Beiträge von Tai im Thema „Traum und Wirklichkeit“

    Erde:


    Also ist die Antwort: Das der Buddha darauf keine Antwort gegeben hat. Und er eher nach dem Nutzen einer Vorstellung fragt, als dass er Unterscheidungen zwischen Verblendungen macht, richtig? :)


    Wie in meinem obigen Beitrag hoffentlich deutlich genug herausgestellt ist meiner Auffassung nach im Zen die Antwort schon eindeutig. Der Zenstandpunkt, wie ihn etwa Huang Po vertritt, kann aber leicht missverstanden werden, besonders wenn man nicht vertraut ist mit dem Konzept des Unbedingten gegenüber der bedingten Erfahrung.


    Erde:


    Ich mach mich vom Acker. Tschüß :heart:


    Schade. Die hier von dir gestellte Frage finde ich, wie gesagt, wichtig und es könnte durchaus fruchtbar sein, sie gemeinsam noch intensiver zu erläutern. Aber du wirst wissen, was du tust. So oder so wünsche ich dir in jedem Fall alles Gute auf deinem Weg!


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    Tai

    Hallo Erde,


    eine Schlüsselfrage, die du da stellst.


    Beide von dir beschriebenen Arten von Vorstellungen sind tatsächlich etwas, das man sich im besagten Moment nur 'vorstellt' und in diesem Sinne seinem Wesen nach illusionär bleibt. Dies ist nicht als Abwertung gegenüber einer möglichen Nützlichkeit oder Sinnhaftigkeit von Vorstellungen misszuverstehen, sondern in einem viel radikaleren Ansatz wie er z.B. bei Zen-Meister Huang Po zum Ausdruck kommt, wenn er (in "Geist des Zen", Kap. 1) sagt:


    Zitat

    "Die Fühlenden Wesen wissen nicht, dass sie in genau dem Augenblick, in dem sie ihr begriffliches Denken aufgeben, zum Einen Geist erwachen, der Buddha ist und alle Lebewesen."


    Begriffskomplexe wie "zum Einen Geist erwachen" u.ä. sind zwar selbst sprachlich-gedankliche Vorstellungen, weisen aber auf einen nondualen Zustand hin, der genau dann eintritt, wenn alle (ihrem Wesen nach zwangsläufig) dualitären Vorstellungen losgelassen sind. Dies gilt selbstverständlich auch für Attribute wie 'heilsame' oder 'unheilsame' Vorstellung oder 'Vorstellung' versus 'Wahnvorstellung' etc.


    Erde:

    Gibt es für Euch einen Unterschied der Vorstellung des Apfelbaums und der Vorstellung der Kobolde? Also gibt es mehrere Arten von Illusion?


    Schon durch deine Frage hast du eine solche Unterscheidung kreiert und schon dadurch, dass ich auf deine Frage eingehe, habe auch ich eine solche Unterscheidung hervorgerufen. Aus Huang Po's Sicht ist uns beiden das Kind damit schon in den Brunnen gefallen.


    Void scheint mit seiner klugen Antwort über die "Bedeutung der Vorstellung" erst mal ebenso im Fettnäpfchen gelandet zu sein: Denn wo könnte in nondualitärer Soheit Raum für Deutung und Bedeutung sein? Und doch heißt es z.B. bei Lin Chi:


    Zitat

    "Trifft er (ein Erwachter) Buddha, so redet er mit ihm ... trifft er auf hungrige Geister, so setzt er sich auch mit diesen auseinander." (aus Lin Chi Lu, Kap.13c) Und: "Ein Mensch, der in die Hauslosigkeit geht, sollte Buddha von Mara unterscheiden können, das Heilsame vom Unheilsamen trennen können und das Bedingte nicht mit dem Unbedingten verwechseln." (aus Lin Chi Lu, Kap.13c)


    Um diesen meinen obigen Zitaten von Huang Po und Lin Chi scheinbar zugrundeliegenden Widerspruch aufzulösen, wird im Zen gegenüber der Vorstellung gerne von der Anhaftung an Vorstellungen als dem eigentlichen Problem gesprochen, was dennoch selbstverständlich wieder eine Vorstellung und damit Ausdruck von Bedingtheit ist. Mit anderen Worten ist es nicht dasselbe, ob Void hier über die Nützlichkeit vieler Arten von Apfelbaum-Handlungen philosophiert oder ob du ihn beim Apfelplücken triffst. In einem Internetforum wird's wohl zwangsläufig meist auf's Philosophieren über Apfelbaum-Handlungen hinauslaufen und in diese Kategorie reiht sich auch mein Beitrag ein.


    _()_
    Tai