Beiträge von Sudhana im Thema „Atheistische Religion (Anhaftung?) - Theravada-Buddhismus“

    MittlererWeg:

    Ich meine wenn man körperlich von diesem Leben noch nicht weggeschieden ist, woher will man wissen ob es einen Gott gibt oder nicht?


    Zunächst einmal - Wenn Du "körperlich von diesem Leben [...] weggeschieden" bist, bist Du auch geistig davon weggeschieden. Dann gibt es Dich nicht mehr und damit erst recht niemanden mehr, der etwas wissen kann. Also - ob nun dahingeschieden oder nicht, man kann nicht wissen, ob es einen Gott gibt. Man kann nur darüber spekulieren (wobei man sich selbst ehrlicherweise auch gleich die Frage beantworten sollte, warum man damit seine Zeit vergeudet).


    Was das Spekulieren über Existenz oder nicht-Existenz von Gott angeht, gibt es da eine recht berühmte Analogie:

    Bertrand Russell:

    Viele orthodoxe Menschen tun so, als sei es die Angelegenheit der Skeptiker, überlieferte Dogmen zu widerlegen statt die der Dogmatiker, sie zu beweisen. Wenn ich behaupten würde, dass es zwischen Erde und Mars eine Teekanne aus Porzellan gäbe, welche auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreise, so würde niemand meine Behauptung widerlegen können, vorausgesetzt, ich würde vorsichtshalber hinzufügen, dass diese Kanne zu klein sei, um selbst von unseren leistungsfähigsten Teleskopen entdeckt werden zu können. Aber wenn ich nun zudem auf dem Standpunkt beharrte, meine unwiderlegbare Behauptung zu bezweifeln sei eine unerträgliche Anmaßung menschlicher Vernunft, dann könnte man zu Recht meinen, ich würde Unsinn erzählen. Wenn jedoch in antiken Büchern die Existenz einer solchen Teekanne bekräftigt würde, dies jeden Sonntag als heilige Wahrheit gelehrt und in die Köpfe der Kinder in der Schule eingeimpft würde, dann würde das Anzweifeln ihrer Existenz zu einem Zeichen von Exzentrik werden. Es würde dem Zweifler in einem aufgeklärten Zeitalter die Aufmerksamkeit eines Psychiaters einbringen oder die eines Inquisitors in früherer Zeit.
    (Quelle: http://russell.mcmaster.ca/cpbr11p69.pdf)


    Also - um Deine Frage etwas abzuwandeln: Wenn man körperlich in diesem Leben den Raum zwischen Erde und Mars nicht gründlich nach sehr kleinen Objekten abgesucht hat, woher will man dann wissen, dass da keine kleine Teekanne auf einer elliptischen Bahn um die Erde kreist?.


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    Buddha hat - entsprechend den kulturellen Gegebenheiten seiner Zeit - die Existenz von Devas ('Göttern') nicht bestritten. Sein Verständnis von Devas war jedoch ein anderes als das der meisten seiner Zeitgenossen, insbesondere der Brahmanen. Devas waren für ihn Wesen, die genau wie Menschen vergänglich (wenn auch sehr langlebig) sind und Duhkha (wenn auch in sehr subtiler Form) unterworfen sind. Mithin existieren nach Buddhas Auffassung Devas in Samsara - sie kennen jedoch keinen Ausweg aus dem Samsara, keinen Weg zum Erwachen / zur Befreiung und sie sind sogar aufgrund der sehr subtilen Form, in der sie Duhkha erfahren, anders als Menschen nicht einmal motiviert, einen Weg zur Befreiung auch nur zu suchen. Somit ist religiöse Hinwendung zu ihnen, der Versuch, bei ihnen Hilfe zu finden, sinnlos, wenn man Befreiung aus Samsara sucht. Und um nichts anderes geht es im Buddhadharma. Devas sind für die Befreiung von Samsara völlig irrelevant. Woraus logischerweise folgt, dass auch die Frage, ob sie tatsächlich existieren oder nicht, für Buddhisten völlig irrelevant ist.


    In der abendländischen Philosophie wird dies als Apatheismus oder pragmatischer Agnostizismus bezeichnet. Bekanntester Vertreter ist Epikur, der diese Auffassung entwickelte; möglicherweise unter buddhistischem Einfluss. Epikur war 14 Jahre alt, als Alexander in den heutigen Punjab in Nordindien vorstieß. Der kynische Philosoph Onesikritos, der Alexander begleitete, führte dort Gespräche mit sog. Gymnosophisten (Asketen) über indische und griechische (Pythagoras, Sokrates und Diogenes) Philosophie. Über Onesikritos, dessen historische Spur sich am Hof des Diadochen Lysimachos verliert, wurden indische Ideen, wenn auch stark gefiltert und nur in Umrissen, in Griechenland zuerst bekannt. Um 305 (als Epikur etwa 36 Jahre alt war) gab es die Gesandschaft von Megasthenes (im Auftrag des Diadochen Seleukos I.) an den Hof Candraguptas, in dessen Reich der Buddhismus schon weit verbreitet war - Candraguptas Enkel war der buddhistische Raja Aśoka.


    Zu Buddhas Lebzeiten existierte in Indien auch schon das Konzept eines allmächtigen, ewigen Schöpfergottes (Īśvara), das dann später im Hinduismus weiter entwickelt wurde. Buddha vertrat die Auffassung, dass aus der Existenz eines solchen Schöpfergottes eine absolute Determiniertheit seiner Schöpfung folgen würde, was wiederum die Möglichkeit einer Befreiung aus eben dieser vorgeblichen Schöpfung - Samsara - notwendig ausschließen würde. Da Buddha nicht nur die Möglichkeit der Befreiung (aus eigener Kraft) bejahte, sondern sogar einen Weg / eine Methode dazu lehrte, kann man problemlos die Schlussfolgerung ziehen, was Buddha von dieser Theorie hielt - nämlich gar nichts.


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    P.S.: Warum verwendest Du eigentlich Deinen Account gbg nicht mehr? Wenn Du Dein Passwort vergessen hast und deswegen einen neuen account angelegt hast, solltest du den alten löschen lassen - Doppelaccounts sind hier durch die Forenregeln untersagt.