Beiträge von mukti im Thema „Das Glück der Entsagung“

    mkha':

    Musst Du Dich denn, um eine

    Zitat

    "Zunahme an Kraft ..., sowie geistige Klarheit, emotionale Ausgeglichenheit und Freude"

    zu bemerken, einer besonderen Lebensweise unterziehen? ...


    Ja das muss ich.



    Freude über die Schönheit der Natur ist eine harmlose Freude, solange sie nicht einen besonderen oder den ersten Platz einnimmt, so dass man sehr daran haftet. Wie wir wissen hat die Natur auch eine unschöne Seite, die man dabei nicht vergessen sollte finde ich. Jede Sinnenfreude hat doch letztlich etwas Trügerisches.


    mkha':


    Kann nicht genau dieser

    Zitat

    "Bewusstseinszustand der sich selbst genügt"

    , oder "ein Glück im bloßen Hier und Jetzt", auch etwas Begehrtes sein, ein Zustand, den derjenige, der ihn schätzt, nicht mehr vermissen möchte?


    Das wäre jedenfalls für meine Wenigkeit schon mal ein schätzenswerter Zustand. Ist das Begehren nach etwas Höherem wie dieses größer als die niederen Begehren, löst es von diesen los. Ein Bewusstseinszustand der sich selbst genügt braucht ja nichts mehr - wunschloses Glück.


    mkha':


    Kann die

    Zitat

    "Erkenntnis wie dumm und lächerlich es ist, die innere Freiheit und Unabhängigkeit durch kleinliche Sinnesfreuden zu verdunkeln oder gar zu beenden"

    , nicht auch eine nur vermeintliche Erkenntnis sein, ... ein Ablehnen dessen, was ist, und ein Begehren dessen, was der Praktizierende für erstrebenswert hält?


    Hilft ihm bei diesen Fragen sein Lehrer, ergibt sich die Antwort aus den Schriften, oder ist es einfach nur eine innere Gewissheit?


    Das ist für mich definitiv eine innere Gewissheit, dass diese Freiheit und Unabhängigkeit mit einer wirklichen Erkenntnis verbunden ist. Schriften und Lehrer weisen darauf hin, wofür man schon sehr dankbar sein kann. Im Grunde ist es nicht schwer zu verstehen - Glück bedeutet, nichts zu wollen und nichts zu brauchen. Die Verwirklichung ist dann schon schwieriger.


    mkha':


    Bei mir ist das so:
    Ich helfe z.B., wo, und so gut wie, ich kann, sofern Hilfe erwünscht ist, und ich freue mich mit meinen Mitmenschen, wenn sie sich freuen. Diese Mitfreude ist eine natürliche Quelle der Kraft.
    Ich begehrte es nicht, bin aber glücklich und schätze es, gelernt zu haben, auch inmitten meiner Mitmenschen, (z.B.) auf einem Flughafen, oder in einer Geschäftsstraße, zuweilen in die innere Stille einzukehren, ... in einen unsichtbaren Rückzugsort inmitten der (Um-)Welt, … (mit der Möglichkeit blitzartiger Reflektion).


    Wunderbar, klingt wirklich gut.

    Sunu:

    An erster Stelle steht das erkennen der Unpersönlichkeit. Wenn das erkannt ist, dann verschwindet die Identifikation mit den Trieben, den Sinnen, das Anhangen. Sinnenfreude, Sinnenabscheu sind dann keine Dinge mehr vor denen man flüchten müsste, noch Dinge denen man hinterherjagen müsste.... Das gleiche gilt für das Wollen......Da ist ein bedingt enstandenes Wollen...na und? Es ist nur ein Wollen ... Aber da ist kein festes Ding auf das sich diese Wollen beziehen könnte. Da ist nichts persönliches...


    Und meinst du dass sich die Unpersönlichkeit mit unkontrollierten Sinnen erkennen lässt? Ist nicht zumindest ein gewisses Maß an Sinneskontrolle eine Voraussetzung dazu?

    Ja, die Entsagung die ich meine ist eng verwandt mit Disziplin, befolgen von Regel und Regulierung. Das fängt an Morgens beim Aufwachen - noch ein wenig Dösen und Träumen im warmen Bettchen, oder nach dem Aufwachen sofort aus dem Bett springen, ab ins Bad und kalt waschen, das ist ein guter Start in den Tag. Es stärkt den Willen und sorgt für Energie und einen klaren Kopf. Am Besten vor Sonnenaufgang aufstehen und früh niederlegen. Und die Genüsse der Sinne, was wird nicht alles getan für das Schwelgen darin, großangelegt sind dafür Industrie und Handel mit unzähligen Angeboten, wo auch immer was herauszuholen ist vom menschlichen Körper, dem angenehmen Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten. So werden unentwegt Bedürfnisse geweckt und Wünsche geschürt, und es ist nie genug.


    Durch Erkenntnis und Erfahrung, dass dies alles nur zeitweiliges Glück bringt und mit viel Leid verbunden ist, verzichtet man besser darauf. Am Besten ist es die Verlangen gleich bei ihrem ersten Entstehen im Geist abzublocken, bevor sie sich vereinnehmend ausbreiten. Die Einsicht lässt sie vorüberziehen ohne etwas zu ergreifen. Nun ist da das Problem der Gewohnheit, wenn durch längere Wiederholung ein Bedürfnis entstanden ist, erzeugt der Verzicht erstmal ein schmerzliches Gefühl. Dann meldet sich der Verstand und führt allerhand Gründe an, warum der Verzicht eigentlich gar nicht so wichtig ist. Etwa dass der durch Meditieren, Studieren und Praktizieren der Lehre ganz natürlich von selber kommt. Nachdem man aber eine ganze Weile so zweigleisig gefahren ist, mit einem Fuss in der Lehre und dem Anderen in den Sinnesfreuden, wird schließlich klar dass es hier einer willentlichen Änderung des Verhältnisses bedarf - kontinuierliche Steigerung der Praxis bei Abnahme von Schnickschack.


    Ich finde das ist ein ganz zentraler Punkt im Buddhismus, der Verzicht auf Sinnesfreuden und unnötigem Zeugs alles Art. Ja, eigentlich das worum es wirklich geht. Ansichten und Meinungen entwickeln und austauschen hat nur den Sinn, diesen Prozess zu unterstützen. Die zentrale Frage ist doch: Was muss ich tun um frei zu werden von all den Abhängigkeiten?
    Übrigens glaube ich nicht dass es nur auf innere Distanz ankomme während man auf den äußeren Verzicht getrost verzichten könne. Kann ich's innerlich, mache ich es natürlich auch äußerlich.


    Ich schreibe das in eigener Sache, wenn auch in der Meinung dass es von allgemeinem Interesse ist. Das geht halt nicht anders als mit dem eigenen Erfahrungshintergrund. Die Zeiten wo ich äußerst bescheiden mit einer philosophischen Sichtweise gelebt habe waren immer die Glücklichsten meines Lebens. Jede Verstrickung in Wünsche und Verlangen waren immer mit Frustration verbunden.

    Hallo,


    wenn ich gerade nicht besonders entsagungsfreudig bin, besinne ich mich auf Zeiten in denen das besser war. Da war durch weitgehende Enthaltung von Sinnesfreuden aller Art eine Zunahme an Kraft zu bemerken, sowie geistige Klarheit, emotionale Ausgeglichenheit und Freude. Es entsteht ein Bewusstseinszustand der sich selbst genügt, ein Glück im bloßen Hier und Jetzt, verbunden mit der Erkenntnis wie dumm und lächerlich es ist, die innere Freiheit und Unabhängigkeit durch kleinliche Sinnesfreuden zu verdunkeln oder gar zu beenden. Das Glück das sich durch die Sinne gewinnen lässt ist mit Belastung, Verwirrung und Leid verbunden und weitaus geringer als das Glück durch Entsagung.
    Obwohl diese Erkenntnis und Erfahrung ein hinreichender Grund wäre auf Sinnesfreuden fortan zu verzichten, schleichen sich allerhand kleine Verlangen langsam und harmlos wieder ein, dann darf es auch ein bisschen mehr sein, mit ihrem Anwachsen schwindet die Erkenntnis, und schon ist man wieder eingefangen in der Wechselwirkung von Lust und Leid.


    Wie in der Lehrrede M.45, wo ein Baum von einer Schlingpflanze befallen wird. Der Baumgeist denkt:


    `...süß ist es ja, von dieser jungen, geschmeidigen, flaumigen Liane umrankt zu werden´
    Und sie schlängelt sich um den Prachtbaum herum, um den Prachtbaum herumgeschlängelt, verzweigt sie sich oben, oben verzweigt wirkt sie einen Rankenschleier herab, und mit diesem Rankenschleier erstickt sie dann die mächtigen Stämme des Prachtbaumes.




    Je größer die Schlingpflanze wird, desto schwieriger ist sie zu beseitigen. Deshalb ist kein Zeitpunkt besser sie abzuschneiden als genau jetzt.