Beiträge von void im Thema „Tibetisch-buddhistische Methoden zum Umgang mit der Welt“

    Ich habe mal eine Geschichte über australische Aborigines gehört, die zum ersten Mal ein Radio erlebten. Als sie über eine weit erntferntes Katastrophe hörten, fingen sie gleich an, für die Opfer Decken und Nahrung zu sammeln. Es musste ihnen erst erklärt werden, dass das was man im Radio hört, nicht mit einem selbst zu tun hat, und man auf das was man hört, nicht reagieren muss. Also, dass man sozusagen "apathisch" hören muss.


    Bei dieser Geschichte ist mir aufgegangen, wie seltsam dieser "apathische Umgang" doch ist.


    Mit dem Radio tut sich ein Loch in der Welt auf, aus dem Nachrichten störmen, wobei man aber selber zu einer passiven Apathie verurteilt ist. Man erhält Information, die man weder in Handeln übersetzten kann noch soll. Dies erinnert mich sehr an den Begriff der Erlernte Hilflosigkeit, in dem ja das Erleben von solchen Situationen des Kontrollverlustes mit Depression in Verbindung gesetzt wird.


    Von daher liegt der Gedanke nahe, als wären die Medien (Smartphones/TV/Radio) so etwas wie energetische Löcher. Jetzt nicht unbedingt wörtlich, sondern eher dadurch dass sie das Hier und Jetzt gegenüber dem Dort und der Möglichkeit unendlich relativieren. Mark Fisher ( der sich leider neulich im Zuge seiner Depression umgebracht hat) hat da einen seltsamen Zusammenhang zwischen Virtualität und Gespensterglaube herausgestellt: Auch Gespenster werden ja als etwas dargestellt, was sein "Hier und Jetzt" verloren hat, und deswegen andere Zeiten und Orten belastet. Sie kommen nicht zur Ruhe sondern spucken herum. Auch der Ort "Medien" bezeichnet ja interessanterweise nicht nur Kommunikationsmedien sondern eben auch medial begabte Menschen, die von Gespenstern und Toten heimgesucht werden.


    William Gibson berichtet, dass die Leute, als die ersten Wachsaufnahmen von Stimmen auftauchten, davor einen riesigen Schrecken hatten: Und zwar deswegen weil sie die Idee gruselig fanden, dass damit die Stimme von jemand aufgezeichnet werden kann, der dann stirbt. Und man dann später die Stimmen der Toten hören kann, was damals als ein unbeschreibliches Grauen gesehen wurde. Während wir ja heute einfach im Radio Musik von David Bowie oder Michael Jackson hören, ohne dass wir dabei das Gefühl haben, etwas verdunkle sich.


    Deswegen frage ich mich, ob man nicht aus der Art, wie Kulturen mit Gespenstern und Besessenen umgehen, viel dafür lernen kann, wie man mit dem mediale vermittelten "Übermässigen Draussen" lernen kann.


    Wie geht man denn im tibetischen Buddhismus mit Gespenstern und Besessenen um? Ich nehme an, da spielen Schützer eine sehr grosse Rolle.