Beiträge von Schroedinger im Thema „Was ist der Unterschied zwischen der Rinzai und Soto-Tradition?“

    void:
    Tychiades:

    Woraus kommt dein Verständnis?


    Da der Threaderöffner ja mit der komplexen Darstellung in den Wikipediartikeln nichts anfangen konnte,


    Ja das dauert, bis man den Sinn solcher "Was ist der Unterschied" - Fragen sehen kann.


    Zitat


    Weil die Wirklichkeit ja - wie du schön erklärst - ganz schön komplex ist: Einerseits ist es , wie du richtig bemerkst, falsch zu sagen Dogen habe Soto gegründet, da er es ja aus China mitgebracht. Andererseits ist es auch falsch so zu tun, als habe er es in China "vorgefunden".


    Das hast du jetzt da hinein geheimst - Dogen sagte wohl, er komme mit leeren Händen, d.h. er hat nichts mitgebracht. Die Wirklichkeit ist garnicht komplex - vielleicht für manche kompliziert - aber letztlich ist es ja sehr einfach: nichts vorgefunden, nichts mitgebracht.

    void:

    Ich habe das so verstanden, dass Soto zu einer Zeit enstand als die Koan-Praxis im Rinzai zu so einem Koan-Knobelwettbewerb entartet war. Dem gegenüber rückte Dogen die Dinge wieder gerade, indem er betonte, dass Befreiung nichts ist, dem man hinterherjagen kann. Was aber dann manche, die ihm folgten zum Anlass nahmen, quasi nach der anderen Seite umzukippen: Weswegen dann der Rinzai Reformator Hakuin wiederum kritisierte, dass viele Dogens Shikantaza (Nur Sitzen) zum Anlass nahmen, faul rumzuhängen.


    Woraus kommt dein Verständnis?
    Rinzai und Soto ist eine spezifische Form des japanischen Buddhismus und beide Linien wurden aus China importiert. Dieser kulturelle Import war und ist in Japan geläufig. Eisai, bei dem auch Dogen studierte, brachte eine Tradition, die dann als Rinzai bezeichnet wurde und die vor allem vom Feudaladel in Kamakura gepflegt wurde. Dogen brachte ebenfalls aus China das so dann genannte Soto.
    Die Auseinandersetzung ging dabei immer um die Frage des Stillen Sitzens, der allmählichen Erleuchtung, und der plötzlichen Erleuchtung. Aber schon bei Hui-neng findet sich hier eine ausgleichende Haltung. Was Fakt war, das war die regionale Trennung von südlicher und nördlicher Schule in China, aufgrund der Song. Die waren aber 200 Jahre nach dem 6. Patriarchen, was wiederum daraufhin weist, dass der Begriff von südlichem/nördlichen geographischer Natur war und dann mit dem Niedergang des Zen in der Song-Zeit als Ursprungsfakten erfunden wurde.


    Hakuin im Japan des 17. Jh. hat sich mit dem sogenannten Quietismus befasst und hier die Koan-Schulung als Mittel dagegen angesehen. Nur gegen Niedergang gibt es kein Mittel, wie eine Koan-Schulung. Da muss jeder letztlich sich aufraffen und da scheint mir dann das Problem zu liegen. Man strengt sich an, um an ein Ziel zu kommen, ganz gleich, wie man das benennt und dann ruht man sich da aus. Bereits Boshan (1575 - 1630) hat eine schöne Unterweisung zum Großen Zweifel verfasst, die kürzlich von Jeff Shore ins Englische übersetzt und kommentiert herausgegeben wurde.


    Zitat


    Vielleicht liegt es also auch an dem eigenen Temperament, als ob man eher zur Lethargie oder zus Rastlosigkeit neigt, in welche Richtung man da eher umkippt?


    Das wäre ziemlich billig als Ausrede. Sich selbst erforschen bedeutet ja auch zu sehen, wie unzulänglich doch das eigene Tun ist.

    Genjokoan:

    Wer die Lehre noch nicht vollkommen in Körper und Geist aufgenommen hat, meint, dass er ihr bereits genüge.
    Wenn die Lehre Körper und Geist ganz ausfüllt, dann merkt einer, dass noch etwas fehlt.