Beiträge von Sudhana im Thema „Diskussionen und Dispute“

    Raphy:

    Wer weitere solche Stellen kennt, wo von unendlichem, leuchtendem Bewußtsein die Rede ist, ich wäre interessiert. :)

    Da wirst Du vor allem im Mahāprajñāpāramita Sūtra fündig. Aber ich vermute, Du meinst im Palikanon. Da würde ich nun an A.I.10 denken.


    Wobei ich nicht so recht weiss, warum Nyanatiloka/Nyanaponika da pabhassara mit "lauter" übersetzen - immerhin weisen sie selbst in der Anmerkung darauf hin, dass pabhassara "leuchtend" heisst. Ist sicher der klassischen Theravada-Kommentarliteratur geschuldet, die das wohl als Gegenstück zu Befleckungen (upakilesa), die wörtliche Bedeutung ignorierend, interpretierte. Wobei es mE eigentlich näher läge, hier einen Bezug zur adjektivischen Bedeutung von citta (leuchten, glänzen) zu sehen.


    Andererseits lösen sie sich vom Kommentar wenigstens so weit, dass sie 'citta' als Substantiv mit 'Bewusstsein' übersetzen (wobei im Text allerdings kein viññāṇaṃ steht, sondern eben citta) und nicht - wie der Kommentar - ein 'Unterbewusstsein' (bhavangacitta) daraus machen.

    Raphy:

    Ich weiß auch nicht was ich davon halten soll.

    Wenn Du es wahrnimmst, weisst du es. 8)


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    mukti:
    Zitat

    ‘venayiko samaṇo gotamo, sato sattassa ucchedaṃ vināsaṃ vibhavaṃ paññāpetī’ti.

    "Sattassa" bzw. "Satta" bedeutet soviel wie "Atta":
    http://palikanon.com/wtb/satta.html
    http://www.palidictionary.appspot.com/browse/s/satta


    Die Begriffe satta, atta, puggala und jiva sind nicht wirklich deckungsgleich und Nyanatiloka behauptet auch lediglich, dass der Begriff (wie die anderen) "oft im Sinne einer 'Ich-Wesenheit' gebraucht" wird.


    Sattasa ist der Gen. sg. von satta (Vedisch und Sanskrit sattva) und bedeutet konkret 'Lebewesen' bzw. abstrakt 'Wesen'. Der abstrakten Bedeutung entspricht als Gegenteil 'nissatta' (wesenlos, substanzlos). Sato ist ebenfalls Gen. sg. von sant - existieren. Bei 'sato sattassa' ist also von 'existierenden Wesen' oder 'existierenden Lebewesen' die Rede, deren Abschneiden, Zerstörung, Nicht-Sein (ucchedaṃ vināsaṃ vibhavaṃ) - so der Vorwurf - deklariert wird (paññāpetī ti). Deswegen wird der Asket Gautama (samaṇo gotamo) 'Nihilist' (venayiko) genannt.


    Nun sollte man zunächst das venayiko (oder ucchedavādo) nicht mit dem abendländischen Nihilismus-Begriff verwechseln. Was nun tatsächlich mit diesem Vorwurf gemeint war, ergibt sich nicht ohne weiteres (und auch nicht zweifelsfrei) aus dem Kontext. Eine mögliche (und wie ich finde interessante) These vertritt dieses Papier.


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