Beiträge von Sudhana im Thema „Angst vor Wiedergeburt als Tier“

    Der edle Wanderer Wo Hin kam eines Tages zur Hütte des Weisen Un Nu. Er umkreiste den Meister drei Mal (glücklicherweise war die Hütte geräumig), rasselte mit den Ringen an seinem Stab und setzte sich. "Was hast Du auf dem Herzen?" fragte Un Nu - nicht übertrieben freundlich, weil der Besucher ihn aus seinem Mittagsnickerchen geweckt hatte. Der Wanderer sagte: "Vor vielen Jahren habe ich aufgehört, tote Tiere zu esssen, weil sie mir leidtaten ...". "Freut mich zu hören" unterbrach ihn Un Nu. "Wenn das Brett vor dem Kopf ein Astloch hat, ist es sinnvoll, da auch hindurch zu schauen". Wo Hin fuhr fort: "Nun ist es so - mein Körper wurde durch das beschwerliche Wandern krank. Die Schamanen sagen, mir fehlt Eisen." Darauf Un Nu: "Das ist bedauerlich." Der Wanderer: "Das beste Eisen, sagen die Schamanen, steckt im Fleisch und Blut der Tiere. Der Mensch sei gemacht, um Fleisch zu essen - nur so bleibe er gesund." "Verstehe" sagte Un Nu. "Eisen bekommst du nur durch Fleisch. Du fragst dich, ob es in Ordnung ist, ein Stück von deinem Leben mit dem Leben von Tieren zu tauschen und bist dir ihres Einverständnisses nicht sicher." Un Nu seufzte und schloss die Augen. "Knifflige Frage." Der Wanderer lächelte etwas verlegen. "Nun ja - es gibt schon andere Möglichkeiten. Die Schamanen mischen da etwas zusammen - aber davon bekomme ich Verstopfung und einen pechschwarzen Stuhlgang." Un Nu öffnete ein Auge und murmelte ungläubig: "Du willst eine aus Mitleid getroffene Entscheidung revidieren, weil deine Scheiße davon schwarz wird?"

    Karnataka:

    Aus Sicht der Ethik des Dalai Lama lassen sich zwei Grundüberzeugungen nennen, um moralische Fragen zu beurteilen: Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit und Akzeptanz des gemeinsamen Strebens nach Glück. Auch wenn sich diese zuerst auf das gemeinsame Menschsein richten, sollte der Sinn darin bestehen, Vernunft und Mitgefühl möglichst auszudehnen, Tiere also ebenso in die Familie aufzunehmen.


    Ohne böse Hintergedanken - Du weisst schon, dass der Dalai Lama kein Vegetarier ist? Aus gesundheitlichen Gründen, natürlich ...


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    Evolution bedeutet aber auch die Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Umgebung. Survival of the fittest meint mit fit eben nicht den Fitness Begriff unserer heutigen Sportstudios, sondern ganz einfach 'to fit' - passen, reinpassen.


    Mit einem Vulkanausbruch etwa verändert sich die Umwelt radikal. Größere, viel stärkere Tiere sterben und einige ihrer früheren Beutetiere wie Spinnen oder Kakerlaken überleben, weil diese besser an die veränderten Bedingungen angepasst sind.


    Nicht zuletzt ist einer solchen radikalen - und darüberhinaus globalen - Änderung der (Über-)lebensbedingungen das Ergebnis zu "verdanken", dass die Dinosaurier ausstarben und daher die Säugetiere einen ziemlichen Schritt aufwärts in der Nahrungspyramide tun konnten - mit den bekannten Ergebnissen. Die Spitze war praktisch wegrasiert und nun ging es um's Nachrücken ...

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    Survival of the fittest ist also schon der bessere Begriff.


    Richtig. Das ist ja auch die Dummheit der Sozialdarwinisten, "fittest" automatisch mit "strongest" gleichzusetzen, was uns die hirnlosen modernen politischen Ideologien mitsamt ihren militärischen Ressourcen beschert hat. Es handelt sich also um einen durchaus populären Irrtum.


    Wie hier ein ernstzunehmender Sozialdarwinismus aussieht, das hat Toynbee mit seiner vergleichenden Morphologie der Zivilisationen unter dem Ansatz von 'challenge and reponse' (Herausforderung und Antwort) gezeigt - aggressiver Militarismus ist keineswegs die Antwort, die der Zivilisation, die diese Antwort auf die Herausforderung ihrer Lebensbedingungen gibt, ein Höchstmaß an Zugang zu Ressourcen und Stabilität (d.h. Überlebensdauer) ermöglicht.

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    Das Recht des Stärkeren gilt im Tierreich nicht.


    Nun - es gibt verschiedene Strategien, physische Stärke ist eine davon. Die Biologie verweist aber auch deutlich auf andere erfolgreiche Strategien: z.B. Täuschung (Mimikry), Kooperation (man schaue sich nur die evolutionär äußerst erfolgreiche Spezies der Ameisen an) und nicht zuletzt Altruismus, der insbesondere (auch beim homo sapiens) bei der Reproduktion ein großer evolutionärer Vorteil ist.


    Altruismus ist eine ausbaufähige evolutionäre Strategie - und insbesondere religiöse Lehrer (speziell und nicht zuletzt, sondern als einer der ersten, Shakyamuni Buddha) verweisen darauf, dass ihre "sozialdarwinistische" Implementierung die Evolution einen großen Schritt weiter bringen könnte. Ich denke, die menschliche Spezies hat einen solchen Schritt dringend nötig, um nicht zu scheitern. Heute mehr denn je.


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    P.S.: Es ist kein Zufall, dass dies im Thread 'Angst vor Wiedergeburt als Tier' steht. Keine Angst. Die Wiedergeburt als Tier hat schon vor einer ganzen Weile stattgefunden ... es haben nur noch nicht alle gemerkt.