Beiträge von Sudhana im Thema „Vasubandhu im heutigen Zen“

    Das ist im Zen nicht viel anders als z.B. bei praktizierenden Katholiken. Da stehen auf der Bestsellerliste auch eher Anselm Grün und Hans Küng als Ambrosius von Mailand oder Thomas von Aquin. Etwas anders sieht es bei ordinierten Priestern aus - in Japan ist das ja in der Regel mit einem Studium der Buddhologie verbunden. Da studiert man natürlich die Grundlagentexte, aber in einem akademischen setting. Mein letzter japanischer Dharmavorfahr hat z.B. seinen Bachelor mit einer Arbeit über Dignāga und seinen Master mit einer über das Mahāyānasaṃgraha gemacht, einer umfassenden Darstellung des Yogācāra bestehend aus einem 'Kerntext' Asangas mit Vasubandhus Kommentar.


    Im Westen mus man sich da idR als Autodidakt behelfen, dementsprechend ist das Studium eher unsystematisch und auch weitgehend abhängig von dem, was an Übersetzungen vorliegt. Wenn man sich da nun speziell mit Yogācāra beschäftigt, kommt man natürlich an den Triṃśikā (唯識三十頌) nicht vorbei. Für die Chan- / Zen-Tradition ist jedoch vor allem das in China entstandene Amalgam aus Yogācāra und Tathāgatagarbha-Theorie bedeutend - repräsentiert vor allem durch das Laṅkâvatāra-sūtra (入楞伽經), das *Buddhadhātu-śāstra oder Foxing Lun (佛性論) und das *Mahāyānaśraddhôtpāda-śāstra oder Dasheng qixin lun (大乘起信論). Die beiden letztgenannten Texte werden - mit ziemlicher Sicherheit zu Unrecht - in der chinesischen Tradition Vasubandhu und Aśvaghoṣa zugeschrieben; sie sind auch der Grund, warum beide als 'indische Patriarchen' des Chan / Zen gelten. Während für das *Mahāyānaśraddhôtpāda mehrere englische Übersetzungen (beginnend mit D.T. Suzuki, der auch als erster das Laṅkâvatāra übersetzte) vorliegen, existiert für das Foxing Lun "Vasubandhus" (Autor war wohl eher der als Übersetzer geltende Paramārtha) zwar eine hervorragende Studie mit umfangreichen Zitaten (Sallie B. King), aber leider noch keine Gesamtübersetzung. Das Abhidharmakośa (阿毗達磨俱舍論) tut sich außerhalb der akademischen community wohl kaum jemand freiwillig an ...


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