Beiträge von Karnataka im Thema „Wie weit kann die romantische Liebe im Buddhismus gehen?“

    Ich möchte ein paar allgemeine Überlegungen zur Verliebtheit anstellen. Lieber Spiritueller Buddhist, es würde mich freuen, wenn du was damit anfangen kannst.


    Das Gefühl der Verliebtheit kann ein sehr heftiger chemischer Cocktail sein. Vermutlich lässt sich Verliebtheit zwischen Lust und Liebe ansiedeln. Was mich erregt, kann ich mir nicht aussuchen, fürsorgliche Liebe beinhaltet dagegen wesentlich mehr Entscheidung, Autonomie.


    Evolutionär betrachtet entstammt Fürsorglichkeit der Brutpflege, lässt sich mutmaßen, wogegen romantische Liebe auch den evolutionären Wettbewerb, die Balz, einschließt. So gesehen hilft sie, Aufmerksamkeit und Energie auf eine genetisch möglichst vorteilhafte Möglichkeit zu richten und diese Verbindung dann zu sichern. Die Dauer der typisch romantischen Liebe beträgt einige Monate bis längstens 3 Jahre, berichten Wissenschaftler.


    Die biologische Erklärung ist freilich nicht alles, aber eine Grundlage. Diese erklärt, warum Verliebtheit nicht automatisch eine kluge Wahl repräsentiert, die Halt fürs weitere Leben gibt. Wenn ein Mensch äußerst anregend auf mich wirkt, bedeutet dies noch lange nicht, dass mich auch seine Gefühle und Gedanken positiv stimulieren. Dafür braucht es differenzierten sprachlichen Austausch, würde ich meinen. Es bedeutet nicht, dass mein an die Verliebtheit geknüpftes Vertrauen wirklich gerechtfertigt ist. Hier spielen auch kulturelle Faktoren eine Rolle.


    Ich glaube, dass Gefühle einerseits total wichtig sind, denn ohne sie wäre alles egal. Richard David Precht spricht im Zusammenhang mit dem magischen Zustand der Verliebtheit von der Bedeutung, die wir uns selbst schenken, indem wir einander Bedeutung schenken. Und was wäre eine Beziehung ohne tiefe Bedeutung, die der Partner für mich hat? Auch gibt es keinen Grund, Erotik schlecht zu reden.


    Dennoch ist auch Skepsis angebracht. Damit zum "Buddhismus". Der Dalai Lama nennt folgende Kritik an der romantischen Liebe:


    • Die Idealisierung der romantischen Liebe schafft Fantasien, die unerreichbar sind und führt deshalb zwangsläufig zur Frustration.
    • Man kann durch Lust und Leidenschaft sein geistiges Gleichgewicht verlieren – nicht viel anders, als dies bei Ärger oder Hass der Fall ist. Denn manche Gefühle hängen davon ab, ob unsere eigenen Ziele und Wünsche erfüllt werden. So kann der romantischen Liebe auch eine Tendenz zum Destruktiven innewohnen. Solange die anderen unsere Erwartungen erfüllen, ist alles gut, aber wenn sie es nicht tun, kann sich die anfängliche Begeisterung sogar sehr radikal in Wut, Abneigung oder gar Hass verkehren.
    • Romantische Glücksgefühle verflüchtigen sich, wie bereits erwähnt, nach einer gewissen Zeit. Eine Beziehung, die sich nur auf die anfängliche Leidenschaft stützt, ist daher sehr labil und unbeständig.