Beiträge von Obladi Oblada im Thema „Alleinsein-Einsamsein“

    Hallo Son,


    einiges von dem, was du schreibst, kenne ich sehr gut aus eigener Erfahrung.
    Auch ich war in meiner Jugend mit einer sozialen Phobie „gesegnet“ und in Tendenzen nehme ich die auch heute noch wahr. Mittlerweile kann ich aber gut damit umgehen und einsam bin ich schon lange nicht mehr, wobei ich auch nach wie vor gern allein bin und viel Zeit für mich selber brauche.


    Ich hatte es früher schwer, Kontakte zu knüpfen bzw. ich ließ viele Kontakte gar nicht zu. Wie du war ich der Meinung, dass alle um mich herum oberflächlich sind und ich mit ihnen nichts anfangen könne. Im Grunde genommen kann man durchaus sagen, dass ich „versnobt“ war und mir keine(r) gut genug war. Es reichte schon ein anderer Musikgeschmack, sodass ich mir sicher war „Der nicht!“


    Erst im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass im Grunde jeder Mensch in meiner Umgebung es wert ist, sich für ihn zu interessieren. Die anderen sind so lange oberflächlich, so lange man sie nicht näher an sich ranlässt. Ich habe öfter die Erfahrung gemacht, dass ich grad mit jenen gut kann, die ich bei nur einer Begegnung nie in nähere Betracht gezogen hätte. Die Dinge brauchen einfach Zeit und Liebe auf den ersten Blick oder auch nur Freundschaft auf den ersten Blick ist eher selten. Und im Gegensatz zu dir ist meine Erfahrung eher die, dass die meisten Menschen um einen herum sehr hilfsbereit und entgegenkommend sind, wenn man sich nur öffnet.


    Mit 50 zählst du heute außerdem noch lange nicht zum alten Eisen, aber selbst für ältere Menschen jenseits von 60 und 70 war es noch nie so einfach wie heute, neue Kontakte zu knüpfen. Mit Partnerschaftsvermittlungen habe ich keine Erfahrungen und ich würde mich auch nie auf einer solchen Plattform anmelden oder Geld dafür ausgeben. Ich habe meinen Mann wie Doris in einem Internetforum kennengelernt (nicht Buddhaland) sowie auch andere Menschen. Bei mir war es außerdem so, dass ich Menschen - sei es via Internet oder in RL - dann kennengelernt habe, wenn ich nicht krampfhaft nach jemandem „gesucht“ habe, sondern ganz was anderes im Sinn hatte. Vermutlich ist es so, dass man, wenn man verkrampft nach einem Partner oder nach Freunden sucht, zu viele Menschen von vorneherein „ausblendet“, weil ja alles genau passen muss, ehe man sich auf jemanden einlassen will. Denkt man nicht an eine Beziehung, ist man offener gegenüber anderen, nicht so kritisch und voreingenommen. Zumindest ist es wohl bei mir so.


    „Wenn du einen Freund willst, dann sei ein Freund.“ Das klingt abgedroschen und nach Poesiealbum oder „Fragen Sie Frau Brigitte“, aber m. E. ist sehr viel Wahres dran.


    Viel Glück auf deinem Weg!