Beiträge von sati-zen im Thema „Welche Rolle spielt der Pali-Kanon im Zen“

    Ich sag ja, tanze etwas aus der Reihe, deshalb mein eigenes Kloster. Ich schaue mir seit 20 Jahren den Buddhismus im deutschsprachigen Gebiet an durch alle Traditionen und kaum eine Gruppe konnte meiner Philosophie entsprechen und somit habe ich eine eigene Gemeinschaft gegründet. Buddha wird als der erste Psychotherapeut der Welt bezeichnen und ich bin sein Nachfahre. Dadurch bin ich in der Gemeinschaft mehr für autonomes Denken und weniger dafür, dass einer Regeln vorgibt und die Anderen befolgen sie brav. Es ist im Sinne von Buddha so wie er die Erfahrungen am eigenen Leib gemacht hat, selbst die Lösung zu finden und sich weniger an Vorgaben zu halten. Nun hat sich das in den vielen Hunderten Jahren geändert, Buddha war auch damals einmalig und kein Massenphänomen in der Bevölkerung, dass die meisten Menschen den vorgegebenen Halt in Form von Überlieferung annehmen und brav folgen. Zumindest scheint es bei den Buddhisten hier im Forum der Fall zu sein. Gerade Zen-Buddhismus ist für mich eine Denkweise im Rahmen des von Buddha vorgelebten, dass Selbstvertrauen und Bewusstmachung ermöglicht und nicht das Wiederholen des Vorgegebenen erzwingt um so letztendlich den Freiraum für das spirituelle Erwachen zu erleben. Wer brav macht was verlangt wird kann Prämien und Belobigungen bekommen aber einen freien Geist der zur Erleuchtung führt kaum. Zen ermöglicht mehr als alle anderen Traditionen durch den Spielraum der Leerheit dieses selber gestalten des eigenen Lebens und weniger das Befolgen müssen der Vorgaben. Der Rahmen ist klar definiert aber das Bild welches in der Mitte entsteht ist ein eigenes Werk. Deshalb ist der Pali-Kanon für mich eine Lektüre aber keine Ansage wie Kreativität zu gestalten ist.

    Sunu:


    Was meinst du den mit "innen" ? Bzw. was ist dann "außen" ?


    Kennst Du wirklich die beinen Zustände Innen und Außen nicht? Man kann der Vollständigkeit wegen noch das Dazwischen erwähnen. Der Mensch besteht aus einem inneren Wesen und dazu gehört vor allem die Psyche oder Seele, die Umwelt ist den äußeren Dingen zuzuordnen. Wenn es zwischen diesem Innen und Außen mit der Position Dazwischen ein gutes Wechselspiel gibt kann man von einem harmonisch ausgeglichenen Gemüt sprechen. Das wird im Zen-Buddhismus angestrebt. Da die Reize aus der Umwelt sehr vielfältig sind und manchmal wie zwingend notwendig erscheinen, ist es ratsam wenn man den Weg der Heilung gehen möchte, die innere Verfassung so zu wappnen, dass sie der Flut von außen nicht erlegen ist. Das lässt sich im Zazen praktizieren. Dazu kommt, dass wir die äußeren Umstände der Umwelt kaum beeinflussen können, die inneren Prozesse der Nervenimpulse dagegen schon, jedoch ist dafür sehr viel Übung nötig und der Zen-Buddhist investiert sehr viel Geduld und Zeit um diese inneren Prozesse des Organismus zu gestalten. Nur wer kreativ mit der eigenen Wesenheit umgeht und sich nicht auf die äußeren Impulse verlässt wie das Lesen vorgegebener Texte, hat eine Chance das Leid im Dasein zu lindern um nicht schon wieder die Erleuchtung zu strapazieren. Jedoch sie steht am Ende des Weges so wie es Buddha vorgelebt hat. Er hatte keine Texte die er brabbeln konnte um die Angst zu verscheuchen, er hat die Angst durchlebt mit allen seinen inneren seelischen Zuständen und wurde dadurch von ihnen befreit.

    Es scheint ähnlich zu sein wie mit der Bibel bei den Christen, wer behauptet ein Leben ohne Bibel ist für das eigene System die bessere Lösung macht sich verdächtig und wurde im Mittelalter viergeteilt. Der Halt an ein Schriftwerk ist oft stärker als die meisten Lebends- und Todesgeister.
    Da liebe ich die Befriedigung durch eigene Fantasie und brauche keine Vorlage in Form von Schriften meist alter Männer. Meine Fantasie als Zen-Buddhist dem Buddha nachzueifern ist für mein Leben tausend mal besser als irgendeine Schrift von jemand Äußeren und diese eigenen Gedanken sind es die ich liebe denn sie geben mir genau die Aufgaben auf die ich erfüllen muss auf dem Pfad zur Erleuchtung und dieser Prozess ist schon vielen Menschen zugute gekommen.. Ich weiß, ich tanze aus der Reihe und halte mich nicht an Schriften aber ich halte mich an die Bedürfnisse der Mitmenschen und zeige Wege auf wie ganz individuell der Weg das Leid zu lindern aussehen könnte. Beschreiten tut ihn jeder selbst mit den Hilfsmitteln die notwendig sind, wer jedoch heilige Bücher hervorholt zur Orientierung, den lasse ich gehen...

    Gut, Du ließt Deine überlieferten Texte und ich erfreue mich an der Lösung des Leids in der Gegenwat. Die Kenntnis der Geschichte und der Vergangenheit ist natürlich Voraussetzung um die Probleme der Gegenwart zu lösen aber das drückt sich nicht durch häufiges Zitieren aus.
    Mir ist die geschichtliche Entwicklung des Buddhismus auf dieser Welt vertraut und somit auch die Geschichte des Zen-Buddhismus und das nimmt auch Einfluss in die Entscheidungen. Aber Debatten im Internetforum wer mehr im Besitz von Zen ist als ein Anderer sind nicht mein Interesse, da ziehe ich mich zurück und überlasse Dir großzügig die Macht, ich weiß mich zu schützen.

    Du kannst viele Zitate und Beispiele anführen, ein Buddha und seine Schüler brauchen kein Regelwerk um das persönliche Leid zu lindern. Es ist nur oberflächlich denn die eigene Lösung kann nur im Inneren selbst gefunden werden. Fremde Schriften lesen ist Ablenkung, Verdrängung und Unterhaltung.
    Wer wirklich etwas für die inneren seelischen Empfindungen tun will verfasst selbst Texte die seinen Gemütszustand zum Ausdruck bringen. Im Zen-Buddhismus wird diese innere Haltung angestrebt. Deshalb unterscheiden sich die Traditionen zwar in ihrer Praxis aber die psychologischen Verhaltensweisen um das Leben zu bewältigen sind bei allen Menschen auf der Erde gleich.

    Wer meint Zen-Buddhismus zu praktizieren und sich dabei an überlieferte Texte hält kann keinen Zen-Buddhismus praktizieren, er macht irgendetwas anderes. Man kann nicht die Nichtanhaftung leben und sich gleichzeitig an Vorgaben binden. Entweder die Leerheit konsequent oder es ist etwas anderes...
    Das ist das einzige wahre beim Praktizieren von Zen-Buddhismus, es gibt nichts was von außen tröstet...(auch kein Pali-Kanon), es kann nur von innen kommen...