Beiträge von Karnataka im Thema „Glaube“

    Danke für deinen Beitrag und für die Reflexion zu Glaube und Gewissheit.


    Eigentlich wollte ich mit dem Vergleich zum christlichen Glauben etwas über meine Wahrnehmung vom Buddhismus ausdrücken. Vermutlich hat auch diese Religion mit einer inneren Erleuchtung zu tun, die manchen Menschen widerfährt, die sich dann als gläubig bezeichnen. Etwas ist passiert, das sie zu positiveren Menschen anschob. Es wäre sehr interessant, dieses Ereignis genau zu untersuchen.


    Im letzten Kapitel von Gefühl und Mitgefühl beschreibt der berühmte Psychologe Paul Ekman seine Begegnung mit dem Dalai Lama als ein solches Ereignis, das seine Persönlichkeit grundlegend wandelte. Nach schlimmen Erfahrungen mit seinem Vater war er ein Leben lang schwerer Choleriker. Plötzlich aber schaffte er monatelange Phasen ohne Anfall.


    In diesem Zusammenhang scheint es mir jedoch ein spezifisches Problem, wenn stattdessen eine Haltung entsteht, die mit Größenfantasien einhergeht. Eine solche Ich-bin-erleuchtet-Haltung kann die Kommunikation empfindlich stören und zeugt von keinem gesunden Selbstwert. Der so verstandene Erleuchtungsgedanke scheint mir überhaupt kein sinnvoller Ansatz, um Gedanken zu formulieren und zu vertreten. Er scheint mir eher Gift fürs Hirn.


    Daher stellte sich mir die Frage, wie Christen, die ja ebenso an ihre Gotteserfahrung glauben, mit solchen Erfahrungen umgehen.

    fotost:

    Und zum Thema Bescheidenheit - nein wirklich nicht. Das die heute nicht mehr ganz so laut sind wie vor ein paar hundert Jahren hat zu tun mit Wissenschaft, Aufklärung und Renaissance.
    Wenn die könnten wie sie eigentlich möchten :lol:


    Mag sein. Ich denke jedoch, dass der Papst in Amor Laetitia einen einigermaßen vernünftigen Weg anbahnt. Allgemein scheint mir Gesellschaft ganz simpel als etwas, wo sich oft Arschlöcher um die Macht drängen. Man sieht dies sehr deutlich in Ländern, wo Rohstoffreichtum besteht, der leicht geplündert werden kann. Historisch gilt das auch für religiöse Macht.


    Ich denke jedoch auch, dass die christliche Ethik auf einer tiefen Wahrheit beruht. Nur so scheint mir verständlich, dass sie so viel Überzeugungskraft besitzt. Damit meine ich aber eigentlich nur den Kerngedanken der Nächstenliebe. Die konkrete Ausformung der Moral folgt viel stärker gesellschaftlichen Bedingungen. Eine wohlhabende Gesellschaft kann es sich beispielsweise leisten, dass jemand fremdgeht oder sich scheiden lässt, da die Versorgung der Kinder nicht viel kostet usw.

    Das Christentum gibt einen guten Maßstab, um über das Thema Glaube nachzudenken, da wir für diese Religion eine „natürliche“ Wahrnehmung besitzen. Ich denke also, dass ein Vergleich mit dem Christentum hilfreich sein kann.


    Stellen wir uns beispielsweise vor, jemand würde rumlaufen und ständig davon berichten, dass ihm Gott erschienen sei. Manche, die an Gott glauben, würden sich durch seinen Anspruch und sein Auftreten vermutlich bald gestört fühlen. Andere hielten ihn für einen Spinner.


    Besonders denke ich, dass die Haltung des Glaubens irgendwie schizophren ist. Denn einerseits erlebt man darin Gewissheit, die andererseits aber ebenso als unsicheres Wissen bewusst sein sollte. Auch dies bewirkt Bescheidenheit. Aufgrund solcher Faktoren bildet der Glaube etwas, das Menschen zusammenführen kann.


    Worauf will ich hinaus? Die mystische Seite im Glauben ist etwas, das wir mit Schamgefühl verbinden – und das scheint mir gut so. Ziemlich sicher gibt es Ereignisse, die manche Menschen zu positiveren Menschen machen. Die Botschaft des Glaubens meint daher: Ich habe dadurch Hilfe erhalten, wäre schön, wenn es dir auch so ginge.


    Neben diesem mystischen Kern religiösen Glaubens gibt es eine Überzeugung, die den Nutzen eines guten Herzens, die Liebe zu den Mitmenschen und deren Wohl meint. Daran bemisst sich nach meiner Auffassung die Qualität einer Lehre.


    Ich betrachte diesen zweiten Punkt jedoch als etwas, die aus einer wirklich positiven Gestimmtheit ganz natürlich folgt. Daher sind Güte, Mitgefühl und Nächstenliebe nicht zwangsläufig ein Thema von Religion und religiösem Glauben.