Beiträge von Karnataka im Thema „Angst vor Wiedergeburt als Tier“

    Sudhana:


    Ohne böse Hintergedanken - Du weisst schon, dass der Dalai Lama kein Vegetarier ist? Aus gesundheitlichen Gründen, natürlich ...


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    Ja. In geringen Mengen isst er Fleisch, schreibt er. In dieser Hinsicht ist er für strenge Veganer wohl kein Vorbild. Übrigens scherzt er, als Biene wiedergeboren zu werden. Weißt du, wieso der Dalai Lama das glaubt?


    Zum angesprochenen Sozialdarwinismus:
    Wir nennen Tiere, die in komplexen Sozialstrukturen leben, höher entwickelt. Innerhalb der Gruppe konkurrieren auch diese Tiere durchaus, kooperieren aber zugleich auf einer höheren Ebene.
    Natürlich wussten die frühen Menschen, dass nicht das stärkste Individuum, sondern die tauglichste Gemeinschaft im Kampf gegen die raue Natur überlebt. Diverse Funde deuten auch darauf hin, dass Bedürftigen geholfen wurde. Konkurrierten allerdings zwei vollkommen unabhängige Gruppen um ein Territorium, gab es für die überlegene Gruppe vermutlich wenig Anlass, auf Gewalt zu verzichten.
    Die heutige Wirklichkeit ist viel stärker von gegenseitiger Abhängigkeit geprägt. Auch hat sich unser Denken und Empfinden verfeinert.

    Irmin82:

    Yofi
    Das klingt jetzt sehr hart und tut mir auch leid, aber es ist nicht davon auszugehen, dass es irgendein Tier gibt, das Angst vor dem Sterben hat. Weil um Angst vor dem Sterben zu haben, musst du dir ja erst mal bewusst werden, dass du einmal sterben wirst. Das ist eine irre kognitive Leistung, ungefähr auf einem Level mit der Fähigkeit zu erkennen, dass Zeit vergeht.
    Und man hat das ja sehr wohl mit Menschenaffen getestet, die können über Tastaturen mit dem Menschen kommunizieren und die haben eine ganz abstrakte Vorstellung vom Tod. Du wirst aber trotzdem keinen von diesen Affen finden, der sich aus einer Liane einen Strick baut und sich daran aufhängt und das liegt nicht daran, dass die alle so happy sind.
    Tiere haben natürlich Angst, aber um Angst vor dem Sterben zu haben. musst du dir erst mal bewusst sein, dass du einmal sterben wirst.
    Das bedeutet jetzt aber nicht, dass wir deshalb ein Recht haben, die Tiere auszubeuten, denn das sind natürlich leidensfähige Wesen und ein geistig schwer behinderter Mensch weiß vielleicht auch nicht, dass er einmal sterben wird und den dürfen wir deshalb ja (Gott sei Dank) auch nicht töten.


    Deine Argumentation wurde ja durch Peter Singer bekannt. Vermutlich fühlen viele Tierarten körperliche Qualen nicht anders als wir. Würden sie jedoch von einem Moment zum anderen in aller Ruhe getötet, wäre dies weniger tragisch als wenn man Menschen killt. Der Grund liegt darin, dass Menschen Pläne und Wünsche für ihre Zukunft besitzen. Tiere - nehmen wir jedoch Primaten und Delfine aus der Rechnung - werden durch den Tod weniger frustriert und beraubt als Menschen, behauptet Singer.


    Die Argumentation führt zu einem ganzen Haufen von abstrakten Fragen und komplizierten Überlegungen zur Ethik. Abgesehen davon behauptet Singer mit seiner Argumentation aber gar nicht, dass man den eigenen Bauch guten Gewissens zum Hühnerfriedhof machen darf.


    Aus Sicht der Ethik des Dalai Lama lassen sich zwei Grundüberzeugungen nennen, um moralische Fragen zu beurteilen: Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit und Akzeptanz des gemeinsamen Strebens nach Glück. Auch wenn sich diese zuerst auf das gemeinsame Menschsein richten, sollte der Sinn darin bestehen, Vernunft und Mitgefühl möglichst auszudehnen, Tiere also ebenso in die Familie aufzunehmen.

    Mitfühlendes Empfinden wird vor allem dann aktiv, wenn man persönlich mit Leid konfrontiert ist. Die meisten Menschen empfinden es als selbstverständlich, einem Notleidenden zu helfen, wenn sie den Menschen direkt vor sich haben und die einzigen sind, die helfen können. Hier sagt unser moralisches Verständnis klar und deutlich, dass es falsch wäre, nicht zu helfen. Wenn dieses Empfinden fehlt, dann stimmt was nicht.


    Die Ansicht, wonach es weniger schlimm ist, ein Tier zu essen, solange man es nicht selbst tötet, bezieht sich offensichtlich auf dieses innere Erleben. Selbst nicht in der Lage oder unwillig zu sein, ein junges Säugetier abzustechen, zeigt, dass man eine wünschenswerte Sympathie für das Lebewesen empfindet und sich vor Grausamkeit ekelt.


    Ich finde es erstaunlich, wie viele junge Leute heute einen Schritt weiter gehen und mittels einer vegetarischen oder veganen Ernährung mit ihrem Mitgefühl ernst machen. Überdies ist die industrielle Fleischproduktion aus globaler Sicht sehr problematisch. Der Weltagrarbericht schließt mit folgenden Worten: Auch wenn der Weltagrarbericht zum Konsumverhalten keine Empfehlung abgibt, lassen seine Ergebnisse nur einen Schluss zu: Die Reduzierung des Verbrauchs von Fleisch und anderen tierischen Produkten in Industriestaaten und ihre Begrenzung in den Schwellenländern ist der dringendste und effektivste Schritt zur Sicherung der Ernährung, der natürlichen Ressourcen und des Klimas.