Beiträge von lubob im Thema „"Zen den Menschen in Europa zugänglich machen" - 50. Jubiläum Deshimarus Ankunft in Europa“

    Tsu Mie:


    Zu meiner letzten Frage: Soto-Zen ist in Europa offiziell nicht überall vertreten. http://global.sotozen-net.or.j…les/outside_jp/index.html Frankreich und Deutschland sind von der Anzahl der Dojos stark vertreten. Ist das auf institutioneller Ebene eher ein Konkurrenzding oder eher partnerschaftliches Zusammenarbeiten? Wie wird das erlebt?


    Bevor ich jetzt weiter aushole: War deine Formulierung "Soto-Zen ist in Europa offiziell nicht überall vertreten" ein Lapsus? Soto-Zen ist nicht Soto Shu ...


    Über das, was ich als "institutionelle Ebene" bezeichnen würde, also Soto Shu, AZI, DZV kann ich nichts sagen. Auf der Praxisebene zwischen Dojos und Gruppen erlebe ich es als partnerschaftlich. Dogmatiker gibt es aber natürlich überall.

    Tsu Mie:

    Zu einer Aussage im Text hätte ich noch eine Frage:

    Zitat

    In den 40 Jahren seit Beginn der Soto-Zen-Aktivitäten in Europa kam es zu Abweichungen von der authentischen Lehre, was schließlich zu einer Neugründung der Soto-Zen-Niederlassung in Europa führte.

    Wer oder was ist da abgewichen?


    Aus Sicht der Soto-Shu ist alles, was nicht ihren traditionellen Vorstellungen entspricht eine Abweichung. Für sie ist Zen identisch mit ihren unzähligen Zeremonien, Rängen, Titeln, Zertifikaten, bunten Hüten etc.. So wie für viele Erzkatholiken das wahre Christentum nur mit Rom, Latein und Weihrauch verkörpert werden kann.


    Aber das ist jetzt nur meine persönliche Sicht. Eine andere ist die von Olivier Wan Genh, der selbst Deshimaru Schüler war, heute aber die Japanisierung des europäischen Zen wahrscheinlich am energischsten voran treibt. Auf seiner Webseite ist man vor ein paar Jahren einmal sogar soweit gegangen, Deshimarus Darstellung des Zen in Japan als "bis zur Karrikatur verzerrt" zu bezeichnen.


    Wie schwer sich manche in der AZI und in der Soto-Shu heute mit Deshimaru tun, kommt übrigens auch in den aktuellen offiziellen Flyern und Plakaten zum Ausdruck. Der Titel lautet nämlich "50 Jahre Ankunft des Soto-Zen in Europa" obwohl das, was da begangen wird, in Wirklichkeit der "50ste Jahrestag der Ankunft von Meister Deshimaru" ist und das wäre auch der korrekte Titel.


    Ich persönlich sehe das ganze aber recht entspannt. Zen ist ein Garten mit vielen Blumen :)

    Tsu Mie:


    - Wie stark/wichtig schätzt Ihr die deutsche Sōtō-Gemeinschaft ein?
    [...]
    http://global.sotozen-net.or.j…gional_office/europe.html


    Statistisch gesehen dürfte die Deshimaru-Linie in Europa die mit weitem Abstand dominierende Linie sein. Aber m.E. gibt es keinen Zusammenhang zwischen Statistik und spiritueller Relevanz oder Qualität. Ich finde, dass "stark/wichtig" keine Kriterien sind, die man an die Praxis anlegen kann oder sollte. Nicht ohne Grund gibt es einige Zen-Geschichten über Meister, die nur einen oder gar keinen Schüler hatten.


    Deswegen berührt mich der Text der Sotoshu sehr unangenehm, den du verlinkt hast.


    Da wird Soto-Zen mit der Sotoshu gleichgesetzt, da geht es darum, Zen im Westen als Religion zu etablieren, da wird über die Zahl von Tempeln schwadroniert und alles dreht sich darum, wie man sich noch weiter ausbreiten, noch mehr Priester zertifizieren kann etc.


    Ich lese das staunend und stelle fest, dass das alles mit meiner Praxis nichts zu tun hat.