Beiträge von Sudhana im Thema „Zen und die Vorstellung der Erlösung?“

    Dass der Begriff 'Erlösung' in buddhistischem Kontext problematisch ist, wurde ja schon gesagt. Am ehesten ließe sich dieser Begriff mit Skrt. mokṣa / vimokṣa (etwa: 'Befreiung') vergleichen, Chin. / Jap. 解脫, jietuo / gedatsu. Der Begriff spielt insbesondere im Zen eine deutlich weniger zentrale Rolle als der Begriff der 'Erlösung' im Christentum. Inkompatibel sind beide Begriffe auch insofern, als es im Christentum um Erlösung von Sünde (im Glaubensbekenntnis: 'Schuld') geht und im Buddhadharma um Befreiung von Verblendung (avidya, Unwissenheit).


    Warum "weniger zentral"? Eine der wichtigsten theoretischen Grundlagen des Zen (und natürlich auch des chinesischen Chan) ist die Lehre der allen Wesen "angeborenen", primordialen Buddhanatur (Busshō / Fo Xing). Dies trifft übrigens auch für einige andere ostasiatische buddhistische Traditionen zu, insbesondere Tiantai / Tendai und Huayan / Kegon. Hinsichtlich gedatsu besagt diese Lehre, dass der Übende bereits befreit ist; es geht in der Übung insofern nicht um Befreiung, sondern um Einsicht in die (freie) Natur des eigenen Wesens (kenshō) bzw. um Aktualisierung der Befreiung bzw. des Erwachens (shōbutsu) - womit auch schon die relativ subtilen Unterschiede der Rinzai- und Sōtō-Interpretation angedeutet wären.


    Das, was Herr Kopp in seinem (um es etwas flapsig auszudrücken) spirituellen Gemischtwarenladen anbietet, hat nach meinem Eindruck eher wenig damit zu tun. Ob man "nur" Versatzstücke aus der Zentradition und christliche Mystik vermengt oder das Ganze zusätzlich auch noch mit Daoismus oder was sonst noch so nachgefragt wird, würzt - das Ganze ist da mE nicht mehr als die Summe der Teile. Und die Teile sind eben nicht mehr als nur Teile. Aber offensichtlich gibt es Leute, die brauchen das. Insofern ist das auch in Ordnung. Besser als Abenteuerurlaub mit Daesh in Syrien ist das als spirituelle Praxis allemal, wenn auch weniger aufregend.


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