Beiträge von Baika im Thema „Buddhismus im realen Leben“

    Son,


    das Thema beschäftigt Dich sehr. Ich schlage daher vor, dass wir uns auf mögliche Lösungsansätze für Deine konkreten Situationen einlassen.
    Da Du ein sehr aufmerksamer Mensch bist, würde ich Dir raten, dass Du Dir -in einem ersten Schritt- typische Gesprächsverläufe bewusst machst.
    In einem zweiten Schritt solltest Du Dir bewusst formulierte Reaktionen/Antworten verinnerlichen.


    Ich möchte Beispiele bringen, um Dir vielleicht hilfreiche Denkanstöße zu bieten. Ich muss nicht erwähnen, dass es DIE passende Generalantwort für alle denkbaren Situationen leider nicht gibt.


    1. Offen Deine buddhistische Überzeugung nach außen kommunizieren: Ich bin Buddhist und versuche mich an bestimmte ethische Verhaltensregeln zu halten, was u.a. bedeutet, über keinen Mitmenschen schlecht zu reden. Daran anschließend würde ich einen konkreten positiven Ich-Bezug formulieren, wie: Man wird täglich mit so vielen negativen Nachrichten konfrontiert, seien es die Konflikte in der Welt oder eben die Verfehlungen der Mitmenschen. Das alles lasse ich nun nicht mehr so oft und ungefiltert an mich heran…und was soll ich sagen? Ich fühle mich dadurch besser, habe bessere Laune und komme leichter durch den Tag.
    In dieser Art, würde ich aus der Ich-Perspektive schreiben… so wie, wenn Du sagen würdest, wegen meinem Reizdarm, habe ich empfohlen bekommen Flohsamen zu essen….und es wirkt.


    Ich denke, dass das ein lohnenswerter Kommunikationsansatz sein könnte, da Du bei Dir bleibst und von Deinen gemachten Erfahrungen berichtest.


    Für andere Lästermäuler kann wiederum eine buddhistische Redewendung das richtige „Mittel“ sein. Beispiel: Andere Menschen sind nicht ich.
    Gemeint ist damit, ich kann mir kein Urteil erlauben, weil ich nicht der Körper/Geist des Anderen bin.


    2. Offene W-Fragen: Wie meinst Du das? Wie kommst Du darauf? Du zwingst dadurch das Lästermaul zu weiteren Erklärungen…was dann allzuoft in Erklärungsnöte mündet. Gerade wenn es um Gerüchte geht… Vermeide auf jeden Fall die Frage „Bist Du Dir sicher?“, denn Du wirst dann immer ein „Ja“ entgegnet bekommen und dann erwartet das Lästermaul Dein Urteil dazu.


    3. Beschäftige Dich direkt mit dem Motiv, weshalb das Lästermaul lästert. Gar nicht auf das Gerücht/Geläster eingehen. Sprich das Lästermaul direkt, aber mitfühlend an: Dich scheint das ganz arg zu belasten… Du bist ganz schön wütend auf… dann wieder den Ich-Bezug. Ich hatte in meiner Kindheit auch ganz große Wut/Ärger auf/mit meinem älteren Bruder…das hat mich ganz schön belastet…ich hatte auch lange niemanden, um darüber zu reden… Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und ein direktes Gespräch gesucht…und ich bin ganz positiv überrascht worden….


    Diese 3 Kommunikationswege sollen eine Anregung sein. Vielleicht steuert noch jemand weitere bei…


    Klingt das für Dich machbar oder welche Widerstände tauchen bei Dir spontan auf?

    Son:

    Im beruflichen Alltag sich davon abzugrenzen ist eine der größten Herausforderungen, aber auch im Privatleben, es scheint keine andere Themen zu geben als sich über andere herzuziehen

    Ja, diese Erfahrung habe ich auch sehr oft gemacht.
    Ich 'deute' dieses Verhalten immer als ein "Mangelgefühl". Es ist der Mangel des nicht richtig Angenommenseins - der 'Schrei nach Liebe'.
    Dann kann ich dem "Lästermaul" mit Mitgefühl und Wertschätzung begegnen. Je höher das "Lästerlevel", desto mehr Mitgefühl und Wertschätzung wird mir abverlangt.
    Von einer Win-win-Situation würde ich dennoch nicht sprechen :grinsen: