Beiträge von Sudhana im Thema „Eine CD beim Sterben.“

    Hallo Dana,
    bitte sei mir nicht böse, wenn ich Deine Anfrage hier ein wenig hinterfrage - ich schwafle da einfach mal drauflos und wenn Dir der Anzug nicht passt, brauchst (und solltest) Du ihn nicht anziehen. Ich verstehe Dein Anliegen so, dass Du Bedenken hast, Dein Studium und Deine Übung könnten nicht ausreichen, die 'Verlegung' (so heisst es in der Dawa-Samdup-Übersetzung, die ich benutze) vorzunehmen, "die Befreiung bei bloßem Erinnern (des Prozesses) verleiht." Weiter heisst es: "So die Verlegung wirksam vollzogen worden ist, ist es nicht nötig, diesen Thödöl zu lesen." ('lesen' meint hier natürlich 'vorlesen').


    Das Vorlesen ist also eine Art 'backup' für das Erinnerungsvermögen. Da frage ich mich: brauchst Du ein 'backup' für Deine Praxis? Wenn die Antwort darauf ein 'Ja' sein sollte, dann würde ich die Vermutung hegen, dass es Dir an Vertrauen in Deine Praxis mangelt. Vielleicht wäre es dann ein guter Ansatzpunkt, darauf das Augenmerk zu richten, statt auf eine technische Lösung. Wenn eine 'technische Lösung' (zu der ich auch das beauftragte Vorlesen des Textes durch einen Lama zählen würde), dann stellt sich da zuerst die Frage, wie genau diese Lösung am zuverlässigsten funktioniert. Um beim Grundsätzlichen anzufangen: O-Ton oder deutsche Version? Sofern Du nicht perfekt tibetisch beherrschen solltest, würde ich eine O-Ton-Lösung als rein magische Praxis einschätzen. Davon halte ich nichts und da auch Buddha von so etwas nichts gehalten hat ('Anhaften an Riten und Regeln') glaube ich, ich darf das hier offen schreiben. Wenn es hingegen um ein Verständnis dessen geht, was gerade passiert und die Lesung als Gedächtnisstütze funktionieren soll, dann ist es sicher am sinnvollsten, Du nimmst Dich, wie vorgeschlagen, selbst beim Lesen auf und benutzt dann diese Aufnahme. Es ist so oder so die eigene Stimme, der Du dann folgst - auch wenn sie wie eine fremde klingt. Einer solch 'fremden Stimme' zu folgen, bedarf in 'schwierigen Momenten' eines großen Vertrauens. Nun ja - und da habe ich ja bereits ein Problem diagnostiziert. Wenn Du schon Deiner eigenen Praxis nicht trauen solltest - wie willst Du da Vertrauen zu einer fremden Stimme entwickeln? Grundsätzlich würde ich dazu raten, am Vertrauen in die eigene Praxis zu arbeiten statt am Vertrauen in die 'fremde Stimme'.


    Übrigens - ziemlich am Schluss des Textes heisst es "Die Lehre ist derart, dass sie befreit, wenn man sie sieht, ohne Meditation und Sādhana zu brauchen; diese Tiefe Lehre befreit, indem man sie hört oder sieht." Das 'Sehen' scheint mir der Ansatz für die Praxis, der mehr Zuverlässigkeit und Sicherheit bietet als das 'Hören'.


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    fotost:

    Was mir fast immer als Unterstützung in schwierigen Momenten geholfen hat sind die Goldberg Variationen am liebsten in der Gould Interpretation.

    Die von '55 oder die Stereo-Aufnahme von '81? Ich schätze ja die Live-Aufnahme vom Salzburger Festival '59 ganz besonders. Bei den jüngeren Aufnahmen ist Stadtfeld mein Favorit.


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