Beiträge von Sudhana im Thema „Meinungen zur Zeitschrift "Buddhismus Aktuell"?“

    Baika:

    Ich bitte um Meinungen, Kritik und/oder Lob. :)


    Ich habe die Entwicklung der 'Buddhismus Aktuell' von Anbeginn an, d.h. seit sie die 'Lotusblätter' abgelöst hat, recht nahe verfolgt. Die 'Lotusblätter' hatten noch sehr stark den Charakter einer Vereinszeitschrift, während die damals neu engagierte Chefredakteurin Michaela Doepke deutlich auf das Konzept einer Publikumszeitschrift setzte, die auf ein breites Leserpublikum (d.h. auch auf Nichtbuddhisten) zielt. Damit dann auch auf Vertrieb über den Zeitschriftenhandel, z.B. an Bahnhöfen etc. Mir war das dann oft zu flach und zu hochglanz-bunt, zu sehr Regenbogenpresse (halt mit Dalai Lama und Thich Nhat Hanh als Promis). Was noch akzeptabel gewesen wäre, wenn es denn tatsächlich auch nennenswerten Zuspruch auf dem Zeitschriftenmarkt gefunden. Tatsächlich war (und ist) die BA darauf angewiesen, dass ihr Abonnementspreis praktisch Teil des Mitgliedsbeitrags der DBU-Einzelmitglieder ist. Das hat dann auch immer stark die Ertragslage der Zeitschrift (die ja Indiz für ihre Akzeptanz beim Publikum ist) verschleiert. Als rein kommerzielles Produkt (d.h. unabhängig von dafür entsprechend verringerten Einzelmitgliedsbeiträgen) war und wäre auch heute die BA nicht mE lebensfähig.


    Dass BA und DBU-Einzelmitgliedschaft ein nicht aufschnürbares 'Paket' ist bedeutet also, dass die Zeitschrift durch die Mitgliedsbeiträge zwangssubventioniert ist. Dadurch ergibt sich natürlich auch ein gewisser Anspruch, DBU-internen Themen angemessenen Platz einzuräumen. Hinzu kommt, dass eine stark am allgemeinen Publikum orientierte Zeitschrift für weite Teile des 'Fachpublikums' (wenn ich die DBU-Mitglieder mal als solche ansprechen darf) nicht hinreichend interessant ist.


    Es ist sicher nachvollziehbar, dass diese Lage auch zu Konflikten zwischen Chefredaktion und deren Konzeption der Zeitschrift einerseits und der DBU als Herausgeber andererseits geführt hat. Kontrovers beurteilt wurde z.b. der Wunsch, über die BA den innerbuddhistischen, traditionsübergreifenden Dialog zu fördern und (im Zweifelsfall auch kontrovers) auszutragen - Beispiel dafür ist dieser Artikel von Franz-Johannes Litsch, der erst nach erheblichen Diskussionen erscheinen konnte - mit einer unübersehbaren Distanzierung der Redaktion versehen. Um solche Konflikte zu vermeiden und auch um ein etwas anderes Publikum anzusprechen hatte ich seinerzeit den Vorschlag gemacht, parallel zur BA ein Jahrbuch oder eine jährlich erscheinende Zeitschrift mit inhaltlich gehobenem Anspruch herauszugeben - etwa in der Art wie die seit 2004 im Buddhistischen Studienverlag erscheinende Reihe 'Form ist Leere - Leere Form'. Inbesondere hätte man damit diverse (natürlich entsprechend aufbereitete) Beiträge zum DBU-Studienprogramm und zu den DBU-Kongressen einer nachhaltigen Verwertung zuführen und einem größeren Publikum präsentieren können. Die Produktionskosten wären im Vergleich zu einer BA-Ausgabe geringfügig gewesen - kein Farbdruck, kein hochwertiges Papier. Leider fand die Idee nicht hinreichend Unterstützung.


    Mit Übernahme der Redaktion durch Ursula Richard hat sich das Konzept dann natürlich geändert. Am augenfälligsten durch den Wegfall der alten 'Schubladen' Theravada, tibetischer Buddhismus und Zen. Insgesamt ist (nicht nur damit) das inhaltliche Konzept traditionsübergreifender geworden (was natürlich im Sinn des Selbstverständnisses der DBU ist) und auch nach meinem Dafürhalten inhaltlich etwas anspruchsvoller - wobei das grundsätzliche Konzept einer Publikumszeitschrift nicht nur für buddhistische Leser beibehalten wurde. Das ist ein Spagat, der gar nicht so einfach durchzuhalten ist. Ich finde, Frau Richard macht da insgesamt eine gute Arbeit.


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