Beiträge von Lirum Larum im Thema „Abwertung der Theravada Schule“

    Weil ich gerade in einem anderen Thread über Sinn und Zweck aggressiver Sprache nachgedacht habe, hier ein kurzes Off-Topic über Stil:


    Zitat

    ...selten dämliche Ansinnen, hochgradiger Realitätsverlust, schwerer Fall von Religiotie.


    Warum kann ein gebildeter Mensch sich nicht anders ausdrücken? Dieser Sprachstil ist unnötig überzogen, verletzend und unfair.

    Die Linien der Mahayana-Traditionen lassen sich ja alle bis zum historischen Buddha zurückverfolgen. Daher ist es kein Wunder, wenn Buddhas erster Schüler Ananda in der Linie vorkommt. Die Unterschiede bei den Personen als Linienhalter kommen erst bei jüngeren vor.
    Z.B. Ist Nagarjuna Linienhalter des Chinesischen sowie des Tibetischen Buddhismus, obwohl die sich schon früh getrennt bzw verzweigt hatten.
    Theravada ist die letzte lebende Linie des "Hinayana", aber das Wort ist politisch nicht mehr korrekt, besonders nicht in Zeiten des Internets, und wird daher von höflichen Menschen heutzutage einfach vermieden. Weniger anstößige Bezeichnungen sind "Shravakayana" oder Theravada eben. Bezeichnet aber das selbe: die Leute, die sich auf den Palikanon stützen und Arhatschaft anstreben.


    Die Kämpfe um das verschiedene Verständnis über die buddhistische Philosophie und den besten Weg scheinen aber schon sehr alt zu sein. Im Bodhisatvacharyavatara von Shantideva gibt es Erklärungen zu solch Diskussionen, die dann wohl mindestens schon 1200 Jahre alt sind. Diese Erkenntnis lässt für mich die heißen Diskussionen schon etwas kühler erscheinen. Schnee von gestern.


    Hier im Forum gab es immer wieder Grabenkämpfe zwischen Vajrayanies ("Ihr habt kein Migefühl und unsere Praxis ist höherwertig") und Theravadins ("was immer ihr da praktiziert, Buddhismus ist es nicht und der Buddha hat das nie gelehrt") - bis keiner mehr mochte. Alles ausdiskutiert, zu keiner Einigung gekommen, die größten Streithähne sind verschwunden und viele andere stillere Leute auch.
    Ich persönlich finde den Austausch auf Augenhöhe mit Theravadins, im gegenseitigen Respekt, viel interessanter, als diese Sandkastenstreitigkeiten um den besseren, schnelleren, weiteren oder echteren Buddhismus.


    Als der Dalai Lama in Hamburg in einer Rede von seiner Begegnung mit Buddhadasa Bhikkhu erzählte, zeugten seine Worte von solch tiefem Respekt, das mir die Tränen kamen. Er hatte kurz mal mit zwei drei Sätzen und einer Namaste-Geste diesen ganzen idiotischen Internetstreit ad absurdum geführt.
    Ich wäre Buddhadasa Bhikkhu auch gern begegnet.