void:
In der Werbung wird ja gerade das unabhängige, freie Individuum betont. Weil man ja, für je freier man sich selber hält, desto weniger seine Unfreheiten und Abhängigkeiten reflektiert. Und dann desto manipulierbarer ist. Deswegen betont ja die Werbung gerade den unabhängigen Einzelgänger, der frei entscheidet, dass er sich jetzt über Zigaretten, Markenkalmotten und Edelreisen definiert. Während die dröge, abhängige Masse als Gegenbild auftritt, gegen das man sich abgrenzt.
Beim Baum ist klar, nach was er süchtig ist (Sonne, Wasser, Erde) während man das bei uns nicht so sehr sieht. Das ist doch kein Lob der Abhängigkeit.
Der Vergleich von Körper oder Natur mit gesellschaftlichem Zusammenleben findet sich schon bei Platon.
Der Psychoanalytiker Otto Kernberg spricht davon, dass für einen geistig gesunden Menschen die Fähigkeit notwendig ist, abhängige Beziehungen eingehen zu können. Gerade das Fehlen dieser Fähigkeit sowie quälende Neidgefühle würden den Narzissmus ausmachen. Er zeichnet dann eine mögliche progressive Verschärfung dieser Problematik von einer harmlosen Beziehungsstörung über das Ausnützen anderer Menschen bis zur völligen Rücksichtslosigkeit.
Wie kann man die destruktive Unabhängigkeit erklären? Freud spricht in seinem Modell vom Über-Ich, das Ideale, Werte und Regeln besitzt. Dies meint also eine Instanz, die wir als übergeordnet erleben und auch erleben sollen. Nach meiner Ansicht meint sie keine quälende Strenge gegen sich selbst sowie den Charakterzug, sich ständig nieder zu machen. Ebenso meint sie aber auch nicht, sich selbst zum Ideal zu erklären, wie dies im Narzissmus geschieht.
Lässt sich Befreiung daher als Verantwortungslosigkeit definieren?