Beiträge von Jojo im Thema „Einstellung zu anderen Menschen“

    suchender2:

    Alle meine Handlungen waren bisher eigentlich immer Ausdruck meiner eigenen Ziele und Wünsche


    Ist das so? Deiner eigenen Ziele und Wünsche? Sind es tatsächlich *deine eigenen* Ziele und Wünsche?


    Zitat

    wenn ich nun Abstand von diesen nehme, weiss ich eigentlich gar nicht mehr, welche Motivation in meinem Leben noch übrig bleiben sollte.


    Eine hochinteressante Frage, finde ich. Was bleibt übrig, wenn wir die ganzen Ziele und Wünsche fallen lassen, die uns so üblicherweise antreiben? Was ist die Motivation? Was *bewegt* uns dann?


    Wenn wir von einer Motivation *bewegt* werden, ist es dann unsere, können wir sie frei benutzen? Oder sind wir eine Beute dieser Motivation?


    Im Hinblick auf die Frage, was übrigbleibt wenn Ziele und Wünsche wegfallen, sagte mein Lehrer häufiger: „You simply do what needs to be done.“


    Das hört sich erst mal unspektakulär an. Geradezu langweilig. Vielleicht sogar etwas bedrückend. So... protestantisch vernünftig.
    Aber wenn man es sich ganz genau ansieht, ist es … WHAAAAAAM!


    Was ist es denn, das „NEEDS to be done“?


    Ich nehme die englische Formulierung, weil unsere deutschen Modalverben meiner Meinung nach nicht dieselbe Bedeutung hergeben. Die Formulierung „das tun, was getan werden MUSS“ trägt einen gewissen moralischen Zwang in sich, der einen in die Irre führen kann. „What NEEDS do be done“ transportiert für mich hingegen die Bedeutung von „unverzerrte Wahrnehmung der gegebenen Situation, aus der ein klares Urteil / Wissen resultiert“. Vielleicht kann man im Deutschen sagen: „was ansteht“.


    Also, zu SEHEN, was in einem gegebenen Moment tatsächlich und absolut prioritär ansteht, setzt eine vollständig unverzerrte Wahrnehmung voraus – einschließlich der Begrenztheit der eigenen Perspektive.


    Und es dann tatsächlich auch zu TUN, setzt die Fähigkeit voraus, Wünsche und Vorstellungen, die man von sich selbst, von der Situation und von der Zukunft hat, vollständig loszulassen.


    WHAAAAAAAAM!


    Kann ich das? Nein, natürlich nicht.
    Will ich das? Wenn nein, was ist es, das mich da behindert?
    Und: Gibt es etwas Besseres?


    Das erinnert mich auch an diese Zengeschichte: Ein Schüler kommt zum Meister und fragt: Bitte, Meister, sagt mir, was ist Erleuchtung? Sagt der Meister: Hast du gerade gefrühstückt? Der Schüler: Ja. Sagt der Meister: Dann geh und wasche deine Schale.