Beiträge von void im Thema „Warum haben Mönche keine Haare, der Shakyamuni aber schon?“

    Drahtseilakt:

    Darin behauptet jemand, in ein Tal erleuchteter bzw. unsterblicher Meister im Himalaya gereist zu sein. Die dortigen Meister haben alle lange Haare, weil dies wohl die Spiritualität erhöhe bzw. ihr diene. Zudem scheint dort der Buddhismus bzw. die Kernlehre Buddhas von den "unsterblichen Meistern" als nicht zielführend erachtet


    Die Denkweise ist die: Die Haare waren im alten Indidien sehr mit der sozialen Identität verknüpft, für jede Kaste war genau definiert, wie sie ihre Haare zu tragen hatte.


    Dabei gab es einige Gruppen, die ausserhalb der sozialen Ordnung stannten. Zum einen waren das Outlaws wie Kastenlos, Verbrecher usw. Aber dann gab es noch diejenigen, die außerhalb der sozielen Ordnung stannten, weil sie über ihr stannten. Das waren heiligen Männer (Saddhus, Yogis, Asketen) die sich als Zeichen ihrer Weltabgewandtheit die Haare lang wachsen liesen - oftmals bis sie verfilzten,


    Die Haare unbgerenzt lang wachsen zu lassen oder sie ganz abzuschneiden sind beides Extreme, die zeigen, dass man den Bereich des Normalen verlassen hat. Bei den Yogis (und gerade im Shivaismus) gibt es die Vorstellung, dass Askese kein Verleugnung des Lebens ist, sondern dass man indem man sich zurückhölt, quasi Lebenskraft spart und ansammelt. Dies Verkörpert sich z.B in dem Yogi Gott Shiva, der gleichzeitig für die bejahende Lebenskraft selbst steht und für die Askese. Shiva steht für pure Energie, pure Lebenskraft und Sexualität und man findet zu ihr, indem man sich nicht im Aussen vegeudet und verausgabt. Das Wachsen der Haare ist das WAchsen des Lebens selbst und von daher macht es Sinn, sich die Haare nicht zu schneiden.


    Auch der Buddha war ja einst mal so ein Asket, aber er hat diese Laufbahn verlassen, weil er sah, dass da zwar weltliche Freuden gemeiden wurde, man aber dann auf einen spirituellen Egotrieb gelangen konnte. Von daher zeugt die Glatze der Buddhisten von einer ganz anderen Einstellung: Man Entsagte nicht nur der Welt sondern auch der Idee, innere Macht und Lebensenregie anzusammeln. ( Die Idee, dasss Haare Lebensernegie repräsentieren, gibt es ja auch in der biblischen Samson-Geschichte: Kahlheit ist hier Ohnmacht )


    Drahtseilakt:

    Um den Kreis zu schließen: auch Buddha wird eine üppige Haarpracht zugeschrieben - wieso sollen sich aber Mönche ihrer entledigen?


    In den ersten Buddhadarstellungen wurde Buddha nicht dargestellt. Er wurde einfach ausgelassen, und nur anhand eines Sonneschirms konnte man sehen, wo man ihn zu erwarten hatte.


    Mit der Zeit wurde aber sogar der so "unsoziale" Buddhismus immer mehr in die Gesellschaft integriert und unter Kaiser Ashoka wurde er sogar so eine Art Staatreligion.


    Und so wie man Christentum, als man Staatreligion wurde, Jesus lieber "Christus Pantokrator"(Weltenherrscher) darstellte statt als Gedemütigten, nehme ich an das man auch im Buddhismus die positiven, gesellschaftkompatiblen Aspekte betonte.

    Drahtseilakt:

    Tolle Antwort von euch beiden, ich bedanke mich außerordentlicht!


    "Buddha war definitiv kahl, so heißt es einmal dass ein Besucher bei einer Schar kahler Mönche nachfragen musste, welcher Buddha sei. Er stach nicht heraus."
    Macht absolut Sinn. Gibt es hierzu vielleicht sogar noch eine Quelle? Würde das gerne selber nachlesen (gerne auch englisch, den einen Satz bekomme ich noch hin ;) )


    In dem Text the buddha was bald werden zwei Stellen aus dem Palikanon genannt, die es auch in Deutsch gibt:


    Einmal Majjhima Nikāya 140 wo der Buddha mit einem Bhikku sprach, von diesem aber einfach für einen normalen anderen Mönch gehalten wird und der Mönch erst aus dem Gesagten langsam schliesst, wen er da vor sich hat.


    Zum Zweiten Digha Nikāya 2 wo der König seinen Hofarzt fragen, muss welcher in der grossen Schar der Mönche der Buddha ist: „Wo ist nun, bester Jīvako, der Erhabene?"


    Drahtseilakt:

    Vielleicht bin ich zu naiv, aber solche Menschen gibt es? Könnte mir nur vorstellen, dass er (im Falle von Hochstapelei) selbst die von ihm postulierten Gesetze (Karma etc.) als unwahr erachtet und entsprechend ohne schlechtes Gewissen agieren kann. Nunja, soll ja nicht Thema dieser Diskussion sein, aber es bewegt mich irgendwie gerade schon - allein die Möglichkeit, dass solche Menschen existieren... furchtbar :(


    Es muss ja keine (nachträglich korrigiert) Böswilligkeit dabei sein. Viele Leute haben ganz grossartige spiritueller Erlebnisse und Visionen und das macht dann so einen tiefen und wahren Eindruck, dass man es nicht nur selber glaubt sondern seine tiefen Einsichten auch teilen will.

    Drahtseilakt:

    Vielen lieben Dank für die rege Teilnahme. Leider bin ich des Englischen nicht dergestalt mächtig und kann entsprechende Links nicht mühelos liquid lesen.


    Dann fasse ich den von mir verlinkten Text zusammen: Buddha war definitiv kahl, so heißt es einmal dass ein Besucher bei einer Schar kahler Mönche nachfragen musste, welcher Buddha sei. Er stach nicht heraus.


    Kahlsein war damals nichts auf Mönche beschränkte, sondern auch Leute die aus ihrer Kaste herausgeworfen wurden , waren geschoren. Jemand Kahles war also erstmal jemand unrespekables, ein Outcast - Glatze war leicht assig.


    In den ersten beiden Jahrhunderten wurde Buddha aus Respekt nicht bildlich dargestellt. In der Zwischenzeit hatte das Wort Buddha eine andere Bedeutung bekommen, so dass es nicht nur die historische Person sondern ein abstraktes Ideal von Buddhaschaft bezeichnete. Die Künstler in der griechisch dominierten Region Gandhara lehnten sie einerseits an tradionelle griechische Darstellungen ( mit dem unindischen griechischen Hipster Dutt) und hinduistischen Darstellungen.