beim Gegenüber ist denn beim Ausdruck von negativen Dingen lügt kaum jemand.

    Es klingt hier wie in der Gruppentherapie auf der psychiatrischen Station, das ist viel versprechend, mal sehen wie es weiter geht. Nur was die sachliche und emotionale Betrachtung der liebenden Güte im Alltag angeht hat sich die Kommunikation etwas entfernt. Mitleid und Mitgefühl auf pathologischer Ebene ist ein ganz anderes Thema. Auch da ist viel Aufklärung nötig denn es wird im Volksmund meist falsch verstanden angewendet.

    Ich habe zwar das Video nicht gesehen weil ich YT kaum nutze aber liebende Güte darf auf keinen Fall bedeutet alles Grausame auszuklammern und in der Wahrnehmung zu vermeiden. Wie gesagt, die Welt ist polarisiert egal mit welcher Philosophie man sie betrachtet und deshalb ist der Umgang mit Plus und Minus notwendig will man in dieser Welt selbstständig in die Ausgeglichenheit kommen.
    Der Verlust schmerz taucht immer wieder auf im Leben und wer damit kein Umgang findet wird sein inneres seelisches Problem nicht los. Durch Vermeiden ist das Leben nicht zu lösen, im Gegenteil, das Leid nimmt zu. Deshalb ist eine gut abgestimmte Dosis an Schuld wegen Grausamkeit absolut hilfreich um das Leid im Dasein zu lindern. Mit nur gutem Karma glücklich leben schön aber wer schafft das? Mit schlechtem Karma auch gut leben ist eine Kunst. So bedeutet liebende Güte für mich weniger nur gutes Karma erleben, sondern mit dem Schlechten positiv umgehen können.

    Das sind ja alles kluge Sätze wie von einem Volkshochschuldozenten der sie auswendig gelernt hat.
    Das klingt alles so theoretisch, so kopflastig, wo bleibt die Praxis dazu, der Bereich der das Leben ausmacht? Denken ist schön und gut aber ohne Verhalten wird keine Bewältigung daraus.
    Deshalb heißt es doch stets, dass Zazen ein Tun ist und keine geistige Illusion.
    Es ist immer noch besser bei der Meditationen Illusionen zu haben als zu denken wenn ich meditieren würde könnte es mir helfen ein besseres Leben zu führen aber es dann nicht zu tun. Wenn ich etwas loslassen will geht es nur indem ich es mir vorher bewusst gemacht habe, es greifbar geworden ist, ich es in den Händen halte und umklammert habe. Einen Gedanken den ich mir nie zu eigen gemacht habe zu lassen ist kein Verhalten, er war mir nie bewusst. Also sollte ich mich zunächst identifizieren und danach greifen, diesen Zustand verinnerlichen bevor ich loslasse. Sonst kann es passieren, dass ich mich entweder selbst belüge oder das Ganze zu einer Begierde führt die zum Selbstläufer wird und ich nicht mehr steuern kann. In die Abgeschiedenheit gehen heißt ja nicht auf das Leben verzichten, im Gegenteil, die äußere Leere ermöglicht das Ausleben der inneren Fantasie und das kann bei entsprechender Übung um ein vielfaches reichhaltiger sein als die materiellen Dinge in der allgemeinen Welt. Es geht also bei liebender Güte weniger darum wer die tollsten Theorien formuliert sondern es machen im Alltag, außerhalb des virtuellen Bereichs.

    Mal ganz abgesehen von buddhistischen Traditionen, jedoch auch in der buddhistischen Psychologie wird es beschrieben, dass es stets möglich ist sich von einem Gefühlszustand zu distanzieren innerlich auch bei Kindern, Partnern oder Familienangehörigen. Es ist der Vorgang des sich verrücken, verrückt sein und zwar von A nach B. Dieser Wechsel in der Haltung ermöglicht das Verlassen des schmerzlichen Moments hin zu einer anderen Perspektive denn von dort wird es leichter den alten negativen Standpunkt zu erkennen, zu analysieren und die Ursachen zu finden. Das hat nichts mit Flucht von den Gefühlen zu tun sondern mit einer anderen Sichtweise. Wer sich von A nach B verrücken kann bekommt eine neue Perspektive auf die selbe Sache und hat so die Chance eine distanzierte Betrachtung zu ermöglichen. Gerade Kindern gegenüber geht das hervorragend wenn man daran denkt, dass sie das Produkt von einem selbst sind und so ein Perspektiv wechsel in einer Konfliktsituation der eigenen inneren Gefühlsstrukturen gegenüber angezeigt ist. Jedoch auch ohne äußere Einflüsse wird der Vorgang deutlich denn auch die inneren Gefühle hervorgerufen durch was auch immer lassen sich durch das Verrücken von A nach B auflösen und bewältigen. Verrückt sein ist in diesem Fall kein Begriff aus der pathologischen Psychiatrie sondern ein paradoxer Umgang mit den Gefühlen im Alltag und dass Gefühle paradoxe Auswirkungen haben können ist hier wohl allen klar.


    Auch Angst ist ein Gefühl, dass wenn es krankhaft ausgeprägt ist und zur Therapie ein sich verrücken braucht um so erfassen zu können, dass die real gespürte Bedrohung ein Symbol für eine Lebensangst ist und meist die Ursachen in der Biographie hat, auf diese Art aufgelöst werden kann.

    Das ist die verständliche Sichtweise und der Wunsch, dass doch immer Harmonie herrsche unter den Lebewesen auf der Erde und es gibt vereinzelt Menschen die das auch leben können. Nur in der Natur mit den Polaritäten zwischen Leben und Tod ist diese Ausgewogenheit nicht stets vorhanden und so ist liebende Güte auf der einen Seite wunderbar aber es braucht auch den Gegenpol will man die Balance halten. Es gibt Menschen im System die diese liebende Güte erfolgreich vorleben, sie lassen die 'Dreckarbeit' der Bewältigung von Destruktion, Blockaden und Verlusten von Anderen erledigen und erscheinen so stehts unberührt rein. Jedoch ist diese Position kein Maßstab denn er betrifft den gelebten Alltag der meisten Menschen nicht. So ist es sinnvoll wenn ein Opfer seinen Täter ablehnt und einen Bogen um ihn macht um sich andere Menschen zu suchen die dieses Gefühl positiv ausfüllen können. Auch einer Tochter mit einem gewalttätigen Vater bleibt nichts anderes übrig als diesen Vater als Bezugsperson und Beziehung los zu lassen wenn sie die Opfer rolle verlassen will und sich als Ausgleich andere Menschen zu suchen die diese liebevollen Vatergefühle vermitteln können. Ein Opfer das in der Beziehung gefangen ist und verzeiht hat sich noch nicht befreit, im Gegenteil, es erleichtert dem Täter seine Gewaltausübung. Sich vom Täter distanzieren und die Beziehung mit allen involvierten Gefühlen beendet ist der Erste schritt und das geht nicht mit liebender Güte sondern mit großer Kraft der Überwindung sich loszureißen. Es entsteht ein Verlust, ein Moment der Leere und diesen auszuhalten und zu überwinden üben wir Zen-Buddhisten täglich, denn dieser Moment ist es vor den die meisten Menschen Angst haben und der so große Schmerzen bereiten kann. Loslassen und sich der Leere hingeben, wer das positiv erlebt hat wird kaum jemals ein Opfer sein. Daraufhin wird liebende Güte im Alltag zu einer wunderbaren Lebensqualität.

    Liebende Güte ist eine schöne Sache wenn es möglich ist aber man sollte es auch nicht fanatisch sehen denn wenn aus der Umwelt etwas feindlich gesonnenes auf einen zukommt ist liebende Güte nicht das passende Verhalten sondern Abwehr und Widerstand mit alle Kraft. Wenn also die Herkunftsfamilie etwas bei der Prägung versäumt oder übertrieben hat braucht man dafür nicht dankbar sein sondern geht dieser falschen Prägung aus dem Weg und sucht Menschen die es besser können. Bei sieben Milliarden Menschen ist die Auswahl groß und da kann ein Familientreffen mit diesen Menschen die einen geprägt haben und dabei Fehler gemacht haben sehr destruktiv sein. Da ist sich andere Menschen zum Kontakt suchen ein sehr vernünftiger Schritt und es braucht kein schlechtes Gewissen erzeugen. Eine schlechte Prägung ist etwas feindliches und bekommt keine liebende Güte sondern Widerstand. Vielleicht gelingt es Dir mit dieser Haltung diesen negativen Familien-Bann zu brechen und etwas Neues Positives ins Leben zu rufen mit anderen Menschen. Harmonie wird mit liebender Güte versehen, das Mitgefühl und die Empathie beim Leid am Dasein aber zerstörerische Dinge brauchen den Widerstand um sich nicht selbst zum Opfer zu machen. Auch in einem selbst kann man Konflikte und Störungen mit liebender Güte zwar besänftigen aber nicht lösen, dafür ist Überwindung nötig als ein mutiger Schritt mit Risiko und einer Portion Gegenkraft. Ein Baby kann man mit liebender Güte besänftigen aber das Problem eines Mitkonkurrenten beim Geld verdienen bekommt man damit nicht gelöst, genauso wie in der Konkurrenz einer eigenen Herkunftsfamilie. Wenn diese Familie seit Generationen Störungen vermittelt ist es für denjenigen dem es auffällt ratsam sich anderweitig zu orientieren denn dieser Einzelne hat gegen die gestörte Sippe keine Chance.
    (soweit eine Antwort aus der psychosozialen Online Beratung "Seelegut")