Beiträge von Yofi im Thema „Was ist der Unterschied zwischen der Rinzai und Soto-Tradition?“

    Festus:

    Ich habe zugegebener Maßen Schwierigkeiten mit dem Wort Richtig.
    Ein schiefer Turm ist nur ein schiefer Turm. Und er ist nur deshalb schief, weil wir eine Vorstellung von gerade haben. Richtig und Falsch gibt es nur in unserer konventionellen Sicht.


    Damit sprichst du genau das Problem an, das doch so oft im Zen vorkommt. Alles so lassen, wie es ist, keine Unterscheidungen vornehmen. Ich denke das ist in der Meißelschrift vom Glauben an den Geist etwas anders gemeint.


    "Ist der Beginn nicht richtig, werden Myriaden von Übungen nutzlos sein." (Dogen)


    Das klingt auf den ersten Blick widersprüchlich. Wenn man sich beispielsweise über das Handwerk beim Bauen von Türmen unterhalten möchte, dient das dem allgemeinen Fortschritt. Also wann Kritik üben und wann nicht? Sicher dann nicht, wenn es um unsere Vorstellungen bezüglich der "angewandten Baukunst" "bei den anderen" geht, denn die geschieht ja nur projektiv. Es ist nicht leicht diese Projektionen überhaupt zu erkennen, sie sind aufgrund der Unwissenheit - wie es uns scheint - unzertrennlich mit unserer Objektwahrnehmung verknüpft.


    Zurück zum Zitat und den geraden Türmen, etwas objektiv-richtiges muss es also auch hier "bei uns" geben. Manche sehen das vielleicht.

    Festus:

    Sieht man einen schiefen Turm, sieht man einen schiefen Turm.
    Daraus kann man dann, wenn man will oder manchmal eben auch automatisch, fast zwanghaft, etwas machen.
    Muss man aber nicht. :)


    Oft sieht man schiefe Türme weil die Augen nicht das wiedergeben, was wirklich passiert, und eigentlich ist genau das unser Dauerzustand. Die zwei Wahrheiten eben. Im konventionellen Bereich ist nur eine einzige Sicht richtig - dass alles (noch) nicht ganz richtig ist.


    :) Gruß

    Festus:
    sati-zen:

    Diese Neigung etwas ganz individuell für sich festhalten zu wollen in den Empfindungen ist so tief verankert, auch bei vielen Buddhisten in Europa, dass wer es nicht tut sich die Beschimpfung von Beleidigung gefallen lassen muss.


    Auf den ersten Blick ist das ein nicht verstandenes Problem.


    Sudhana:
    Dogen:

    "Ist der Beginn nicht richtig, werden Myriaden von Übungen nutzlos sein."


    Sieht man einen schiefen Turm, möchte man gerne auf die Fehler in der Baustruktur verweisen, das ist unpersönlich, von sati-zen gut gemeint und deshalb legitim.