Ja, ich spalte, und das aus gutem Grund. Denk mal darüber nach, wie das ist, wenn Du auf eine Behörde gehst (um mal den Klassiker anzuführen), und da sitzt jemand, der stur nach Regel arbeitet, obwohl es völlig idiotisch ist. Sein Argument: So machen wir es immer, und jetzt mache ich Mittag. Oder denke an einen Arzt, der Dir seit Jahren dieselbe Medizin gibt, obwohl sie nichts hilft und null Anstalten zeigt, was neues auszuprobieren, sich auf den neusten Stand zu bringen. Oder denke daran, wie schwierig es ist, wenn Kollegen neue Regeln ablehnen, die eigentlich das Arbeitsleben leichter machen. Oder wenn sie zum hundertsten Mal kommen und Dich fragen wie ein PDF gemacht wird, weil sie keine Lust haben, sich eine halbe Stunde hinzusetzen und sich damit zu befassen.
Im chronischen Widerstand sich auf Neues einzulassen, sehe ich ein psychisches Problem. Es ist auch ein gesellschaftliches. Denn die Leute mit dem Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht sind die eigentlichen Bremser jeder Entwicklung. Die Umwelt einfach ausgebeutet, das haben wir nämlich immer schon so gemacht, seit Jahrtausenden (nur waren wir weniger und konnten ausweichen). Auf unser Vorurteile stützen wir uns auch schon seit Menschengedenken. Unsere Unarten heutzutage scheinen nur neu zu sein. In Wirklichkeit sind sie Teil von uns, schon immer. Deshalb könnte es gut sein, dass wir als Geschlecht keine Chance auf ein Überleben haben und durch unsere schiere Anzahl kurz vor der Ausrottung stehen, wie bei der Eutrophierung eines Gewässers … Sollte eine Gruppe das überleben, dann weil sie sich anpassen kann, sich ändern kann, flexibel ist, keine Angst vor Veränderung hat, sich ihre Lernfähigkeit bewahrt hat.