Beiträge von Sôhei im Thema „Eine metaphyische Frage“

    Sudhana
    Hmm, na ja, den von dir angesprochenen Kritikpunkten würde ich zwar prinzipiell zustimmen, aber vermutlich eher, wenn es um eine tatsächliche, wissenschaftliche Abhandlung zu diesem Thema ginge. Keine Ahnung unter welchen Anforderungen und mit welcher Zielsetzung das Paper erstellt wurde, gälte es vermutlich auch zu berücksichtigen.
    Sei es wie es sei: was war eigentlich der Ausgangspunkt des Ganzen Off Topic?
    Ich hatte eigentlich nur darauf verwiesen, dass das Christentum eben auch eine Theologie der Schöpfungsbewahrung kennt. Und dass mir Umweltethik im Buddhismus erst aus jüngerer Zeit bekannt ist.


    Die eigentlichen Fragen wären also:
    - Welche Positionen christlicher und buddhistischer Umweltethik gibt es, worauf beziehen sie sich, und wann wurden diese formuliert?


    Und nochmal: ich halte die christlichen Positionen keineswegs irgendwie für ausgewogener oder überlegen. Eine Begründung für eine Umweltethik auf der Grundlage buddhistischer oder christlicher Glaubensannahmen ist für mich beides gleichermaßen beengend. In beiden Fällen liegen schon bestimmte Annahmen darüber vor, wie Welt beschaffen ist, beschaffen sein sollte etc.; und aktuelle Probleme werden halt auf diesem Hintergrund interpretiert oder versucht einzubinden.

    fotost:

    Diese Gleichmacherei ist mir viel zu simpel, sorry.


    Zeig mir bitte den Satz, die Sutten aus dem PK mit dem/denen zur Ermordung von Apostaten, generell anders Denkenden, Schwulen, Kriegsgefangenen etc. ausdrücklich mit absoluter Eindeutigkeit aufgefordert wird.


    Wo Diebstahl relativiert und für die eigenen religiösen Zwecke legitimiert wird.
    Wo Vergewaltigung nicht nur legitimiert, sondern gefordert wird.


    Ist schon gut. Ich greife dich doch gar nicht an...
    All diese Dinge kannst du also ausdrücklich und mit absoluter Eindeutigkeit aus der Bibel (oder dem Koran) für dich herauslesen? Wow...
    Ich kann für mich in der Realgeschichte "buddhistischer" und "christlicher" Länder jedenfalls wenig grundsätzliche Unterschiede erkennen, was den Umgang mit all diesen Themen angeht. So groß können die Unterschiede also nicht gewesen sein.
    Davon abgesehen verlieren wir uns hier in m.M.n. sinnlosen Streitereien.

    Sudhana


    Ich habe den Artikel auf die Schnelle eingestellt, gebe ich zu (und richtig, er ist natürlich nicht mehr aktuell).


    Die Passage zum Buddhismus ist ja nun ziemlich kurz - magst du vielleicht kurz erläutern, was du daran so verfehlt findest?


    In die Links von dir habe ich jetzt nur kurz reingeschaut... Wobei ich schon jetzt vermuten würde, dass die Diversität und auch Glaubwürdigkeit buddhistischer Positionen zum Thema Umwelt & Ökologie viel problematischer ist als im Judentum/Christentum und vielleicht auch Islam, einfach aufgrund der viel größeren Bandbreite der darin vorkommenden Lehren (alleine schon was Theravada und Mahayana betrifft).

    fotost
    Das Zitat ist mir natürlich bekannt. Ist halt wie mit der Bibel, dem Koran und allen umfangreicheren religiösen und philosophischen Schriften - ich kann für und gegen alles einen Satz darin finden und zur Grundlage für eine bestimmte Sichtweise machen.
    Es ist halt eine Interpretation des Wulstes der niedergeschriebenen Texte; so wie andere auch. Wobei ich ja eure (die der säkularen Buddhisten) noch angenehmer finde als andere!


    Die Schöpfungsgeschichte ist natürlich ein Mythos, der aber ja in der Theologie weiterverarbeitet wurde/wird.
    Dass die Lehre Buddhas nur auf die menschliche Dimension abhebt ist vermutlich deine Auffassung als "säkularer Buddhist" - gedeckt wird diese Sichtweise m.M.n. durch den Pali-Kanon nicht. Siehe all die Anspielungen oder auch Aussagen über diverse Daseinbereiche, Götter und Geister, DN.27, etc. Nur zu sagen, sie sind halt da irgendwie von früher reingerutscht, erscheint mir da etwas zu einfach.
    (Es sei denn, du erhebst den Anspruch zu wissen, was der historische Buddha jetzt von allem dem im Pali-Kanon wirklich vertreten hat, und was nicht...)


    Ansonsten halte ich es wie schon geschrieben: ich denke ein simples ja/nein, gut/schlecht wird weder den christlichen Lehren und der christlichen Geschichte gerecht, noch der buddhistischen...

    Ergänzung:


    Neben dem schlagwortartigem Buddhismus - Christentum (Theismus) Gegensatz wird dieses Runterbrechen ja auch gerne mit Daoismus - Konfuzianismus gemacht, wobei die einen dann die edlen Naturalisten sind, die anderen die verstaubten Bürokraten...
    Trifft aber eben auch kaum zu. Die wunderbarsten Götterwelten haben nämlich die Daoisten für sich in Anspruch genommen, und auch was z.B. rigide Askese angeht, standen sie den indischen Kasteiern in nichts nach...

    void


    Ich bin wahrlich kein Freund christlicher Dogmatik, aber ich finde viele von dir da genannte Gegensätze greifen nur sehr oberflächlich.


    Z.B. würde ich sagen, dass die Welt- und Leibfeindlichkeit keineswegs im Christentum besonders ausgeprägter ist, als es dass im Buddhismus ist. Wobei solche Aussagen eh problematisch sind, da wir ja einerseits massenhaft Lehrrichtungen und Auslegungen bei Christen und Buddhisten haben, andererseits der real gelebte Glaube hier wie dort oftmals kaum etwas damit zu tun hat.


    So gibt es z.B. neben der gern bemühten "Macht euch die Welt Untertan"-Stelle in der Bibel halt auch eine ganze Schöpfungstheologie, welche der Welt viel Wert und Aufmerksamkeit beimisst. In diesem Punkt z.B. würde mir überhaupt kaum was Vergleichbares aus dem Buddhismus bis in die jüngste Zeit einfallen. Mit solchen Fragen ist er überhaupt erst konfrontiert worden, seit die Länder in denen er dominiert in der Moderne angekommen sind...


    Welt - Gott und Materie - Geist sind in der abendländischen Philosophie keineswegs durchgängig als wertende, hierarchische Gegensätze aufgefasst worden... Denke doch auch nur mal an die großen alchemistischen, magischen und gnostischen Traditionen.... An Teilhard de Cardin... Oder die gewaltige Denkrichtung des dialektischen Materialismus... Die im Abendland hervorgebrachten Weltanschauungen sind einfach viel zu mannigfaltig, um sie auf so einfache Formeln zu reduzieren.