Axel:
Du missverstehst (hoffentlich nicht absichtlich...) mein Zitat als Faschismus-Apologie.
Es geht mir nicht darum, den historischen Faschismus oder die Militarisierung der japanischen Gesellschaft gegen Kritik zu immunisieren, sondern um eine gewisse Denkfaulheit, die glaubt, es wäre ein Erkenntnisfortschritt damit verbunden, einfach irgendwo ein Etikett draufzukleben.
Um bei meinem Zitat zu bleiben: Ich kritisiere weniger das 'Draufschlagen' auf Pegida, als vielmehr das hirnlose Draufschlagen mit schiefen historischen Analogien.
Ich assoziiere das Wort Faschismus stark mit einer Haltung, die in dem Spruch "Du bist nichts - dein Volks ist alles" ausgedrückt werden kann. Solche extrem kollektivenn Haltungen, in denen man sich selber als unwichtigen Teil einer Masse sieht, kommen in der Menschnheitsgeschichte gar nicht so selten vorkommen - gerade im Zusammenhang mit Kriegen.
Allerdings ist es so, dass die Moderne da ja eine Zäsur gesetzt hat, in dem so ein "vormodernes" kollektives Denken den "Anderen", "Primitiven" zugeordnet wird, während Europa durch diverse Modernisierungsprozesse hindurchgegangen ist und sich individualisiert und modernisiert hat -ein Fortschritt an Zivilisation auf der sich traditionell viel an kolonialem Herrschaftanspruch gründete.
Wenn Barbaren sich barabarisch aufführen und kollektiv denken, dann kann sich der fortgeschrittene europäische Chauivinist zurücklehnen weil er insgeheim nichts anderes erwartet hatte. Während - wenn sich Europäer, die eigentlich aufgeklärt sein sollten, zu vormodernen Denken neigen, dies eine Infragstellung ist. Der moderne Mensch darf zwar im Namen der Zivilisation druchaus shr barabarisch sein, weil der Zweck ein wenig die Mittel heiligt, aber gerade deswegen muss immer sichergestellt sein, dass das alles für Fortschritt und Zivilisation geschieht und nicht einfach "blosse Barbarei" ohne höheren Zweck ist.
Von daher scheint mir der Begriff "Faschismus" als ganz stark mit einem Zivilisationsbruch verbunden zu sein. Weil der Faschist ja aus modernen Vorraussetzungen (Individuum, Politik, Nation, Revolution) in das "Du bist nichts - dein Volks ist alles" zurückwill und beides verbindet. Von daher schwingt bei dem Faschismusvorwurf immer etwas von "Apostat der Zivilisation" und "Verrat an der Moderne" mit. (Ich glaube das steht mit dem "ganz, ganz … ganz Bösen" in Verbindung, von dem kongjiazhong sprach)
Die Ironie der Geschichte, scheint also zu sein, dass der Faschismusbegriff selber so eine Unterscheidung zwischen ziviliserten und User19823baren voraussetzt. Nur wenn man in den Meiji-Japanern ziviliiserte Gentlemen sieht, kann man ihnen vorwerfen in die Faschismus zurückgefallen zu sein. Während man wenn man geneigt ist, in ihnen "asiatische Barbaren" zu sehen, es überhaupt keine Basis für eine solche Denkweise gibt. So wie man wohl auch in Islamisten wohl deswegen keine Faschisten sehen will, weil man ihnen nicht zugestehen will ein Produkt der Moderne zu sein.
Merkwürdige Sache.