Beiträge von Sudhana im Thema „Ein paar Fragen zum Zazen.“

    Stawrogin:

    Und zur Rezitation die Morpho erwähnt. Ist das üblich im Zen? Vor jedem Zazen die dreifache Zuflucht auszusprechen und nach dem Zazen das Bodhisattwa Gelübde?


    "Üblich" ist es nicht. Auch zu dem Soto-Handbuch bei Zensplitter, das @Morpho erwähnt hat, wäre anzumerken, dass dies den Standard für die Soto-Schule darstellt - d.h. das, was an den Haupttempeln Eiheiji und Sojiji derzeit üblich ist. Aber auch in der Sotoshu ist es jedem Leiter eines Tempels freigestellt, diesen Standard so abzuändern, wie es ihm sinnvoll erscheint. Eine zentral vorgeschriebene Liturgie wie in einer katholischen Messfeier gibt es da nicht.


    Auch in Japan wird von dieser Freiheit Gebrauch gemacht - im Westen den anderen kulturellen Bedingungen entsprechend natürlich mehr. Insbesondere die Zahl der Rezitationstexte und die insgesamt für Rezitationen aufgebrachte Zeit ist deutlich reduziert. Aber auch im Westen ist man bestrebt, allzu exzessiven Wildwuchs zu vermeiden.


    Grundsätzlich sind Zazen und Fugin (Rezitation) unterschiedliche Formen der Zenübung. Ob man nun zu Hause nur Zazen oder Zazen und Fugin übt, bleibt jedem selbst überlassen - Deine Zendo, Deine Regeln ...

    Stawrogin:

    Und darf ich die Dreifache Zuflucht auch in Pali aussprechen


    Wenn Du in einer Praxisgemeinschaft übst (und rezitierst), richtest Du Dich nach den Regeln der Gemeinschaft. Ansonsten auch hier: Deine Zendo, Deine Regeln. Wobei es schon sinnvoll sein kann, sich die Regeln der Gemeinschaft anzueignen - um der Übung willen. Übrigens wird in vielen westlichen Zen-Linien (btw. auch in meiner) die Zufluchtnahme auf Pali rezitiert. Das ist so etwas wie ein implizites Bekenntnis zur traditionsübergreifenden Gemeinschaft der Buddhisten.

    Stawrogin:

    Und bei dem Bodhisattwa Gelübde habe ich noch so meine kleinen Probleme, da ich ja sehr viel Pali-Kanon lese und auch sehr mit der Theravada Tradition sympathisiere.


    Ich vermute mal, Du meinst hier den Vers der 'großen' vier Gelübde (shi gu sei gan mon) - der wird ohnehin in der Regel nach dem Abschluss eines Lehrvortrags / Teisho rezitiert, also nicht im Zusammenhang mit Zazen. Man rezitiert die Bodhisattva-Gelübde nur, wenn es einem ernst damit ist. Einen Zwang gibt es da nicht - auch nicht in einer Praxisgruppe. Das ist wie bei den Christen auch - aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, bin ich gelegentlich Gast bei einem christlichen Gottesdienst. Wenn da das 'Vaterunser' gesprochen wird, stehe ich natürlich auch auf, aber ich spreche nicht mit. Niemand hat damit ein Problem ...


    Ansonsten verstehe ich Dein Problem nicht so recht. Hast Du denn den Eindruck, die Bodhisattva-Gelübde stünden irgendwie im Widerspruch zu dem, was im Palikanon als Praxis empfohlen wird? Und wenn ja, inwiefern?

    Stawrogin:

    Jedenfalls ist das alles nötig um Zazen auszuüben?

    Nein. Nötig ist dazu nur ein halber Quadratmeter Platz, wo Du sitzen kannst ohne angerempelt zu werden und wo Du Anderen nicht im Weg bist.

    Stawrogin:

    Ich meine, irgendwie ist es auch gelogen wenn ich die Dreifache Zuflucht nehme..denn ich Vertraue nicht zu 100% in Buddha (Noch nicht, ich müsste lügen) und einer Sangha gehöre ich auch nicht an.


    Dann kannst Du gar nicht wirklich Zuflucht nehmen und dann wiederum solltest Du auch gar nicht so tun "als ob". Ich kenne eigentlich keine Zen-Sangha, in der man nicht einfach als (ggf. auch zahlender) Gast mitsitzen kann, wenn man halt nicht mehr will als das. Wenn man da zu irgendetwas gedrängt wird, ist man an keiner guten Adresse und sollte sich was Anderes suchen. Von Seiten Deiner Mitübenden ist das Verständnis von Sangha ohnehin etwas anders, als beim Theravada (jedenfalls, wenn sie schon etwas länger ernsthaft üben). Dann gehörst Du für sie zur Sangha - dazu must Du keine Prüfungen ablegen und keine Bekenntnisse rezitieren. Schon gar keine Lippenbekenntnisse.


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