Sherab Yönten:
void:
Aber während den meisten Leute im Westen natürlich die wechselhafte und ambivalente Geschichte des Papsttums vor Augen steht, wird ist einem die durchaus oft blutige Geschichte der Dalai Lamas vielen natürlich nicht so bewusst.
Die sind mir tatsächlich nicht so bewusst. Kannst Du da näher drauf eingehen? Ich weiß, dass es in der tibetischen Geschichte mal einzelne Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Schulen gab. Im Großen und Ganzen waren das aber (nach meinem Kenntnisstand) friedliche Auseinandersetzungen und keine kriegerischen (blutigen). Jedenfalls keine kriegerischen in dem Sinne, dass sich einzelne Armeen gegenüberstanden.
Blutig muß wohl nicht immer militärische Auseinandersetzung bedeuten.
Ich fürchte, dies kann ein Sprung zurück im Thread sein vor die Stelle, wo die Frage nach der absoluten Beweisbarkeit einer Geschichtsschreibung angesprochen wurde.
Wahrscheinlich würden Quellen aus der VR China auf gewaltsame Unterdrückung von Bauern, Tempelsklaverei und angebliche Folterkeller in Klöstern hinweisen und hunderte Fotos, Zeugenaussagen und andere Dokumente bringen.
Was aber hat das mit dem DL heute zu tun? Der hat als 15Jähriger in Tibet sein Amt verloren. Auch wenn er als 4Jähriger formal Oberhaupt vieler Tibeter wurde, die dem Buddhismus folgten dürfte er kaum je die Chance gehabt haben, davon Gebrauch zu machen. Bis zu seinem endgültigen Exil 1959 war der immer noch sehr junge DL vollkommen vom Wohlwollen der VR chinesischen Machthaber abhängig.
Der jetzige und vielleicht letzte DL muß ausschließlich unter dem Aspekt betrachtet werden, wie er sich als Mensch in relativer Freiheit verhalten hat und verhält.
Ich bin in meiner Haltung durchaus gespalten. Einerseits ist seine Bereitschaft zum Dialog mit Vertretern anderer Lehren und zur Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften absolut positiv. Auf der anderen Seite ist mir ganz einfach das Gemauschel mit den Mächtigen der Welt suspekt.
Wenn er in meiner Nähe eine Wohnung mieten möchte - bitte. Er würde wahrscheinlich ein netter Nachbar sein. Wenn vor seiner Tür ein paar Autos mit Mitarbeitern des CIA, der chinesischen Sicherheitsorgane und vielleicht der deutschen Polizei parken sorgt das vielleicht dafür, daß die Zahl der Einbrüche hier in der Gegend etwas geringer wird..