Beiträge von Sudhana im Thema „Geisteshaltung im Zen“

    Sida0211:

    Ich habe dich noch eine Frage: dieser Text bezieht sich auf Abt Muho seinen Beschreibungen über Zazen. Was meint er damit den Geist ruhen lassen soll man sich darauf konzentrieren und alles weitere Geschehen lassen. Die Haltung nicht verändern? Oder nur den Geist auf die Hände oder Scheitel?


    Wenn Du Zazen übst, sollst Du nichts tun. Schon gar nichts mit Deinem Geist; Dich auf irgendetwas konzentrieren usw. usf. Dein grundsätzliches Verständnisproblem scheint mir zu sein, dass Du Zazen für eine 'Technik' hältst - etwas, das man 'erlernen' und 'anwenden' kann. Damit liegst Du völlig falsch. Zazen ist die Rückkehr zu Deinem natürlichen Zustand. Alles, was Du tust, stört nur diesen Zustand. Du handelst wie jemand, der die Oberfläche eines Sees zur Ruhe bringen will, indem er sie mit Steinen bewirft.

    Sida0211:

    Wohin mit dem Geist?


    Wo ist er denn nicht, dass Du ihn dort hintun könntest? Und selbst, wenn es einen Ort gäbe, wo er nicht ist - was hättest du davon, wenn er dort wäre statt hier? Müßige Frage. Es gibt nur das hier und genau da ist Dein Geist.


    Also, ich weiß nicht, wo Du das her hast. Anscheinend von Muho Nölke, wenn ich Dich richtig verstanden habe. Wobei der sich da auch nur bei einem der großen Alten bedient. Bei dem genau das in einem bestimmten Zusammenhang steht. Ob Muho Nölke das nun aus diesem Zusammenhang reisst, weiss ich nicht - wenn ja, ist das jedenfalls wenig hilfreich.


    Der Alte, von dem das stammt, ist Keizan Jokin und der wiederum lehnt sich da nur so weit aus dem Fenster, weil ein anderer Alter da bezüglich Hinweisen so zugeknöpft war. Der war wiederum vermutlich so zugenöpft, weil er Leute wie Dich kannte und sie davor bewahren wollte, aus seinen Hinweisen eine 'Technik' zu basteln.


    Also - dieser andere Alte hieß Dōgen Kigen und er gab hinsichtlich Zazen u.a. folgenden Hinweis:

    Zitat

    Wenn du erst deine Körperhaltung eingerichtet hast, solltest du deinen Atem regulieren.


    Immer wenn ein Gedanke auftaucht, sei dir seiner bewusst; sowie er dir bewusst ist, wird er verschwinden. Wenn du für einen längeren Zeitraum achtlos gegenüber Objekten bleibst, wirst du auf natürliche Weise vereinheitlicht.


    Zusammengefasst: Du übst Zazen, indem Du Körper, Atem und Geist vereinheitlichst. Bleiben wir mal bei den ersten beiden Punkten. Was Du mit Deinem Körper beim Zazen machst, weisst Du ja nun. Nun sollst Du also laut Dōgen Deinen Atem regulieren - und das unvermeidliche passiert: https://www.youtube.com/watch?v=_84-A3LT0Lo
    In unserem Fall: Wie, o Meister, sollen wir den Atem regulieren? Worauf sich der obenerwähnte Keizan aus tiefem Mitgefühl bemüßigt sah, ein paar weitere Hinweise zu geben:

    Zitat

    Benutze diese Methode, um den Atem zu harmonisieren: öffne für eine Weile deinen Mund, und wenn ein langer Atemzug kommt, atme lang; wenn ein kurzer Atemzug kommt, atme kurz. Harmonisiere allmählich deinen Atem und folge ihm auf natürliche Weise. Wenn die Zeitabstände leicht und natürlich werden, verlagere dein Atmen still zur Nase.


    Wenn Atem und Geist nicht übereinstimmen, treten bestimmte Symptome auf. Dein Geist sinkt ab oder steigt auf, wird undeutlich oder scharf, wandert außen im Raum oder innerhalb des Körpers herum, sieht Abbilder von Buddha oder von Bodhisattvas, gebiert verdorbene Gedanken oder versucht, die Lehren der Sutren zu verstehen. Wenn diese Symptome bei dir auftreten, heisst das, dass dein Geist und dein Atem nicht in Harmonie sind. Wenn du diese Probleme hast, lass deinen Geist zu beiden Fußsohlen sinken. Wenn der Geist sinkt, richte ihn auf den Haaransatz und zwischen die Augenbrauen. Wenn dein Geist aufgerührt ist, lass ihn auf der Nasenspitze oder im Solarplexus ruhen. Bei gewöhnlichem Zazen lege deinen Geist in deine linke Handfläche.


    Bei verlängertem Sitzen bleibt der Geist auch ohne dies auf natürliche Weise ungestört.


    Die Ratschläge, die Du da zitierst, sind also für den Fall gedacht, dass Geist und Atem nicht in Harmonie sind, was an bestimmten Symptomen erkennbar ist. Dann kann man sich mit solchen hōben (upāya) behelfen. Kann man - muss man aber nicht. Wenn der Geist sinkt, dann sinkt er eben und wenn er steigt, dann steigt er halt. Es ist, wie es ist. Bei verlängertem Sitzen bleibt der Geist auch ohne solche Tricksereien auf natürliche Weise ungestört.


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    Tychiades:

    Hat alles nichts mit Zen zu tun.


    Er gibt immerhin Dokusan - 50 Minuten nur $ 125. Etwas teurer das Online-Retreat für $ 175, das geht dann aber auch drei Wochen. Das Real-Life-Retreat hingegen exakt kalkulierte $ 231,96 (ohne Unterkunft und Verpflegung) - dauert aber nur 3 Tage. Ein Schnäppchen hingegen die App ("works on iPhone, Android, Mac and PC") für die schnelle 'Mindfulness Meditation' zwischendurch ($ 12,99/Jahr).


    Learn Zazen for fun and profit!


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    Keizan Jokin:

    Wenn Atem und Geist nicht übereinstimmen, treten bestimmte Symptome auf. Dein Geist sinkt ab oder steigt auf, wird undeutlich oder scharf, wandert außen im Raum oder innerhalb des Körpers herum, sieht Abbilder von Buddha oder von Bodhisattvas, gebiert verdorbene Gedanken oder versucht, die Lehren der Sutren zu verstehen. Wenn diese Symptome bei dir auftreten, heisst das, dass dein Geist und dein Atem nicht in Harmonie sind. Wenn du diese Probleme hast, lass deinen Geist zu beiden Fußsohlen sinken. Wenn der Geist sinkt, richte ihn auf den Haaransatz und zwischen die Augenbrauen. Wenn dein Geist aufgerührt ist, lass ihn auf der Nasenspitze oder im Solarplexus ruhen. Bei gewöhnlichem Zazen lege deinen Geist in deine linke Handfläche. Bei verlängertem Sitzen bleibt der Geist auch ohne dies auf natürliche Weise ungestört.


    (aus dem Zazenyojinki).


    Ebenfalls empfehlenswert das Fukan Zazen Gi. Beachte - dort steht: "Drücke die Spitzen deiner Daumen aneinander" (diese deutsche Übersetzung folgt Carl Bielefeldts englischer Übersetzung des Originals). Wie hier schon geschrieben ist es besser, die Daumenspitzen nur sanft ohne Druck gegeneinander zu legen, so dass sie sich leicht berühren.


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