Beiträge von fotost im Thema „A.II.23-26 Falsche Aussagen“

    void:

    ...
    Ich habe den Verdacht, "Deutung" könnte hier eine falsche Übersetzung sein.


    Denn "Deutungsbedürftigkeit" ist ja nicht, was einer Lehhrede innwohnt, sondern etwas was stark von Zuhörer und seinen Fähigkeiten abhängt. Es reicht ja schon, wenn der andere einen Begriff nicht kennt. und wenn ich jemanden etwas erzähle, weiss ich ja im Allgmeinen nicht, welche Begriffe er kennt, und wo ich etwas Erklärendes zur "Verdeutlichung" hinzufügen muss. Jemand - weil er Begriffe vorraussetzt, die der andere nicht kennt - vorzuwerfen er mache "falschen Aussagen über den Vollendeten" macht für mich überhaupt keinen Sinn.


    Von daher nehme ich an, dass das Wort das hier mit "Deutung" übersetzt ist, nicht die Informationsweitergabe betrifft, sondern die "Ausdeutung" bzw. "Auslegung" nach Situation.


    Ok, zur Frage Übersetzung kann ich mangels Fachwissens nichts beitragen, aber die Grundidee Deines Einwurfs verstehe ich. Kommunikation setzt irgendwie Sender und Empfänger, Botschaft und Aufnahme der Botschaft voraus.


    'Zuhörer und seine Fähigkeiten', 'Kenntnis von Begriffen' - das hängt ja alles stark von Zeit und Ort ab. 1925 haben vielleicht 5% der Menschen hier einen Führerschein gehabt, heute vielleicht 60%. Der Begriff 'gay' hat 1870 etwas anderes bedeutet als 1950 oder heute.

    Danke Tychiades,


    Du hast einige meiner Ausgangsfragen aus Deiner Sicht beantwortet


    fotost:

    eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne


    • Was ist das?
    • Wer entscheidet es?
    • Ändert sich das im Lauf der Zeit? Bei Änderungen von Sprache? Bei kulturellen Umwälzungen?
    • Ändert sich das möglicherweise von Ort zu Ort?
    • Von Schule zu Schule?


    Was ist eine auslegungsbedürftige Lehrrede?


    Tychiades:

    Es ist doch zunächst zu erkennen, ob eine Lehrrede vorliegt, die der Deutung bedarf und worin dieser Bedarf genau besteht.
    Das ist ja schon mal nicht einfach..


    Ich stimme Dir zu. Es ist nicht einfach. Auch die Frage nach dem Bedarf muß geklärt werden. Reicht persönliches Unbehagen, Unzufriedenheit aus? Reicht es aus, wenn vermeintlich in unterschiedlichen Lehrreden unterschiedliche Kernideen erkannt werden?


    Wer entscheidet darüber, ob eine Lehrrede auslegungsbedürftig ist?


    Tychiades:

    Das ist ja schon mal nicht einfach, denn man muss da bereits zu den "Verständigen" gehören.


    Entschuldige bitte, aber das ist reines Ausweichen. Wer ernennt innerhalb des Buddhismus (so wie Du Buddhismus verstehst) 'Verständige'?


    Ich bin 'verständig'! Ich verstehe das, was ich verstehe ;)
    Du verstehst das, was Du verstehst,
    XYZ verstehst das, was XYZ verstehst....


    Tychiades:
    fotost:

    ...
    Katholiken haben es einfach. Bei ihren Texten, die man so oder so sehen kann, haben sie eine letzte Instanz, die verbindliche Auslegungen liefern kann.


    Richtig. Und wenn man das für ausreichend hält, dann braucht man auch nicht verstehen, sondern blinder Glaube genügt. Aber genau da setzt ja eingangs das Ganze an:
    auch wer blind vertraut aus Unverstand macht falsche Aussagen. Das hat sich ja die Rechtslehre zu eigen gemacht, in dem sie sagt: Unkenntnis (in die Gesetze) schützt nicht vor Strafe.
    Und für einen Christen, auch wenn er Katholik ist, ist das auch nicht das, was das Christentum letztlich erfordert - man muss schon an die Grenze des Verstehens gehen und auch kommen, um dann blind zu vertrauen. Vertrauen ist ja immer blind - aber der Unterschied besteht eben darin, aus Verstand zu Vertrauen (oder aus Unverstand).


    LOL..


    Ich sehe hier einen ganz wesentlichen Punkt.


    Tychiades:

    auch wer blind vertraut aus Unverstand macht falsche Aussagen


    Kann es sein, daß Menschen blind vertrauen, nicht aus Unverstand, sondern aus der tiefen Einsicht, daß einige Fragen einfach nicht geklärt werden können? Vielleicht aus so etwas wie kindlichem Vertrauen heraus?


    (Was hat Katholizismus mit Christentum zu tun? ) :angel:

    Falls es möglich ist, würde ich die Betrachtung des Textes gern auf den Teil Deutung beschränken.


    Über den ersten Bereich 'Gesprochenes, Nichtgesprochenes; Gelehrtes, Nichtgelehrtes' wurde ja schon umfangreich unter der Überschrift Frühbuddhismus diskutiert.


    Aber ich habe natürlich den ganzen Text zur Betrachtung eingestellt

    Tychiades:
    fotost:

    Bedarf dieser Kommentar möglicherweise der Deutung? :grinsen:


    Nein. Aber deine Fragen solltest du kommentieren, denn der Sinn der Lehrrede ist ja offensichtlich und deine Fragen bedürfen also der Deutung. Das kannst aber nur du hier machen.


    Der Sinn der Lehrrede ist klar


    Zitat

    Zwei, ihr Mönche, machen keine falschen Aussagen über den Vollendeten. Welche zwei?


    • Derjenige, der eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne für eine ebensolche erklärt; und
    • derjenige, der eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne für eine ebensolche erklärt.


    Diese beiden machen keine falschen Aussagen.


    Daraus folgert aber zuerst einmal nichts über die Anwendung dieses Gedankens (Praxis). Wenn schon der Kommentator K: es für nötig hält an Beispielen anzugeben, was gemeint sein könnte (und damit deutet, hin-deutet, eine Richtung der Betrachtung angibt) halte ich es für legitim dies zu erweitern.


    Wovon hängt Deutung ab, darf Deutung abhängen? Das fängt schon mit der Erklärung der Deutungsbedürftigkeit eines Textes an.


    Katholiken haben es einfach. Bei ihren Texten, die man so oder so sehen kann, haben sie eine letzte Instanz, die verbindliche Auslegungen liefern kann.


    http://www.palikanon.com/angutt/a02_022-042.html#a_ii23


    Zitat

    eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne


    • Was ist das?
    • Wer entscheidet es?
    • Ändert sich das im Lauf der Zeit? Bei Änderungen von Sprache? Bei kulturellen Umwälzungen?
    • Ändert sich das möglicherweise von Ort zu Ort?
    • Von Schule zu Schule?


    Eure Meinungen würden mich interessieren