Beiträge von void im Thema „Der anthropogene Klimawandel- ein Thema auch für Buddhisten?“

    Sunu:

    Womit ich ein Problem habe,ist, dass jetzt selbst schon Umweltaktivisten nicht mehr davor zurückschrecken auf Kosten der Flüchtlinge Propaganda zu machen....


    Ich verstehe dich so, dass dein Problem ist, dass die von Freeman zitierten Texte, bei einem die leicht ganz ähnliche Ängste aufkommen lassen ("Millionen werden komen und us überschwemmen!") wie sie auch die Rechte immer bringen, um unsere Empathie herabzusetzten. Und in einem auch das Bedürfnis aufkommen lassen, man müsse sich gegen die Klimaflüchtlinge mit hohen Mauern schützten.


    Auch die Sicht der Militärs, die ja hauptsächlich ein Sicherheitsproblem des Westens ansprechen und gar nicht aus der Opferperspektive heraus denken, ist ja problematisch.


    Das Bild ist schief: So als mache ich durch meine Unachtsamkeit den Garten des Nachbarn unbewohnbar und jammere dann darüber, dass er ein Zelt in meinem Vorgarten aufstellt. Wo es ja, wenn der Nachbar einen vernünftigen Anwalt hätte, eher ich wäre der sich da Gedanken machen müsste, wo er jetzt wohnen soll.

    Freeman reloaded:

    Die fossile Industrie hat jahrzehntelang wider besseren Wissens und aus nackter Profitgier die dringendst notwendige Energiewende durch systematische Desinformation und auch massive Drohungen (sog an Leib und Leben) gegen Klimawissenschaftler verhindert.


    Ja, das bestreite ich doch gar nicht. Ich finde nur, dass diese Schuldzuweisung dazu benutzt werden kann, alle anderen reinzuwaschen.


    Es ist villeicht wie bei den Drogen. Es gibt den Drogenhändler, aber es gibt dann natürlich den Käufer, der nicht von seiner Sucht loskommt, die Frau die ihn deckt, die Kinder die in der Schule nichts sagen dürfen usw - die ganze Misere halt.


    Und da ist es für so einen Süchtigen natürlich wichtig, in so einer Selbsthilfegruppe mal eizugestehn, dass er süchtig ist und deswegen auch zweifelhaftes Zeug gemacht hat. Statt das Problem nur bei dem Lügenbold von Drogenhändler zu suchen.


    Aber ne Selbsthilfreguppe für ölsüchtige Wirtschaftssysteme gibt es natürlich nicht.

    Freeman reloaded:

    Aber die Hauptverantwortung liegt nunmal bei der fossilen Industrie, die Jahrzehntelang systematische Desinformation hinsichtlich des Klimawandels betrieben hat und einfach immer weiter auf fossile Energie setzt, bis auf den heutigen Tag.


    In dem Buch "Carbon Democracy: Political Power in the Age of Oil" von Timothy Mitchell wird gezeigt, wie eng die Beziehung zwischen fossilen Rohstoffen und dem Aufstieg des Westen von Anfang an war. Auf einmal hatte man über die Kohle so viel Energie, dass man dafür vorher ganz England mit Bäumen hätte beplanzen müssen. Und innerhalb einiger Jahre hatte man so viel an Energie, dass man dafür 2, 4, 8 England gebraucht hätte, was ganz viel neue Möglichkeiten eröffnete ( Mitchell folgt hier Kenneth Pomeranz "The Great Divergence: China, Europe, and the Making of the Modern World Economy") Die Kohle war die grosser "Ermöglicherin der Industriegesellschaft" eine Funktion in der sie später vom Öl abgelöst wurde.


    Die Idee die "fossile Industrie" als eine Industrie unter vielen zu sehen, greift deswegen zu kurz. Sie ist der Schmierstoff unserer Träume und das was die Industriegesellschaft möglich gemacht hat. All das freigewordene C02 hat als Öl Motoren und, Kolben bewegt, Dinge angetrieben, ist uns Plaste Und Elaste geworden, hat uns hierhin und dorthin bewegt. Hat als Plastikradio Popukultur geträllt, lag als Kondom mit uns im Bett, hat uns als Kerosin in den Urlaub geflogen, hat uns die Horizonte einer unerschöpflichen Zukunft vorgegaukelt.


    Und dabei natürlich die Vorräte erschöpft, die Atmospäre vergiftet usw. Was man aber spätestens seit dem Club of Rome Bericht "Grenzen des Wachstums" von 1973 hätte wissen müssen. Aber es ist wirklich so, dass Öl eine so fundamentale Rolle für die Wirtschaft hatte, dass man es einfach hätte ersetzten können.

    Freeman reloaded:


    Ah, ok, dann sollte ich wohl im Klimathread noch um einiges deutlicher machen, dass die Hauptverantwortung für den Klimawandel bei den Eliten, den Grosskonzernen liegt. Allerdings hatte ich dort zB mit folgendem Link eindeutig darauf hingewiesen.


    Ich denke ganz anders als du. Für mich sind wir alle Teil einer grossen Wirtschaftmaschine, die den Planeten ruiniert. Die Wirtschaft ist ein riesiges Gebilde, voller Maschinen, Menschen, Städte, Förderanlagen, Märkten, Fangflotten und Müllbergen. In der wir als Verbraucher, Käufer und Produzenten rettungslos mit drinhängen. So lange das Gute das Schlechte überwog freute man sich stolz über all das Wirtschaftswachstum, aber sobald die Nachteile drohen die Lebensgrundlage zu unterwandern, will man sich rauswinden und auf jemand anderen zeigen. Die Amrikaner schicken sich an, auf Mexikaner und Chinesen zu zeigen, Europa zeigt nach Amerika und alle fühlen sie sich winselnd als "gutes, ausgebeutetes Volk" das von Eliten manipuliert und fehlgeleitet wurde. Insofern von der Maschinerie immer weniger profiteren, ist es ja nicht ganz und gar falsch.


    Aber wenn man es verabsolutiert, wird es zu einem Mittel, um sich reinzuwaschen. Man sagt sich, dass es ja nicht unsere Autos waren, die das C02 aufgestossen haben (obwohl das ja der Fall ist) und auch ihre Fahrer sind nicht schuld und auch all die Millionen angestellten in den Autokonzernen, sondern eine "kleine Elite" soll schuld sein. Und besonders gerne hätte man es , wenn dieses Elite nicht zum eigenen Land gehört sondern wo ganz wo anders ist. So zu denken ist verführerisch, weil man damit das Problem weggeschoben hat.


    Gerade Deutschland lebt vom Export und ganz viele Menschen sind bei Grosskonzernen und ihren Zulieferern beschäftigt. Wir sind nicht Ausgebeutete sondern Teil der Ausbeutungsmaschinerie. Das jetzt rein kleinen Eliten anhängen zu wollen, wäre doch ein Davonlaufen vor unserer Schuld und unserer Verantwortung.

    In der Die Feuerpredigt (Ādittapariyāya) sagt der Buddha:


      Alles brennt, ihr Mönche. Und was alles brennt, ihr Mönche? Das Hören, die Töne - das Riechen, die Gerüche - das Schmecken, die Geschmäcker - das Tasten, die tastbaren Dinge - das Denken, die Gedanken brennen, das Denkbewußtsein brennt, die Denkberührung brennt und was durch die Bedingung der Denkberührung entsteht, nämlich freudiges, leidiges oder neutrales Gefühl, auch das brennt. Durch was brennt es? Durch das Feuer des Begehrens, durch das Feuer des Hasses, durch das Feuer der Verblendung brennt es, durch Geburt, Alter, Tod, Kummer, Jammer, Schmerz, Leid und Verzweiflung brennt es, so sage ich.


    Ich frage mich, inweiweit hier "Feuer" einfach nur eine Metapher ist, oder inwieweit es tiefer reicht. Wärme hat ja mit erhöhter Aktivität und Bewegung zu tun, und bestimmt gab es damals in Indien Waldbrände - sich selbst verstärkende und ausdehnende Flammenmehre, die nichts als Asche zurückliesen.


    Normalerweise kann man nur die Vegetation vebrennen die konkret verfügbar ist, aber dadurch das fossile Brennstoffe in grossen Masse aufgetan wurde, konnte man in einem Jahr einmal nicht nur so viel an Wald vebrennen, wie in diesem Jahr wuchs, sondern pro Jahr die Wälder von 400 Jahren in Motoren verbrennen - und dabei eine ungeahnte Energie und Betriebsamkeit freisetzten: Die neuen Möglichkeit Wünsche zu realisieren, setzt dann natürlich auch neue Zu- und Abneigungen frei. Und neue Asche, CO2 usw.


    Ich sehe es also so, dass samsarische Rad sich ölgetrieben einfach schneller dreht, und deswegen mehr umsetzt. Auf der einen Seite mehr Geburt an Produkten und Konsummöglichkeiten, auf der anderen Seite aber auch mehr Verzehren von Ressourcen, mehr Tod für Tiere und Pflanzen, mehr Erschöpfung in Böden, Meeren und Herzen - der grosse Burnout.


    Die Technik und die Verfügbarkeit der Ressourcen hat da die menschliche Natur verstärkt und beschleunigt. Und insofern sich die Feuepredigt auf die meneschliche Natur bezieht, bezieht sie sich auch gerade auf deren technisch verstärkte Variante.


    In dem Zusammenhang passt es auch, dass Nirvana das "Verlöschen" bedeutet.